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@grar.de Aktuell - 21.12.2001

Thüringen: Waldzustandsbericht vorgestellt

Nadelbäume sind gesünder als Laubbäume


Erfurt (agrar.de) - 'Die Waldschadenserhebung 2001 weist in Thüringen 28 Prozent
der Waldfläche als deutlich geschädigt (Schadstufen 2 – 4), 44 Prozent als schwach
geschädigt (Schadstufe 1) und 28 Prozent ohne Schadmerkmale (Schadstufe 0) aus.
Dieses Inventurergebnis ergibt in etwa das gleiche Bild wie im Jahr 2000.' Das
erklärte der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr.
Volker Sklenar, anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2001.

Wie auch im Jahr zuvor wurde die Waldzustandserhebung wieder als Vollstichprobe im
4 x 4 km–Raster durchgeführt. Dabei wurden 8.232 Probebäume auf 343 systematisch
über die Waldfläche Thüringens verteilten Aufnahmepunkten begutachtet.

Die mittlere Kronenverlichtung ist von 20,2 Prozent im Jahr 2000 auf nun 20,7
Prozent angestiegen. Damit entspricht das Schadniveau etwa dem Stand von 1999. Bei
den vier Hauptbaumarten ergibt sich folgende Rangfolge:

Fichte: 17,9 Prozent (2000 : 17,5 %)
Kiefer: 22,1 Prozent (2000 : 21,7 %)
Buche: 24,1 Prozent (2000 : 23,7 %)
Eiche: 26,6 Prozent (2000 : 25,3 %)

'Damit bestätigt sich der allgemeine Trend, dass in Mitteleuropa Laubbäume stärker
geschädigt sind als Nadelbäume', so der Minister.

Die Fichte ist mit rund 48 Prozent Anteil an der Waldfläche die häufigste Baumart
in Thüringen. Die deutlichen Schäden haben nicht zugenommen. Lediglich der Anteil
schwach geschädigter Fichten ist auf Kosten ungeschädigter Fichten unwesentlich
angestiegen. Damit bleibt die Fichte in Thüringen die Baumart mit den geringsten
sichtbaren Schäden.

Der Waldflächenanteil der Kiefer in Thüringen beträgt rund 20 Prozent. Sie ist
damit die zweitwichtigste Baumart in Thüringen. Im Vorjahresvergleich haben die
deutlichen Schäden um 1 Prozent zugenommen. 23 Prozent der Kiefern sind normal
benadelt. Von den vier Hauptbaumarten weist die Kiefer nach der Fichte die
geringsten Schäden auf.

Die Buche ist mit einem Waldflächenanteil von 18 Prozent die am stärksten
vertretene Laubbaumart in Thüringen. Hinsichtlich der Schadstufenanteile bei Buche
macht sich die geringfügige Verschlechterung in einer Zunahme des Flächenanteils
schwach geschädigter Buchen bemerkbar. Die deutlichen Schäden sind dagegen leicht
zurückgegangen.

Der Waldflächenanteil der Eiche beträgt in Thüringen rund 5 Prozent. Sie weist
damit den geringsten Anteil der vier Hauptbaumarten in Thüringen auf. Die
Kronenansprache 2001 erbrachte für die Eiche ein etwas schlechteres Ergebnis als
im letzten Jahr. Trotz Zunahme der mittleren Kronenverlichtung um 1,3 Prozent sind
die Flächenanteile der einzelnen Schadstufen unverändert geblieben. Die Eiche
bleibt in Thüringen die am stärksten geschädigte Baumart.

'Deutlich tritt der Unterschied zwischen Laub- und Nadelbäumen sowohl bei den
Anteilen normal benadelter/belaubter Bäume als auch bei den deutlichen Schäden
hervor. Die Laubbäume sind in Thüringen deutlich stärker geschädigt als die
Nadelbäume', sagte Dr. Sklenar. Insgesamt stehen einem Anteil von 16 Prozent
gesunden Laubbäumen 34 Prozent gesunde Nadelbäume gegenüber.

Aber auch das Alter hat Einfluss auf die Kronenverlichtung. Über alle Baumarten
ist der Flächenanteil der deutlichen Schäden bei den über 60-jährigen Bäumen mehr
als dreimal so hoch im Vergleich mit den unter 60-jährigen.

