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@grar.de Aktuell - 05.09.2007

Nordrhein-Westfalen: Uhlenberg stellt Studie zum Klimawandel vor


Düsseldorf (agrar.de) - Umweltminister Eckhard Uhlenberg hat heute eine
Studie vorgestellt, die die Auswirkungen des Klimawandels auf
Nordrhein-Westfalen sowie speziell auch auf die Arbeitsfelder seines Ressorts
zusammenfasst. Für die Bereiche Bodenschutz, Wasserwirtschaft, Naturschutz und
Biodiversität, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei sowie für die
Gesundheit der Bevölkerung listet das Papier auf, welche Folgen der Klimawandel
haben wird, welche Anpassungsstrategien notwendig sind und wo Forschungsbedarf
besteht.

'Die spürbaren Klimaveränderungen der letzten Jahre wie längere Trockenperioden,
stärkere Regenfälle oder zerstörerische Stürme wie Kyrill sprechen eine
deutliche Sprache. Der Klimawandel findet statt, hier bei uns vor der Haustür.
Eine verantwortliche Klimapolitik muss daher auch die Anpassung an die nicht
mehr vermeidbaren Folgen berücksichtigen. Wenn wir nicht wollen, dass uns die
wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Klimawandels überrollen,
müssen wir heute anfangen, uns darauf einzustellen', so Uhlenberg. 'Ich möchte
die Anpassung an den Klimawandel nun gezielt und systematisch angehen und zu
einem festen Bestandteil der nordrhein-westfälischen Klimapolitik machen.'

Nach den für Nordrhein-Westfalen angestellten Berechnungen könnte die
Jahresmitteltemperatur bis Mitte dieses Jahrhunderts um zwei bis vier Grad
zunehmen (Grafik). Dadurch wird sich zukünftig auch in Höhenlagen nur
noch selten eine geschlossene Schneedecke halten. Durch den Temperaturanstieg
erhöht sich aber auch die Wasserdampfmasse in der Luft; damit steigt die
Wahrscheinlichkeit von extremen Wetterereignissen wie Stürmen an.
Gleichzeitig ist mit einer Abnahme der Regenfälle im Sommer und einer Zunahme
der Niederschläge im Winter um jeweils bis zu 30 Prozent zu rechnen
(Grafik). Bereits jetzt zeigt der Klimawandel unmittelbare
Auswirkungen: Die Apfelblüte beginnt heute im Schnitt zwei Wochen früher als
noch in den fünfziger Jahren und die Wassertemperatur des Rheins ist seit Ende
der siebziger Jahre um durchschnittlich 1,2 Grad angestiegen.

Als Reaktion auf die Studie plant das Umweltministerium für seinen
Geschäftsbereich zunächst drei Schwerpunktthemen: Das Hochwasserschutzkonzept
des Landes soll im Hinblick auf den Klimawandel überarbeitet werden, da mit
häufigeren kleinen und mittleren Hochwassern zu rechnen ist. Für die
Waldbesitzer sollen verlässliche Prognosen über die Auswirkungen der
Klimaveränderung erstellt werden, damit sie geeignete Baumarten anbauen können
und so stabile Mischwälder entstehen.
Den Landwirten sollen künftig auf Basis kleinräumiger Klimadaten konkrete
Empfehlungen für den Pflanzenanbau gegeben werden, die die steigenden
Temperaturen berücksichtigen. Dazu wird der landesweite Überblick, den die
Studie liefert, im Laufe des nächsten Jahres noch um detaillierte regionale
Modelle und thematische Risikokarten erweitert. Damit sollen zukünftig
Klimaveränderungen bis auf 10 x 10 Kilometer genau berechnet werden können.

Für die Arbeitsfelder des Umweltministeriums geht die Studie unter anderem von
folgenden Folgen und notwendigen Maßnahmen aus:

Bodenschutz

Durch häufigere Starkregenereignisse ist mit einer erhöhten Bodenerosion zu
rechnen. Die höhere Wassersättigung der Böden kann zudem zu einem verstärkten
Eintrag von Schadstoffen in die Oberflächengewässer und zu einer steigenden
Hochwassergefahr führen. Notwendig sind hier Forschungsvorhaben, die eine den
Boden schonende landwirtschaftliche Praxis entwickeln. Die Flächenversiegelung
im Land muss besonders in Hochwassereinzugsgebieten reduziert werden.

Wasserwirtschaft

Durch die höhere Regenwahrscheinlichkeit im Winter ist häufiger mit kleinen und
mittleren Hochwassern zu rechnen. Hier wird das Hochwasserschutzkonzept des
Landes angepasst. Höhere Niederschlagsmengen machen zudem eine entsprechende
Dimensionierung der Kanalnetze notwendig. Durch die trockenen Sommer wird die
Landwirtschaft mehr Wasser benötigen; dies muss bei der wasserwirtschaftlichen
Planung berücksichtigt werden.

Naturschutz und Biodiversität

Höhere Temperaturen wirken sich direkt auf Verhalten, Fortpflanzung und
Nahrungsangebot von Arten aus und führen zu einer Verschiebung von Lebensräumen.
Wärme liebende, bisher nicht heimische Arten werden sich Nischen suchen und
andere Arten verdrängen. Hier muss ein wirksamer Biotopverbund mit
entsprechenden Schutzgebieten aufgebaut werden.

Landwirtschaft

Hier wird es zu einem vermehrten Anbau wärme liebender Kulturen kommen. Daher
sind pflanzenbauliche Strategien zur Auswahl und Anbau geeigneter Arten dringend
notwendig. In der Tierhaltung ist mit neuen Tierseuchen zu rechnen, wie etwa mit
der Blauzungenkrankheit, die über eine bisher nicht heimische Mücke übertragen
wird.

Forstwirtschaft

Einige Baumarten wie die Fichte reagieren empfindlich auf Wassermangel, wie er
zukünftig zu erwarten ist. Trockene Sommer bieten zudem dem Borkenkäfer ideale
Brutbedingungen und erhöhen zugleich das Risiko von Waldbränden. Extreme
Sturmereignisse wie Kyrill werden die Wälder zunehmend gefährden.
Nordrhein-Westfalen arbeitet daher bei der Wiederaufforstung der
sturmgeschädigten Flächen bereits mit speziellen Klimamodellen.

Jagd

Bisher ist nicht erkennbar, dass jagdbare Arten in NRW in ihrer Verbreitung und
Bestandsdichte auf den Klimawandel reagiert haben. Wichtig ist aber ein
Monitoring, mit dem geprüft wird, ob die Übertragung von Wildtierkrankheiten
durch den Klimawandel begünstigt wird.

Fischerei

In den Gewässern sind höhere Wassertemperaturen, stärke Schwankungen im
Wasserspiegel und damit verbunden veränderte Artenzusammensetzungen zu erwarten.
Durch die Renaturierung von Gewässerabschnitten kann die gewässerökologische
Grundsituation verbessert werden.

Gesundheit der Bevölkerung

Hitzeperioden gehen mit einer höheren Belastung durch Feinstaub und Ozon einher.
Gleichzeitig könnte es zu einem vermehrten Auftreten bestimmter Überträger von
Krankheitserregern – wie Zecken und Mücken – kommen. Hier ist neben dem Ausbau
der medizinischen Forschung auch eine entsprechende Aufklärung der Bevölkerung
notwendig. Zudem ist ein effektives Krisenmanagement unabdingbar, um mit den
Folgen sowohl von Hitzewellen als auch von Stürmen umgehen zu können.

Links zum Thema Wetter,
Links zum Bundesland Nordrhein-Westfalen.


 


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