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@grar.de Aktuell - 08.12.2006

Bericht zu Mischanbau und Precision Agriculture


Berlin (agrar.de) - Der Fortschritt in der Pflanzenzüchtung und die hohe
Effizienz der Produktion durch Düngung und Pflanzenschutzmittel haben den
Mischanbau zugunsten des so genannten Reinanbaus weitgehend aus der
herkömmlichen Landwirtschaft verdrängt. Wissenschaftliche Untersuchungen und
praktische Erfahrungen lassen jedoch den Schluss zu, dass der Mischanbau von
Körnerfrüchten dazu beitragen könnte, die herkömmliche Agrarproduktion
umweltfreundlicher zu gestalten. Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler
des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)
in ihrem ersten Projektbericht über 'Alternative Kulturpflanzen und
Anbauverfahren
'. Der federführende Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung hat ihn zusammen mit dem zweiten Projektbericht über
'Precision Agriculture' vorgelegt. Gegenstand des
Technikfolgenabschätzungsprojekts ist es, die ökonomischen und ökologischen
Potenziale moderner Agrartechniken und Produktionsmethoden zu ermitteln.

Wie es im ersten Bericht heißt, entspricht der gemeinsame Anbau
unterschiedlicher Pflanzenarten wesentlich mehr der Vielfalt natürlicher
Vegetationen als die Reinbestände. Die Vorteile des traditionellen Mischanbaus
lägen in stabilen Erträgen und in der Schonung von Ressourcen. Vor allem könnte
der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringert werden. Eine verstärkte Nutzung
alternativer Kulturpflanzen und Anbauverfahren sollte angestrebt werden, um die
Artenvielfalt im Ackerbau zu erhöhen und der Landwirtschaft neue Absatzchancen
zu erschließen. Dabei komme der Züchtungsforschung und der Züchtung alternativer
Kulturpflanzen zentrale Bedeutung zu. Die Züchtung alternativer Kulturpflanzen
könnte vor allem dann Fortschritte machen, heißt es in dem Bericht, wenn die
einschlägigen wissenschaftlichen Institute ihre Aktivitäten koordinieren würden.
Verbundprojekte zur Erforschung alternativer Anbauverfahren sollten sich unter
anderem auf den Mischanbau konzentrieren und Untersuchungen zu biologischen
Grundlagen von Mischbeständen, zur besseren Bestandsführung, zur Optimierung der
Ernte, zur Wirtschaftlichkeit und zu den ökologischen Auswirkungen einbeziehen.

Im zweiten Bericht steht der Präzisionspflanzenbau, die so genannte Precision
Agriculture, im Mittelpunkt. Diese basiert auf der Kombination
satellitengestützter Navigationssysteme, geografischer Informationssysteme,
computergestützter Steuerung landwirtschaftlicher Maschinen sowie entsprechender
Computerprogramme zur Betriebsführung. Es handelt sich dabei dem Bericht zufolge
um moderne Anwendungen von Informations- und Steuerungstechniken zusammen mit
einer optimierten pflanzenbaulichen Betriebsführung. Ziel sei es, den
Pflanzenbau räumlich differenziert an den jeweiligen Boden und Pflanzenbestand
anzupassen. Es sei zu erwarten, heißt es, dass der Präzisionspflanzenbau zu
Einsparungen bei Dünger und Pflanzenschutzmitteln führen wird. Positive
ökologische Effekte seien unter anderem vom Niveau des
Produktionsmitteleinsatzes, von standortbezogenen Gefährdungen sowie der
allgemeinen Entwicklung der Produktionsintensität abhängig.

Forschungsbedarf sehen die Gutachter vor allem bei der Entwicklung von
Online-Verfahren zur einfacheren Bodenanalyse, um dadurch die Wirtschaftlichkeit
der Grunddüngung verbessern zu können. Bei der Weiterentwicklung von
Sensorsystemen zur Stickstoffdüngung wird etwa empfohlen, den Schwerpunkt auf
Verfahren zur Berücksichtigung von 'Störgrößen' wie Lichtverhältnissen,
Bodenwasservorrat und Pilzbefall zu legen. Im Pflanzenschutz müssten
kostengünstige Sensoren entwickelt werden, die einerseits zwischen Kultur- und
Unkrautpflanzen und andererseits zwischen Unkräutern und Ungräsern unterscheiden
können. Solche Systeme würden entwickelt, seien aber noch nicht marktreif.
Angesichts der Liberalisierung der Agrarmärkte sei es für die Landwirte
zunehmend schwierig, in neue Techniken wie 'Precision Agriculture' zu
investieren, da diese einen zusätzlichen Kapitaleinsatz und einen höheren
Managementaufwand erforderten und das Betriebseinkommen kurzfristig nur bedingt
steigern könnten. Die Autoren zeigen sich jedoch überzeugt, dass damit
Kostensenkungs- und Ertragssteigerungspotenziale aufgedeckt werden können.
Empfohlen wird, das Wissen über 'Precision Agriculture' in der Meisterausbildung
und der studentischen Ausbildung an Fachhochschulen und Universitäten zu
verankern.

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