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@grar.de Aktuell - 14.12.2006

BLHV: Bauerneinkommen in Baden sanken um mehr als zehn Prozent


Freiburg (agrar.de) - Historische Tiefstpreise und deutlich gestiegene Energie-
und Betriebsmittelpreise sowie Abschläge bei Preisausgleichs-Prämien der EU im
Zuge eines radikalren Systemwechsels in der EU-Agrarpolitik sind nach
Darstellung des Präsidenten des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes
(BLHV), Werner Räpple, die wesentlichen Gründe für einen
Einkommensrückgang der badischen Landwirte im abgelaufenen Wirtschaftsjahr
2005/2006 um mehr als zehn Prozent.

Das durchschnittliche Jahreseinkommen buchführender Haupterwerbsbetriebe im
Verbandsbereich des BLHV lag bei 17.100 Euro je Familienarbeitskraft (FAK). Bei
einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 1.425 Euro lagen die bäuerlichen
Einkommen damit um 37 Prozent hinter den gewerblichen Vergleichseinkommen (2.251
Euro im Monat oder 27.012 Euro im Jahr). Vor der Presse in Freiburg-Opfingen gab
sich Räpple zuversichtlich, dass sich die bäuerlichen Einkommen im laufenden
Wirtschaftsjahr angesichts entspannter Weltmärkte und anziehender Erzeugerpreise
wieder merklich verbessern werden.

Der BLHV-Präsident verwies darauf, dass die Landwirte von ihren Einkünften hohe
Unternehmerbeiträge zur Landwirtschaftlichen Krankenkasse und zur
Landwirtschaftlichen Alterskasse aufzubringen haben, den Lebensunterhalt der
Familie bestreiten müssen und Nettoinvestitionen zur Sicherung der betrieblichen
Existenz zu tätigen haben. Im Durchschnitt der Betriebe, so Räpple, lag die
Eigenkapitalbildung bei knapp 1.000 Euro. Die Einkommen reichten nicht aus,
Nettoinvestitionen zu tätigen. Die Betriebe lebten 'von der Substanz'. Das
unternehmerische Ziel, Nettoinvestitionen von mindestens 5.000 Euro pro Betrieb
und Jahr zu tätigen wurde weit verfehlt, räumte der BLHV-Präsident ein.

Wie in den Vorjahren gab es, nach Darstellung des BLHV-Präsidenten, erhebliche
Schwankungen in den Einkommensentwicklungen der einzelnen Betriebsformen.
Preisabschläge bei Milch und Rindfleisch bescherte den Milchviehbetrieben einen
leichten Einkommensrückgang auf knapp 16.000 Euro/FAK. Die stärkste
Einkommensminderung erfuhren die Ackerbaubetriebe. Dort sanken die Einkommen um
15 Prozent auf einen historischen Tiefststand von 14.400 Euro je FAK. Die
Ackerbaubetriebe mit Getreide und Mais, so Räpple, hätten im Jahr eins der
Umsetzung der EU-Agrarreform besonders hohe Prämieneinbußen bei miserablen
Erzeugerpreisen erfahren. Die betrieblichen Ausgleichszahlungen für die
Absenkung der Erzeugerpreise auf Weltmarkt-Niveau seien bei einem 50
Hektar-Maisanbaubetrieb um rund 5.000 Euro gesunken. Die existenziell
unverzichtbaren Flächenprämien für hohe Produktionsstandards in Europa, so
Räpple, müssen dauerhaft und rechtsverbindlich so lange fortbestehen, wie
unterschiedliche Standards im Welthandel zulässig sind. Als völlig überzogen und
weder für die bäuerliche Praxis noch für die Öffentlichkeit nachvollziehbar
kritisierte der BLHV die mit der Prämiengewährung verbundene Antrags- und
Kontroll-Bürokratie. Sie binde Arbeitskapazitäten in den Betrieben und in der
Fachverwaltung. Und sie führe zu Verzögerungen und Sanktionen bei den
Prämienzahlungen.

Im Bundesvergleich, so Werner Räpple, bilden die Einkommen der heimischen
Landwirte das Schlusslicht. Sie erreichen gerade einmal 78 Prozent des
Bundesdurchschnitts von 22.433 Euro/FAK. Spitzenreiter seien die Landwirte im
nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein mit 31.058 Euro/FAK, gefolgt von
Niedersachsen mit 28.389 Euro/FAK. Die Einkommen der Landwirte in den neuen
Bundesländern lagen, nach Darstellung des BLHV-Präsidenten, mit 25.328 Euro/FAK
um fast 4.000 Euro/FAK über dem Durchschnitt im Westen. Mit 17.447 Euro/FAK
bildeten die Einkommen baden-württembergischer Landwirte nach Bayern mit 19.147
Euro/FAK und Hessen mit 18.537 Euro/FAK das Schlusslicht der Vergleichsskala.
Sie lagen um rund 22 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Bundesweit gab es
einen Einkommensrückgang um 3,5 Prozent, so Räpple.

Beim Vergleich der Betriebsformen schnitten die Schweinemastbetriebe in Südbaden
mit Einkommen von 26.200 Euro/FAK am besten ab. Die Milchviehbetriebe konnten
ihre Vorjahreseinkommen von 16.400 Euro/FAK halten. Sonderkulturbetriebe mit
Wein- und Obstbau verbuchten einen leichten Einkommensrückgang und landeten bei
16.000 Euro/FAK. Gemischtbetriebe mit Viehhaltung und Sonderkulturen konnten ihr
Vorjahresergebnis von 15.800 Euro knapp halten.

Die Zahl der Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg sank in Jahresfrist um
rund vier Prozent auf 20.000 Betriebe. In Südbaden werden nach Verbandsangabe
etwa 6.000 bäuerliche Betriebe im Haupterwerb und rund 14.000 Betriebe im
Nebenerwerb bewirtschaftet.

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