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@grar.de Aktuell - 25.10.2006

Tatort Straße: In 12 Monaten 225.000 Wildunfälle

Ein Dutzend tote Autofahrer, tausende Verletzte -Experten befürchten hohe Dunkelziffer


Bonn (agrar.de) - Der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) und der
ADAC warnen vor dem erhöhten Wildunfall-Risiko im Herbst: Die Uhren
werden am 29. Oktober um eine Stunde zurückgestellt, der morgendliche
Berufsverkehr fällt dann wieder für Wochen in die Dämmerung. Für Reh und Co.
birgt die Futtersuche im Morgengrauen plötzlich große Gefahren. 'Wildtiere
kennen weder Sommer- noch Winterzeit, ihre Uhr tickt anders. Sie verlassen beim
ersten Zwielicht die Deckung und suchen Nahrung. Das Queren von Straßen wird
dann zu oft zur Todesfalle', erklärte DJV-Präsident Jochen Borchert anlässlich
der Vorstellung der aktuellen Wildunfallstatistik heute in Bonn.

Rund 225.000 Kollisionen von großen Wildtieren mit Kraftfahrzeugen weist die
DJV-Statistik für April 2005 bis März 2006 auf. 200.000 Rehe, 22.300
Wildschweine und 2.700 Stück Rotwild haben demnach 2005/06 ihr Leben auf
deutschen Straßen gelassen. Deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt
Nordrhein-Westfalen, wo fast jedes dritte Reh (26.100 Tiere) laut amtlicher
Jagdstatistik auf der Straße 'erlegt' wird. Auch in Niedersachsen (27.000 Tiere)
und Baden-Württemberg (24.700 Tiere) sterben besonders viele Rehe im
Autoverkehr.

Wildunfälle nehmen seit Jahren tendenziell zu. Das Risiko für Autofahrer erhöht
sich damit ebenfalls: Schon ein 80-Kilo-Schwein prallt mit zwei Tonnen auf ein
50 Stundenkilometer schnelles Auto. Das entspricht einem ausgewachsenen Nashorn.
Ein Dutzend tote Autofahrer und tausende Verletzte sind die traurige Bilanz für
2006. Von einer Dunkelziffer geht ADAC-Wildexperte Thomas Hessling aus: '1.600
Mal pro Jahr kollidieren Autofahrer mit Bäumen und sterben. Die Ursache ist
oftmals ungeklärt. Wir befürchten, dass ein Teil durch Wildwechsel ausgelöst
wird, auf die Autofahrer falsch reagieren.'

ADAC und DJV empfehlen deshalb gerade im Herbst: Runter vom Gas in waldreichen
Gebieten. Beispielsweise nehmen Rehe Fahrzeuge, die mit mehr als 70
Stundenkilometer unterwegs sind, nicht mehr wahr und laufen ins Verderben.
Autofahrer sollten in Risikogebieten die Straßenränder im Auge behalten. Wo ein
Wildtier auftaucht, folgen oft weitere. Das richtige Verhalten im Ernstfall:
Licht abblenden, bremsen und hupen. Das gibt Tier und Mensch die Möglichkeit,
unbeschadet davonzukommen. Ist ein Zusammenstoß unvermeidbar, bleibt nur die
Vollbremsung, dabei das Lenkrad gerade halten. Unkontrollierte Ausweichmanöver
gefährden den Gegenverkehr und das eigene Leben.

Mit Duftzäunen, Wildwarnreflektoren und Wildäckern entschärfen Jäger und ADAC
bekannte Wildunfallschwerpunkte. Das Problem der zunehmenden
Lebensraumzerschneidung durch Straßen lässt sich dadurch jedoch nicht lösen. Der
DJV fordert deshalb mehr Querungshilfen wie Wildbrücken nach niederländischem
Vorbild, um Risiken für Mensch und Tier zu reduzieren. Mehr als 200.000 Mal
waren Jäger zwischen April 2005 und März 2006 ehrenamtlich im Einsatz, haben
Wildunfälle aufgenommen oder geflüchtete, verletzte Wildtiere gesucht.

Links zum Thema Verbände,
Links zum Thema Jagd und Wild.


 


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