Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 27.09.2007

Verbände warnen vor Folgen der Milchquoten-Abschaffung

Höhere Milchproduktion in Europäischer Union könnte Weltmarktpreise destabilisieren


Berlin (agrar.de) - Brot für die Welt, Oxfam Deutschland, BUND und die
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft warnen vor einem Ausstieg aus der
Milchquotenregelung wie ihn die Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern am
morgigen Freitag in Saarbrücken vorschlage. Ein Ende der Mengenbegrenzung würde
sich extrem negativ auf Entwicklungsländer auswirken. Der Weltmilchmarkt sei
klein. Nur sieben Prozent der weltweiten Milchproduktion werde international
gehandelt. Die Weltmarktmenge entspreche damit nur etwa einem Drittel der
jährlich allein in der Europäischen Union (EU) produzierten Milchmenge.

Zahlreiche Studien prognostizieren eine deutliche Steigerung der
EU-Milchproduktion, sollte die Milchquote fallen. Dies könnte zu einem erneuten
Preissturz auf dem Weltmarkt führen, so die Verbände. Sollte dies tatsächlich
eintreten, sei zu erwarten, dass die Milchindustrie eine Wiedereinführung der
Exportsubventionen für Milchprodukte fordere.
Erstmalig seit 40 Jahren hatte die EU die Ausfuhrerstattungen Mitte diesen
Jahres ausgesetzt. Die Exporte mit EU-Fördergeldern hatten den Weltmarktpreis
für Milch in den vergangenen Jahrzehnten künstlich gedrückt und so dazu
beigetragen, dass in vielen Entwicklungsländern kleinbäuerliche Produzenten von
ihren regionalen Absatzmärkten verdrängt und die Entwicklung einer
funktionierenden Milchwirtschaft verhindert wurde. Sollte die Milchmenge in der
EU steigen und damit der Druck auf den Weltmarktpreis erhöht werden, hätten die
regionalen Märkte in den armen Ländern weiter keine Chance, sich zu erholen,
erklären die Verbände.

Auch der Erzeugerpreis in Deutschland und in der EU droht bei einer
Mengenausdehnung gravierend zu sinken, warnen die Verbände. Damit würde der
Strukturwandel weiter verschärft und die Milchviehhaltung konzentriere sich auf
wenige Regionen und wenige Betriebe. Die ökologisch besonders wertvolle
Milcherzeugung in den weniger ertragreichen Grünlandregionen werde verdrängt.
Voraussichtlich verlöre in wenigen Jahren die Hälfte der heute gut 100.000
Milchbetriebe ihre Existenzgrundlage. Mit dem Höfesterben gingen auch unzählige
Arbeitsplätze in ländlichen Regionen verloren.

Den Agrarministern von Bund und Ländern werfen die Verbände vor, sich jetzt
schon eindeutig für einen Ausstieg aus der Milchquote im Jahr 2015
auszusprechen, obwohl nicht absehbar sei, wie man die negativen Auswirkungen der
Maßnahme verhindern wolle. Es werde zwar viel von 'Begleitmaßnahmen' gesprochen,
aber allen sei klar, dass dafür schlicht das Geld fehle. Nicht zuletzt werde in
dem Zusammenhang gerne auf die zweite Säule der EU-Agrarpolitik verwiesen, aus
der u.a. zusätzliche Umweltleistungen und über Ausgleichszahlungen
benachteiligte Gebiete gefördert werden. Aber diese Fördergelder seien gerade
erst erheblich gekürzt worden. Die Frage, wie mit weniger Geld mehr Aufgaben
bewältigt werden sollen, müssten die Agrarminister von Bund und Ländern zunächst
klar und ehrlich beantworten. Die Verbände merken an, dass die Fortführung der
Milchquote ein sehr kostengünstiges Instrument sei, für das keine Steuergelder
aufgebracht werden müssten.

Links zum Thema Verbände.


 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de