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@grar.de Aktuell - 30.05.2007

Fehlende Erntehelfer gefährden die Ernte

Rheinische Obst- und Gemüseerzeuger fordern weitere Vermittlungsabsprachen


Bonn (agrar.de) - Über fehlende Erntehelfer klagt zurzeit ein Teil der
rheinischen Erdbeererzeuger. Wie der Provinzialverband Rheinischer Obst-
und Gemüsebauer
in Bonn dazu mitteilt, seien insbesondere viele polnische
Saisonarbeitskräfte in den letzten Tagen nicht wie geplant auf den Höfen
angekommen.

Die Ursachen für das Fehlen der Erntehelfer sind nach Angaben des
Provinzialverbandes vielfältig: Trotz intensiver Bemühungen der Agenturen für
Arbeit und der ARGEN gelinge es nicht, arbeitswillige inländische Arbeitslose in
ausreichender Anzahl in die Betriebe zu vermitteln. Darüber hinaus nutzten viele
polnische Staatsangehörige, die in der Vergangenheit den Löwenanteil der
Erntehelfer im Rheinland gestellt hätten, die Möglichkeit im benachbarten
EU-Ausland ganzjährig zu arbeiten. Dies sei z.B. in Großbritannien, Irland,
Dänemark und den Niederlanden möglich. In Deutschland sei demgegenüber nur eine
befristete Tätigkeit von maximal vier Monaten zulässig. Auch der wirtschaftliche
Aufschwung in Polen trage zum Fehlen der Erdbeerpflücker bei: Viele polnische
Arbeitgeber weigerten sich aufgrund voller Auftragsbücher, ihre Mitarbeiter für
einen mehrwöchigen Ernteaufenthalt in Deutschland freizustellen.

'Ohnehin müssen sich die rheinischen Obst- und Gemüseerzeuger mittelfristig
Erntehelfer aus anderen Staaten suchen', meint der Präsident des
Provinzialverbandes Josef Klein. Spätestens im Jahr 2011 trete für die Polen
vollkommene Arbeitnehmerfreizügigkeit in Kraft. Dann könnten die bisherigen
Erntehelfer unbefristet in Deutschland arbeiten. 'Bei den niedrigen Preisen für
unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse können wir allerdings keine
Industrielöhne zahlen, dürften also insoweit den Kürzeren ziehen. Polnische
Erntehelfer dürften der Landwirtschaft dann kaum mehr zur Verfügung stehen', so
Klein.

'Im Ergebnis stehen wir ohne Alternativen da. Die Situation ist völlig
verfahren, wenn die Politik nicht kurzfristig reagiert', stellt der Präsident
des Provinzialverbandes fest. Denn Erntehelfer aus Osteuropa dürften nur dann in
der Landwirtschaft arbeiten, wenn vorher eine Vermittlungsabsprache zwischen
Deutschland und dem Herkunftsland getroffen wurde. Die momentan geltenden
Vermittlungsabsprachen stellten keine wirkliche Lösung dar, da die
Staatsangehörigen der betreffenden Staaten nach Ablauf der Übergangsfrist des
EU-Beitritts in andere Branchen abwandern würden.

'Was wir daher dringend brauchen, sind neue Vermittlungsabsprachen mit Ländern
außerhalb der EU, z.B. mit der Ukraine oder mit Weißrussland', fordert der
Präsident des Provinzialverbandes. Hier stünden genügend willige Erntehelfer zur
Verfügung, die gerne in Deutschland bei der Einbringung der Ernte helfen würden.
Wenn die Bundesregierung diesen Weg nicht öffne, blieben künftig immer mehr
Erdbeer- und Spargelfelder unbeerntet. 'Dies bleibt dann auch nicht ohne
Auswirkungen auf die Vermarktungseinrichtungen und die hier bestehenden
Arbeitsverhältnisse', warnt Klein. Letztlich würden auch die Verbraucher
getroffen, denen nicht mehr in ausreichendem Umfang qualitativ hochwertige
Produkte aus dem regionalen Anbau in Deutschland zur Verfügung ständen.

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