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@grar.de Aktuell - 02.10.2006

Baden-Württembergs Landwirte erwirtschafteten im Jahr 2005 insgesamt rund zwei Milliarden Euro


Stuttgart (agrar.de) - Ob es die fruchtigen Äpfel vom Bodensee, der beliebte
Trollinger oder das Schwäbisch-Hällische Landschwein sind, um nur einige wenige
der weithin über die Landesgrenzen hinaus bekannten baden-württembergischen
Spezialitäten zu nennen, auf Qualität und regionale Herkunft ihrer
Nahrungsmittel legen die Verbraucher immer stärkeren Wert. Gesamtwirtschaftlich
betrachtet, hat die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft jedoch in den
letzten Jahren stetig abgenommen. Im Jahr 2005 – so Dr. Gisela
Meister-Scheufelen, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes – lag
die Wertschöpfung, die die hiesigen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe mit
Agrarerzeugnissen und Dienstleistungen erwirtschafteten, noch bei knapp 2
Milliarden Euro.

Das waren gut ein Drittel oder rund 700 Millionen Euro weniger als im
Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft,
Fischerei zur gesamten, in jeweiligen Preisen im Jahr 2005 rund 331 Mrd. Euro
zählenden Wirtschaftsleistung aller Wirtschaftsbereiche in Baden-Württemberg
reduzierte sich damit nach den Ergebnissen des Arbeitskreises
'Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder' von rund 1,2 Prozent im Jahr
2000 auf lediglich noch 0,7 Prozent.

In zunehmendem Umfang erfüllt die Landwirtschaft allerdings auch andere, mit
ökonomischen Größen wie der Bruttowertschöpfung (BWS), dem Maßstab für die
wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, kaum zu messende Aufgaben. So
wurden mit der EU-Agrarreform 2003 neue Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik, wie
der langfristige Erhalt ländlicher Räume, Umweltschutz, Tierschutz,
Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit stärker in den Vordergrund gestellt.
Die landwirtschaftlichen Betriebe leisten einen wesentlichen Beitrag zum
Erreichen dieser Ziele.

Südwesten unter den Flächenländern mit niedrigstem Agraranteil

Gemessen an der Bruttowertschöpfung ist der Südwesten unter den Bundesländern
der viertgrößte 'Agrarproduzent' und trug 2005 gut ein Zehntel zur
Gesamtwertschöpfung der deutschen Landwirtschaft bei. Zusammen mit Bayern (20
Prozent), Niedersachsen (16 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (14 Prozent)
stellten 2005 allein vier Länder wertmäßig über 60 Prozent der gesamtdeutschen
Agrarproduktion. Verglichen mit dem Anteil der Agrarproduktion an der gesamten
Wertschöpfung weist Baden-Württemberg allerdings zusammen mit
Nordrhein-Westfalen (0,6 Prozent) und Hessen (0,5 Prozent) unter den großen
Flächenländern die niedrigsten Werte auf. Etwas stärker landwirtschaftlich
geprägt sind dagegen noch Mecklenburg-Vorpommern mit 2,9 Prozent und Brandenburg
mit 1,9 Prozent land- und forstwirtschaftlichem Wertschöpfungsbeitrag im Jahr
2005, wobei hier die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft gegenüber den
90er Jahren mit BWS-Anteilen von rund 4,5 Prozent bzw. knapp 3 Prozent
mittlerweile aber auch bereits deutlich zurückgegangen ist. Im
Bundesdurchschnitt trug die Agrarwirtschaft 2005 noch rund 1,3 Prozent zum
Bruttoinlandsprodukt bei.

Den deutlich größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP), der
volkswirtschaftlichen Gesamtleistung des Landes, stellen mittlerweile die
Unternehmen der Dienstleistungsbereiche. Hierzu gehören u.a. die
Unternehmensdienstleister, der Handel, das Gesundheitswesen, die Bereiche
Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie das Gastgewerbe. Im Jahr 2005 belief
sich deren BIP-Anteil in Baden-Württemberg auf 61 Prozent, rund 7 Prozent-Punkte
mehr als noch 1991.

Spiegelbildlich dazu hat vor allem die Industrie, die 2005 noch rund ein Drittel
zur Wirtschaftsleistung des Südwestens beitrug, aber auch der Agrarbereich
entsprechend an Gewicht verloren.

Anhaltender Strukturwandel in der Landwirtschaft…

Im Jahr 2005 gab es in Baden-Württemberg gut 60.600 landwirtschaftliche
Betriebe. Ihre durchschnittliche Flächenausstattung erreichte knapp 24 ha LF
(landwirtschaftlich genutzte Fläche) und sie beschäftigten haupt- oder
nebenberuflich etwa 208.000 Arbeitskräfte. Die hiesigen im Haupterwerb
bewirtschafteten Agrarbetriebe erzielten im vorherigen Wirtschaftsjahr 2004/05
einen Unternehmensgewinn in Höhe von durchschnittlich rund 34.700 Euro, gut 12
Prozent mehr als im Jahr zuvor. Sie liegen damit, vor allem aufgrund der
vergleichsweise kleinbetrieblichen Agrarstruktur im Südwesten, unter dem
Bundesdurchschnitt der 2004/05 um annähernd 24 Prozent auf über 36.600 Euro je
landwirtschaftlichem Unternehmen gestiegen war.

Das insgesamt positive Unternehmensergebnis dürfte allerdings ohne nennenswerten
Einfluss auf den in den letzten Jahren unvermindert hohen Strukturwandel in der
Landwirtschaft bleiben. In den vergangenen zehn Jahren haben über ein Drittel
der hiesigen Landwirte die Agrarproduktion eingestellt und ihren Hof aufgegeben;
seit 1995 immerhin mehr als 36.000 Betriebe. Allein seit 2001 haben erneut mehr
als 11.000 landwirtschaftliche Betriebe, d.h. jährlich gut 4 Prozent bzw.
annähernd jeder sechste Hof in Baden-Württemberg, ihre Tore für immer
geschlossen. Zum Vergleich: In Deutschland ging die Zahl der Agrarbetriebe im
selben Zeitraum jährlich um 3,1 Prozent zurück. Die Landwirtschaft ist im
Südwesten offenbar wesentlich stärker vom strukturellen Wandel betroffen als der
Norden Deutschlands oder die großbetrieblich strukturierten Agrarlandschaften in
den Ostländern.

Links zum Thema Agrarbericht und Statistik,
Links zum Bundesland Baden-Württemberg.


 


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