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@grar.de Aktuell - 14.08.2003

DBV legt vorläufige Abschlussbilanz der Ernte 2003 vor

Bauernverband: Trockenheitsbedingte Ernteschäden bestätigt


Berlin (agrar.de) - Die Bauern bringen in der derzeitigen Hitze die Getreideernte
zwei bis drei Wochen früher als normal ein. In weiten Teilen Deutschlands sehen
sie sich mit miserablen Mengenergebnissen und Qualitätsproblemen konfrontiert. Das
bestätigt nicht nur die jetzt vorgelegte vorläufige Abschlussbilanz des Deutschen
Bauernverbandes (DBV) zur Ernte 2003 sondern auch die jüngst vom
Statistischen Bundesamt veröffentlichte vorläufige Ernteschätzung (unsere
Meldung
).

Die Gesamterntemenge aller Getreidearten fällt mit rund 38 Millionen Tonnen nach
den Schätzungen des DBV um etwa 16 Prozent niedriger als im mehrjährigen
Durchchnitt aus. Der durchschnittliche Hektarertrag beträgt in diesem Jahr 56
Dezitonnen und liegt 15 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Allein bei
Getreide wird der Ertragsverlust damit auf 7,4 Millionen Tonnen geschätzt. Bei
Raps wird von einem Gesamtertrag von 3,5 bis 3,7 Millionen Tonnen ausgegangen.
Dies entspricht einem Rückgang von bis zu 10 Prozent. Mit rund 28 Dezitonnen je
Hektar liegt der Rapsertrag rund 5 Prozent unter Vorjahresniveau.

Zusätzlich leiden der Silomais und das Grünland durch die extreme Hitze der
letzten Wochen erheblich und verzeichnen keinen Ertragszuwachs mehr. Daher gerät
in Teilen Deutschlands auch die Futterversorgung für die Milchviehhaltung, die
Mutterkuhhaltung und die Bullenmast in Bedrängnis, so dass zur Versorgung bereits
auf Wintervorräte zurückgegriffen werden muss. Für die Futterversorgung im Winter,
sind daher Versorgungsengpässe zu befürchten.

Ein vergleichbar schlechtes Bild hat sich auf Grund der extremen Trockenheit auch
bei Zuckerrüben und Kartoffeln eingestellt, die im August dringend Regen zum
Dickenwachstum benötigen. Auch hier werden erhebliche Ertragsausfälle befürchtet.

Angesichts dieser verheerenden Erntesituation begrüßt es der DBV, dass nun endlich
auf nationaler und europäischer Ebene, das vom Berufsstand geforderte
Bund-Länder-Hilfsprogramm und das Vorziehen der EU-Ausgleichszahlungen zur
Unterstützung der dürregeschädigten Landwirte in Gang gebracht werden soll.
Immerhin ist für viele Landwirte die aktuelle Dürre nach der letztjährigen Flut
das zweite Schadensereignis in Folge und bedroht zahlreiche Landwirte in ihrer
Existenz. In zahlreichen Betrieben sind die finanziellen Reserven auf Grund der
schlechten Marktlage der letzten Jahre aufgebraucht.

Erholungstendenzen gibt es bei den Preisen. Allerdings herrscht zur Zeit noch eine
erhebliche Unsicherheit über das Vorgehen der Europäischen Kommission, die seit
der letzten Woche Exporte ausgesetzt hat, da von einer um 20 Millionen Tonnen
geringeren Getreideernte in Europa ausgegangen wird.

