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@grar.de Aktuell - 03.03.2003

Energetische Nutzung von Getreide in Kleinfeuerungsanlagen


Petersberg-Almendorf (agrar.de) - Die sinkenden Getreidepreise auf der einen
Seite, die steigenden Preise für fossile Energieträger andererseits sowie eine
unbefriedigende Genehmigungspraxis hinsichtlich der energetischen Nutzung von
Getreide waren Anlass für ein KTBL-Fachgespräch zu dem Thema
'Energetische Nutzung von Getreide in Kleinfeuerungsanlagen' in
Petersberg-Almendorf. Ziel war es, neben den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie
den dadurch bedingten Hemmnissen den Stand der Technik zur Aufbereitung und zur
thermischen Nutzung von Getreidekorn und -stroh aufzuzeigen und ökonomische
Verfahrensanalysen durchzuführen. Daraus sollten Empfehlungen für die
Wissenschaft, die Hersteller und die Politik abgeleitet werden, um eine ökonomisch
sinnvolle und umweltverträgliche Nutzung dieser nachwachsenden Energieträger zu
ermöglichen.

Mit annähernd 70 Teilnehmern aus Beratung, Praxis, Umwelt- und Agrarverwaltung
sowie Forschung und Industrie fand die Veranstaltung als Fachgespräch, zu dem
gezielt eingeladen wurde, großes Interesse.

Unterschiedliche Genehmigungspraxis

Im Gegensatz zu Dänemark, wo derzeit rund 10.000 Kessel Getreide thermisch
verwerten (unsere Meldung), werden in Deutschland schätzungsweise nur
etwa 100 Kessel eingesetzt. Offizielle Zahlen liegen nicht vor, da Getreidekorn im
Leistungsbereich von 15 bis 100 kW Feuerungswärmeleistung kein zugelassener
Regelbrennstoff ist und somit nicht eingesetzt werden darf. Da die Umsetzung der
BImSchV jedoch Ländersache ist, besteht ein gewisser Auslegungsspielraum mit
möglichen Ausnahmeregelungen und der Folge einer länderspezifisch teilweise
unterschiedlichen Genehmigungspraxis.

Auf der Tagung wurde deutlich, dass die fehlende Zulassung als Regelbrennstoff (1.
BImSchV) das größte Hemmnis für eine industrielle Kesseloptimierung und
Markteinführung darstellt. Bislang besteht nur ein begrenztes Engagement der
Hersteller zur Entwicklung von Spezialkesseln, die für eine optimale emissionsarme
Verbrennung jedoch Voraussetzung sind. Es wurde deutlich, dass einige
Kesselfabrikate bereits heute die Anforderungen der 1. BImSchV erfüllen, also im
Bereich CO und Staub die Grenzwerte einhalten. Somit ist nun der Gesetzgeber
aufgefordert, eine Zulassung von Getreide als Regelbrennstoff nachzuholen.

Emissionsverhalten

Hinsichtlich ihres Emissions- und Ascheverhaltens gibt es sowohl bauartspezifische
als auch getreidearten- und -anbauspezifisch große Unterschiede. Besonders günstig
wurde eiweißarmer Roggen bewertet, während Weizen relativ schlecht abschnitt.
Durch Optimierung der Feuerungstechnik und eventuelle Brennstoffzusätze wie zum
Beispiel 1 bis 2% Kalk oder durch Brennstoffgemische (etwa Holzpellets) bestehen
noch deutliche Minderungspotenziale.

Wirtschaftlich interessant

Der Preisverfall von Getreide und der Preisanstieg bei fossilen Energieträgern
haben den Heizwert von Getreide deutlich über seinen Marktpreis angehoben. Derzeit
beträgt die Differenz zwischen dem energetischen Wert und dem Marktwert von
Futtergetreide in Überschussgebieten rund 42 Euro/t. Damit sollen sich tragbare
Mehrkosten für Investitionen in eine Getreideheizung von 4.750 Euro (25 kW) bis
24.340 Euro/t (100 kW) rechnen. Breiten Raum nahm auch die ethische Bewertung ein.
Als Fazit eines Spezialbeitrages wurde abgeleitet, dass die thermische Nutzung von
Getreide ethisch vertretbar sei. Die Mehrzahl der Teilnehmer sprach sich für eine
energetische Nutzung von Getreide (einschließlich Biogaserzeugung oder
Ethanolproduktion) aus.

Die Vorträge des Fachgespräches sollen in Kürze als KTBL-Veröffentlichung
vorliegen.

Links zum Thema Energie.

 


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