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@grar.de Aktuell - 29.01.2003

BÖLW: Offener Brief an Helmut Heiderich


Berlin (agrar.de) - Offener Brief von Felix Löwenstein (BÖLW) an den
Beauftragten für Bio- und Gentechnologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Herrn
Helmut Heiderich MdB:

Sehr geehrter Herr Heiderich,

in einer Pressemitteilung zur Internationalen Grünen Woche haben Sie
behauptet, ich hätte mich als Vorsitzender des Bund Ökologische
Lebensmittelwirtschaft dafür ausgesprochen jetzt auch im Öko-Landbau die
unbeabsichtigte Präsenz von gentechnisch-veränderten Organismen (GVO) zu erlauben.

Sie versuchen damit - obwohl Sie das eigentlich besser wissen müssten - bewusst
die Dinge auf den Kopf zu stellen. Es kann doch nicht sein, dass Sie zu solchen
Mitteln greifen müssen, um den deutschen Bauern und Verbrauchern die Segnungen der
Grünen Gentechnik schmackhaft zu machen!

Selbstverständlich kämpft der Ökologische Landbau nach wie vor dafür, dass die
Gentechnik von unseren Äckern und Futtertrögen fernbleibt. Und zwar zu 100
Prozent - weil wir wissen, dass jeder Schritt in eine Gentechnik-Landwirtschaft
unumkehrbar sein kann.

Der Ökologische Landbau führt diesen Kampf nicht nur im Interesse der eigenen
Wirtschaftsform, die gesetzlich verpflichtet ist, keine Gentechnik einzusetzen. Er
tut dies auch im Interesse der überwiegenden Mehrheit der konventionellen Bauern,
die ebenfalls die Grüne Gentechnik ablehnen, weil sie dieser Technologie
misstrauen, in ihrer Anwendung keinen Nutzen für sich erkennen können und weil sie
weiterhin für einen Markt produzieren wollen, der gentechnikfreie Produkte
nachfragt. Und er tut es für die überwiegende Mehrheit der europäischen
Verbraucher, die Gen-Produkte nicht auf ihrem Teller haben wollen. Wir wollen
deshalb die Verbraucher und die Bauern mobilisieren, damit die gentechnikfreie
Option für unsere Äcker und Ställe, für Essen und Trinken erhalten bleibt!

Tatsache ist jedoch auch, dass durch den Import gentechnisch veränderter
Futtermittel Spuren von Verunreinigungen mit Gentechnik-Soja und -Mais nicht mehr
auszuschließen sind. Sollte in Zukunft der Anbau von Gentechnik-Sorten auch in der
Europäischen Union zugelassen werden, wären derartige Verunreinigungen zudem auch
auf dem Acker zu befürchten.

In dieser Situation wäre es für diejenigen, die ihre Geschäfte mit der Gentechnik
machen natürlich am Schönsten, wenn es hieße: Wo immer nun technisch veränderte
Gene auftauchen - und sei es auch in noch so geringen Spuren -, da reden wir von
nun an von Gentechnik-Produkten. Und, schwupps, gäbe es keine gentechnikfreie
Produktion mehr. Dann kann sich ein Bauer noch so anstrengen, gentechnikfreies
Saatgut und Futter einzusetzen - durch Pollenflug und Kontamination in Transport
und Handel wird er nun zwangseingereiht in die große Gemeinde der
Genfood-Produzenten.

Das ist ein Spiel, das wir nicht mitspielen. Denn nach wie vor gilt: Ökolandbau
definiert sich durch den Produktionsprozess. Das heißt in diesem Zusammenhang: wer
bewusst und nachprüfbar auf den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und
Futter verzichtet, der hat auch Anspruch darauf, seine Produktion gentechnikfrei
zu nennen.

Der Vorstand des BÖLW würde sich freuen, sehr geehrter Herr Heiderich, dieses
Thema vor dem Hintergrund des Interesses der Mehrzahl unserer Landwirte und
Verbraucher sachlich zu diskutieren und wäre Ihnen für ein entsprechendes
Gesprächsangebot dankbar!

Links zum Thema Bio-Verbände,
Links zum Thema Biotechnologie.

 


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