Auf der Grundlage der Meldungen der Landesbauernverbände, mit Stand vom 12. August
2003 stellt sich die Erntesituation für die einzelnen Fruchtarten folgendermaßen
dar:

Gerstenernte beendet

Die Wintergerstenernte war bereits vor zwei Wochen mit einem durchschnittlichen
Ertrag von 50 Dezitonnen je Hektar abgeschlossen. Das Gesamtergebnis lag etwa 20
Prozent unter Vorjahresniveau. Die Sommergerstenernte ist zwischenzeitlich
ebenfalls beendet. In Bayern, dem mit 187.000 Hektar größten Anbaugebiet
Deutschlands, betragen die Ertragseinbußen bis zu 10 Prozent. Vergleichbare
Verluste hatten die übrigen südwestlichen Regionen zu verzeichnen. Im Norden wurde
dagegen eine dem langjährigen Mittel vergleichbare Ernte erzielt. Der Gesamtanbau
von Sommergerste wurde in Deutschland um 23,1 Prozent auf 775.000 Hektar
ausgedehnt. Auf Grund von Qualitätsmängeln in Folge des hohen Schmachtkornanteils
und des zu hohen Eiweißgehaltes, kann voraussichtlich nur ein Teil der
Sommergerste zur Malzproduktion genutzt werden. Nachdem sich der Bierkonsum in
Deutschland auf Grund des Biergartenwetters stabilisiert hat, hoffen die Landwirte
nun, an der daraus resultierenden positiven Marktentwicklung teilhaben zu können.
In Niedersachsen bewegen sich die Preise derzeit auf einem Niveau von 13,75 Euro
je Dezitonne.

Weizenernte unter 20 Millionen Tonnen gesunken

Bei Weizen - der dominierenden Getreideart in Deutschland - sind bislang etwa 2,8
Millionen Hektar abgeerntet. Der Gesamtertrag wird in diesem Jahr unter 20
Millionen Tonnen geschätzt. Die Erträge liegen beim Winterweizen auf einem
geschätzten Durchschnittsniveau von 65 Dezitonnen je Hektar, beim Sommerweizen
werden sie auf lediglich 50 Dezitonnen je Hektar geschätzt. In Brandenburg und
Sachsen waren die Ertragsausfälle mit bis zu 80 Prozent extrem. Der Nordwesten
verzeichnet Ertragsausfälle von bis zu 10 Prozent. In Bayern liegen die Ausfälle
bei etwa 20 Prozent. Positive Ausnahme bildet Schleswig Holstein, mit einer im
langjährigen Mittel vergleichbaren Ernte. Die Preise reichen je nach Qualität von
etwa 9,00 Euro je Dezitonne für Futterweizen bis zu 12,25 Euro je Dezitonne für
qualitativ hochwertigen niedersächsischen A-Weizen.

Roggen bringt hohe Qualität aber schlechte Erträge

Roggen ist der Verlierer der diesjährigen Ernte. Neben der Reduzierung der
Anbaufläche um 24,5 Prozent, wurde mit 17 Prozent geringeren Hektarerträgen ein
extrem niedriges Ergebnis erzielt. Im Osten Deutschlands müssen vor allem in
Brandenburg hohe Ertragsausfälle von bis zu 80 Prozent hingenommen werden. Obwohl
die Erträge unterdurchschnittlich sind, liegen erfreulicherweise kaum
Qualitätsprobleme vor. Derzeit liegt der Marktpreis für Roggen bei bis zu 10,50
Euro je Dezitonne.

Rapsbauern hoffen auf stabile Marktentwicklung

Die Rapsanbaufläche lag in diesem Jahr bei etwa 1,23 Millionen ha. Lediglich in
Mecklenburg-Vorpommern müssen noch einige Restflächen geerntet werden. Der
Rapspreis setzt sich derzeit oberhalb eines Niveaus von 21 Euro je Dezitonne
durch. In Mecklenburg Vorpommern der mit 219.000 ha größten deutschen
Erzeugerregion reichen die Preise sogar bis zu 25 Euro je Dezitonne. Hohe
Ertragsausfälle mussten insbesondere die ostdeutschen Erzeugerregionen hinnehmen.
In Sachsen werden die Ertragsausfälle auf 30 Prozent geschätzt. Erfreulicherweise
liegen die Ölgehalte in nahezu allen Regionen auf einem üblichen Niveau von über
40 Prozent.

