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@grar.de Aktuell - 17.05.2006

UNIK-Studie untersucht Situation von Einsteigern in die Landwirtschaft


Kassel (agrar.de) - Obwohl der Anteil der Landwirtskinder unter den Studierenden
an Deutschlands Agrarhochschulen kontinuierlich abnimmt, will sich dennoch mehr
als ein Drittel aller Agrarstudenten als Landwirt selbstständig machen. Auch
dann, wenn sie keinen Hof erben! Zugleich haben immer mehr Landwirte keinen
Hofnachfolger, ein Problem, das auch wirtschaftlich gesunde Betriebe und die
wachsende Bio-Branche trifft.

Das sind Ergebnisse einer Studie des Fachbereichs Ökologische
Agrarwissenschaften an der Universität Kassel, die jetzt der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderte Studie
untersucht die Situation von meist jungen Landwirten, die in die Landwirtschaft
eingestiegen sind, ohne selbst Hoferbe zu sein.

28 Betriebe von Existenzgründern in vier ausgesuchten Regionen Deutschlands
haben die Wissenschaftler bundesweit unter die Lupe genommen – und waren
überrascht von der Vielfalt der Betriebe. So wurden etwa ein Ackerbaubetrieb mit
Mastschweinehaltung in Südniedersachsen, ein 30-Kuh-Betrieb mit Käserei im
Schwarzwald oder ein Gemischbetrieb mit Schweinen, Gänsen und Direktvermarktung
in Ostwestfalen untersucht. Auch ein Reiterhof sowie ein
Nebenerwerbs-Dammwildhalter in der Altmark, bzw. ein Premium-Winzer und ein
Demeter-Gemüsebaubetrieb im Breisgau waren darunter.

Trotz dieser Vielfalt lassen sich zwei Tendenzen benennen: Nicht Masse ist
gefragt, sondern Qualität. Und Existenzgründer wirtschaften eher arbeitsintensiv
als flächenintensiv.

Vier Fünftel der befragten Betriebe wirtschaften nach den Richtlinien des
ökologischen Landbaus. 80% der Betriebe haben eine Direktvermarktung aufgebaut,
ein Bauernhof bietet Urlaub auf dem Hof an, ein Betrieb arbeitet als
Kinderbauernhof. Nur drei Betriebe beschränken sich auf die reine Erzeugung.

Typische Voraussetzungen für Existenzgründer sind geringes Eigenkapital und -
zumindest in der Anfangsphase - ein schwieriger Zugriff auf Land. Dennoch ist
die Motivation am „Bauersein“ sehr hoch. Viele Gründer haben ihren Betrieb aus
Resthöfen wieder aufgebaut; oft schrittweise. Es kommt vor, dass selbst die
Betriebsleiter in der Startphase zusätzlich einer außerlandwirtschaftlichen
Tätigkeit nachgehen, oft betreibt ein Partner den Hof, der andere geht einem
anderen Beruf nach.

Bei zwei Dritteln der Höfe ist die Landwirtschaft jedoch die wesentliche und
zentrale Einkommensquelle für Familie oder Betriebsgemeinschaft, und rund die
Hälfte dieser Betriebe hat sogar Lohnarbeitskräfte eingestellt – häufig im
Bereich der Verarbeitung oder Vermarktung.

Fast alle Befragten haben eine qualifizierte landwirtschaftliche Ausbildung:
Lehre oder Meister, zwei Drittel haben studiert.

Die Suche nach einem Betrieb erfolgt über Anzeigen in Wochenblättern,
Verbandszeitschriften oder Tageszeitungen, Kontakt mit Hofbörsen und Maklern,
Mundpropaganda und Aktivierung des Bekanntenkreises. Aber auch „ungeplante“
Betriebsübernahmen kommen vor: So haben zwei Existenzgründer darauf reagiert,
als wegen Krankheit oder plötzlichem Tod Betriebe in ihrem Umfeld angeboten
wurden.

Die Betriebsgründungen haben tendenziell „regionalen Charakter“. Rund vier
Fünftel der Betriebsleiter stammen aus der Region, in der sie den Betrieb
bewirtschaften oder hatten sich zumindest vor der Existenzgründung bereits dort
niedergelassen.

Grundsätzlich – so das Fazit der Studie – ist der Weg für landwirtschaftliche
Existenzgründer steinig. Die größten Probleme sind Kapitalmangel und die häufig
geringe Kooperationsbereitschaft der Banken. Problematisch sind ferner der
schwierige Zugang zum Land sowie ein Mangel an qualifizierter Beratung für
Einsteiger.

Nicht zuletzt tun sich die potentiellen Abgeber der Höfe – die Altbauern – oft
schwer. Weil die Einsteiger in der Regel nicht über viel Kapital verfügen,
müssten die Abgebenden das tun, was bei einer Übergabe innerhalb der Familie
normal ist: Um den Nachfolgern einen erfolgreichen Start zu ermöglichen, müssten
sie und die weichenden Erben darauf verzichten, das finanziell Optimale aus der
Übergabe herauszuholen. Gegenüber nicht verwandten Dritten ist dies nicht
leicht. Aus diesem Grund starten viele Existenzgründer mit Resthöfen, bei denen
diese Übergabeproblematik nicht besteht.

Der Projektbericht wird in der BMELV-Reihe 'Angewandte Wissenschaft'
veröffentlicht werden. Kurzfristig ist er erhältlich als kostenfreier Download
(Langfassung 2,5 MB; Kurzfassung 0,5 MB) unter www.hoffinder.de.


 


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