Bei der regionalen Differenzierung wird deutlich, dass die nördlichen, westlichen
und mittleren Landesteile eine deutlich höhere Schädigung aufweisen als das
Thüringer Gebirge und die östlichen Landesteile. 'Wir sind der Sache nachgegangen
und führen das unterschiedliche Schadniveau auf die jeweilige
Baumartenzusammensetzung und Altersgliederung der Regionen zurück', so der
Minister. So beträgt der Laubbaumanteil der untersuchten Stichprobe im
Nordthüringischen Trias-Hügelland 83 Prozent, während er im Thüringer Gebirge nur
bei 15 Prozent und im Vogtland gar nur bei 12 Prozent liegt. Ähnlich
unterschiedlich ist die Alterszusammensetzung. Beträgt der Anteil über 120
jähriger Bäume im Nordthüringischen Trias–Hügelland 52 Prozent, so ist diese
Altersgruppe im Thüringer Gebirge nur mit 5 Prozent und im Vogtland nur mit 4
Prozent vertreten.

Auch die Witterung hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Kronenzustand der
Waldbäume. Bei den Niederschlägen ist nicht allein die Höhe, sondern vielmehr die
Verteilung im Jahresverlauf von entscheidender Bedeutung. Das Jahr 2000 ist, wie
bereits die Jahre zuvor, als überdurchschnittlich warm einzuschätzen. Es war das
wärmste Jahr des letzten Jahrhunderts überhaupt In diesem Jahr setzt sich dieser
Trend überdurchschnittlich hoher Temperaturen fort, wenn auch in etwas
abgeschwächter Form. Das Niederschlagsgeschehen 2000 war nach einer guten
Wasserversorgung im Winter durch ein ausgesprochenes Niederschlagsdefizit in den
Monaten April bis Juni geprägt. In Ostthüringen war darüber hinaus auch der Winter
2000/2001 sehr trocken.

Hinsichtlich der Insektenschäden ist von einem Einfluss auf den eingeschätzten
Kronenzustand in diesem Jahr kaum auszugehen. Das Befallsgeschehen beim
'Buchdrucker' zeigt sich weiterhin als sehr entspannt. 'Grüner Eichenwickler' und
'Kleiner Frostspanner' haben nur geringe Fraßschäden verursacht.

Maßgeblich beteiligt am Ursachenkomplex der 'Neuartigen Waldschäden' sind die
Luftschadstoffe. Das bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehende
Schwefeldioxid schädigt vor allem die Spaltöffnungen der Blätter und Nadeln und
beeinträchtigt die Fotosynthese und andere physiologische Prozesse. In Thüringen
hat sich die Belastung der Waldbestände durch Schwefelverbindungen in den letzten
Jahren stark vermindert.

Stickstoff wirkt als Luftschadstoff in Form von Stickstoffoxiden direkt auf die
Pflanzen ein und wird mit dem Niederschlag in Form von Ammonium und Nitrat in die
Waldökosysteme eingetragen. Hohe Stickstoffeinträge, die von der Pflanze nicht
mehr aufgenommen werden können, führen früher oder später zu massiven
Nährstoffungleichgewichten im Ökosystem. Dies erhöht wiederum die Anfälligkeit der
Bäume gegenüber anderen Stressfaktoren, begünstigt den Prozess der
Bodenversauerung und lässt Veränderungen hinsichtlich des Bodenzustandes und der
Artenzusammensetzung erwarten.

'Diese Analyse zeigt, dass wir in unseren Anstrengungen zur Verbesserung des
Waldzustandes nicht nachlassen dürfen. Im waldbaulichen Bereich wird der Freistaat
Thüringen auch in Zukunft durch eine naturnahe Waldbewirtschaftung und durch die
Bereitstellung von Fördergeldern die Basis für die Verbesserung des Waldzustandes
schaffen', so der Minister abschließend.

Links zum Thema Waldbericht,
Links zum Bundesland Thüringen.

Weitere Meldungen zu regionalen Waldzustandberichten:
Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Saarland.

 


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