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@grar.de Aktuell - 16.02.2007

DBV: Für mehr Bio made in Germany

Sonnleitner auf der BioFach in Nürnberg


Nürnberg (agrar.de) - 'Die hohe Nachfrage nach Lebensmitteln aus biologischem
Anbau kann mittelfristig zu großen Teilen aus heimischer Erzeugung
bereitgestellt werden. Dazu notwendig ist ein konzertiertes Vorgehen aller
Marktbeteiligten.' Dies erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes
(DBV), Gerd Sonnleitner, auf einer Pressekonferenz anlässlich der
BioFach in Nürnberg. Sonnleitner hatte zuvor eingehende Gespräche mit
deutschen Ausstellern dieser Weltmesse für Bioprodukte geführt und die Maßnahmen
zur Stärkung der heimischen Ökobauern im boomenden Ökomarkt mit dem
DBV-Fachausschuss unter Leitung von Dr. Heinrich Graf von Bassewitz erörtert.

Allein die Tatsache, dass die Discounter ihr Angebot an billigerer Biomilch
vergrößern wollten, könne nicht zum Maßstab für die deutschen Biobauern werden.
Eine Umstellung auf ökologischen Landbau für die Betriebe müsse sich auch
wirtschaftlich rechnen. Verlässliche politische Rahmenbedingungen,
Absatzsicherheit und kostendeckende Erzeugerpreise seien für eine stabile
Weiterentwicklung des Ökolandbaus in Deutschland notwendig. Sonnleitner verwies
auf eine vom DBV in Auftrag gegebene Umfrage unter Landwirten. Danach bestände
ein Potential, die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe in den kommenden
zwei bis drei Jahren zu verdoppeln. Die Umfrage zeige jedoch auch, dass es
praktisch keine konventionell wirtschaftenden Betriebe gebe, die sich heute
bereits fest zur Umstellung auf ökologischen Landbau entschlossen hätten.
Vielmehr sei die Umstellung eine von mehreren Optionen zur eigenen betrieblichen
Weiterentwicklung.

Sonnleiter empfahl den interessierten Betrieben, sich jetzt über
Fördermöglichkeiten zu erkundigen und Absatzmöglichkeiten auszuloten. Hierzu
gehöre auch, den Kontakt zu möglichen Abnehmern aufzunehmen, die den Landwirten
inzwischen auch längerfristige Abnahmeverträge anböten. Verarbeiter und Handel
müssten sich zudem - wie im konventionellen Bereich - auf langfristig steigende
Rohstoffkosten einstellen. Insbesondere bei Biomilch und Biofleisch seien höhere
Erzeugerpreise unabdingbar, um marktbedingte Impulse für eine verstärkte
Umstellung auf Bio zu erreichen.

Neben den unternehmerischen Marktentscheidungen müssten auch Bund und Länder
ihrer Verantwortung gerecht werden. Die Bundesländer sollten so rasch wie
möglich ihre Vorstellungen der neuen Agrarumweltprogramme bekanntgeben, in deren
Rahmen der ökologische Landbau gefördert werde. Ein solches Signal für den
Biomarkt sei notwendig, auch wenn die Programme noch nicht abschließend von
Brüssel genehmigt seien. Antragsschluss für das laufende Jahr sei in den meisten
Ländern der 30. Juni und die Landwirte benötigten ausreichend Zeit zur
Entscheidungsfindung sowie zur betriebsindividuellen Planung und Kalkulation.
Für das kommende Jahr forderte Sonnleitner die Bundesländer auf, von der
Möglichkeit einer erhöhten Förderung in den ersten beiden Umstellungsjahren
Gebrauch zu machen. Die Biobetriebe bräuchten diese zusätzliche Liquidität in
der finanziell schwierigen Umstellungsphase. Auch in der Forschung für den
ökologischen Landbau müsse der Staat in der Verantwortung bleiben und dürfe sich
nicht - wie mit der Schließung des FAL-Institutes für Ökologischen Landbau im
schleswig-holsteinischen Trenthorst vorgesehen - daraus zurückziehen,
kritisierte Sonnleitner.

Der Vorsitzende des DBV-Fachausschusses Ökologischer Landbau, Dr. Heinrich Graf
von Bassewitz, ging auf die Neufassung der EU-Öko-Verordnung ein. Da die
EU-Agrarminister im Dezember 2006 den gesamten Bereich der
Außer-Haus-Verpflegung aus dem Verordnungstext genommen hatten, sollte eine
entsprechende nationale Regelung auf den Weg gebracht werden, zumal sich dieser
Bereich in Deutschland sehr dynamisch entwickelt habe und die CMA diesen Bereich
erfolgreich vorangebracht habe.

Von Bassewitz kritisierte das in der EU-Öko-Verordnung festgelegte europäische
Biosiegel, das ab 2009 verpflichtend verwendet werden muss. Das Logo sei optisch
unattraktiv, leicht mit anderen europäischen Gütesiegeln zu verwechseln und für
eine künftige EU-weit erfolgreiche Vermarktung von Bioprodukten völlig
ungeeignet, so von Bassewitz. Zudem werde langfristig Sinn und
Daseinsberechtigung des inzwischen erfolgreich etablierten deutschen Biosiegels
in Frage gestellt. Die EU-Kommission sollte sich mit der Neugestaltung des
europäischen Logos grafisch an dem bestehenden deutschen Siegel orientieren, da
Deutschland der mit Abstand größte Markt für Bioprodukte innerhalb der EU sei.
Dies werde bei den Verbrauchern Kontinuität und Vertrauen sichern. Als Chance
wertete von Bassewitz die ab 2009 vorgesehene Herkunftskennzeichnung für
Bioprodukte. Allerdings dürften die Bioerzeugnisse nicht als anonyme EU-Produkte
gekennzeichnet werden, sondern müssten eindeutig nach dem jeweiligen Land, aus
dem die landwirtschaftlichen Ausgangsstoffe stammten, gekennzeichnet sein.

Links zum Thema Bio-Landbau,
Links zum Thema Verbände.


 


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