Mais und Zuckerrüben gefährdet

Zuckerrüben und Silomais haben unter der Hitzewelle besonders gelitten. Vor allem
die sonst üblichen August-Niederschläge fehlen den Beständen zur Kornfüllung beim
Mais und für das Dickenwachstum der Rüben. Nur das Ende der jetzigen Hitze kann
die drohenden Ertragsausfälle noch etwas abmildern. Die Ertragsausfälle von
Silomais auf den insgesamt 1,15 Millionen ha Anbaufläche, wird voraussichtlich zu
einer Abstockung der Milchkuh- und Bullenbestände führen.

Da viele Futterbaubetriebe bisher kaum gute Grünlandschnitte einbringen konnten,
schlagen die Ernteausfälle beim Mais als energiereiches Futter voll durch. Bei der
Futterversorgung von Milchkühen gibt es bereits Engpässe, so dass erstmals seit
Jahren der durchschnittliche Fettgehalt der Milch unter 4 Prozent lag.

Obst noch stabil

Die Obsternte in Deutschland wird trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen mit
Spätfrösten, Hagel und der Trockenheit leicht über der Vorjahreshöhe, aber
unterhalb einer Durchschnittsernte liegen.

Bei Äpfeln ist nach Erwartungen des diesjährigen Ernteschätzkolloquium am 8.
August 2003 mit 867.000 Tonnen von einer um etwa 100.000 Tonnen höheren Erntemenge
auszugehen, bei etwas geringeren Fruchtgrößen. Im Alten Land werden etwa 230.000
t, am Bodensee 225.000 t und in Sachsen 94.000 t erwartet. Durch das heiße Wetter
wird die Ernte voraussichtlich früher einsetzen. Erwartet werden gute Qualitäten
und stabile Preise. Das weitere Wetter und die möglicherweise bei anhaltender
Trockenheit zu erwartenden "Fruchtfälle", werden die Erntemenge bestimmen.

Gemüseangebot dank Bewässerung konstant

Der Anbau von Freilandgemüse wurde auch in diesem Jahr wieder leicht ausgedehnt.
Die Trockenheit führte nur zu vergleichsweise geringen Ausfällen, da etwa 80
Prozent der Flächen bewässerbar sind. Die Produktionskosten sind durch die
vermehrt notwendige Bewässerung aber deutlich höher als in den Vorjahren. Bei fast
allen Gemüsearten waren in den Monaten Mai/Juni extrem niedrige Erzeugerpreise zu
verzeichnen. Das Angebot fiel in dieser Zeit für viele Arten zwischen 10 bis 20
Prozent höher aus als im Vorjahr, da die warme Witterung eine schnellere Reifung
verursachte. Derzeit ist von durchschnittlichen Erzeugerpreisen über alle
Gemüsearten auszugehen, obwohl nach wie vor die meisten Verbraucherpreise unter
dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Wein braucht Regen

Beim Wein deutet in 2003 alles auf einen qualitativ hervorragenden Jahrgang mit
einer durchschnittlichen Mengenerwartung hin.

Hitze drückt Kartoffelnachfrage

Nachdem die Ernte der Frühkartoffeln einen guten Start verzeichnete, folgte schon
nach wenigen Wochen die Ernüchterung. Die Preise brachen 14 Tage nach dem
positiven Kampagnenstart (mit hohen Preisen bis zu 74,00 Euro je Dezitonne) ein.

Grund dafür war der Rückgang der Verbrauchernachfrage nach Kartoffeln, auf Grund
der hohen Temperaturen. Dies führte in der Pfalz, dem klassischen Kartoffelgebiet
mit einem Anbau von 3.800 ha dazu, dass der Umsatz mit 15 Millionen Euro, 25
Prozent unter dem Durchschnitt lag. Die zögerliche Nachfrage nach Kartoffeln
belastet jetzt den Markt für die Anschlussware.

Die Preise für Verarbeitungskartoffeln als Lagerware, befinden sich auf Grund der
schlechten Erträge mit geringem Übergrößenanteil im Aufwind. Allerdings können die
meisten Kartoffelproduzenten, auf Grund der engen Vertragsbindung mit den
Verarbeitern, davon nicht profitieren, weil sie ihren Anteil 'freier' Ware zur
Absicherung der bereits im Frühjahr vereinbarten Vertragsmengen benötigen.

Links zum Thema Verbände.

 


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