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@grar.de Aktuell - 07.12.2005

Sonnleitner stellt Situationsbericht der Landwirtschaft vor

Landwirtschaft zieht Bilanz: Wirtschaftsjahr 2004/2005 als Zwischenhoch


Berlin (agrar.de) - Bürokratieabbau und politische Planungssicherheit forderte
der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner,
anlässlich der Vorstellung des Situationsberichtes 2006 vor der
Bundespressekonferenz in Berlin. Die Bauern benötigten als Unternehmer mehr
Freiheit, um vorhandene Chancen in den Märkten wahrnehmen zu können. Die hohen
Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzstandards einer gesellschaftlich gewünschten
nachhaltigen Landwirtschaft in Deutschland und Europa müssten in entsprechenden
politischen Rahmenbedingungen der nationalen Agrarpolitik, der EU und bei den
WTO-Verhandlungen ihren Niederschlag finden.

Das wirtschaftliche Ergebnis des abgelaufenen Wirtschaftsjahres 2004/2005 fiel
für die Bauernfamilien nach drei vorangegangenen Jahren mit völlig
unbefriedigendem Einkommen positiver aus. Das Unternehmensergebnis im
Durchschnitt der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe ist von 25.400 Euro
auf 34.600 Euro gestiegen. Umgerechnet auf eine Arbeitskraft ergibt sich ein
monatliches Brutto-Einkommen in der Landwirtschaft von durchschnittlich 2.000
Euro, wovon der Landwirt seinen Lebensunterhalt bestreiten, Eigenkapital bilden,
Nettoinvestitionen tätigen und Sozialabgaben abführen muss. Das Einkommen liegt
noch ca. 10 Prozent unter dem von der Bundesregierung herangezogenen
gewerblichen Vergleichslohn. Insgesamt betrachtet ist das Gewinn- und
Einkommensniveau der deutschen Landwirte stark schwankend und
unterdurchschnittlich.

Sonnleitner wies darauf hin, dass die Erholung der Einkommen noch nicht
nachhaltig sei und das Wirtschaftsjahr 2004/2005 nur ein 'Zwischenhoch' sei.
Viele Landwirte nutzten die bessere Erlössituation aber zunächst zur
Verringerung der Schulden. Die Bruttoinvestitionen wurden im dritten Jahr in
Folge abermals zurückgeschraubt. Im laufenden Wirtschaftsjahr 2005/06 geht der
DBV von einer rückläufigen Tendenz bei den Gewinnen aus. Hauptgrund sind die
stark gestiegenen Kosten für Treibstoffe, Energie- und Düngemittel. Die Steuer-
und Abgabenerhöhungen bei Agrardiesel und der landwirtschaftlichen
Unfallversicherung werden sich ebenfalls negativ auswirken.

Je nach Produktionsschwerpunkt entwickelte sich die deutsche Landwirtschaft im
abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2004/2005 unterschiedlich. Die Ackerbaubetriebe
konnten in den meisten Bundesländern aufgrund der guten Ernte 2004 ihre
Einkommen verbessern. Die guten Erträge wurden aber durch niedrigere Erlöse zum
Teil wieder zunichte gemacht. Vor allem die Preise bei Kartoffeln und Gemüse
waren nach Aussage Sonnleitners katastrophal. Die Dauerkulturbetriebe (Obst,
Gemüse, Hopfen) fuhren ein deutlich schlechteres Ergebnis als im Vorjahr ein
(von 49.400 Euro auf 26.400 Euro). Die Weinbaubetriebe dagegen konnten ihr
Unternehmensergebnis verbessern (von 38.000 Euro auf 41.000 Euro). Auch die
Öko-Betriebe verbesserten ihr Unternehmensergebnis auf 36.700 Euro und haben
sich damit ähnlich positiv entwickelt wie der Durchschnitt aller
Haupterwerbsbetriebe.

Die Milchviehbetriebe erzielten trotz stagnierender Erlöse in der
Milchproduktion ein verbessertes Unternehmensergebnis von 31.300 Euro (Vorjahr
25.100 Euro). Dies ist vor allem auf die Einführung der EU-Ausgleichszahlungen
bei Milch ab dem Jahr 2004 und auf die gestiegenen Rindfleischerzeugerpreise
zurückzuführen. Im laufenden Kalenderjahr 2005 erhalten die Milchbauern 27,5
Cent pro Liter Milch gegenüber 28 Cent pro Liter in 2004. Die finanzielle Lage
vieler Milchviehbetriebe ist daher weiterhin angespannt, erklärte Sonnleitner.

Auf ein gutes Jahr blicken die Veredlungsbetriebe, vor allem die Schweine
haltenden Betriebe zurück. Nach zwei katastrophalen Vorjahren führten höhere
Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel sowie geringere Futterkosten zu
einer deutlichen Erholung. Das Unternehmensergebnis stieg von 17.800 Euro auf
61.600 Euro. Der aus jeder betriebswirtschaftlichen Vorlesung bekannte
„Schweinezyklus“ sei voll zur Geltung gekommen, betonte Sonnleitner.

Für den Situationsbericht 2006 wurden die Buchführungsergebnisse von über 20.000
Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben sowie Agrargenossenschaften für das
Wirtschaftsjahr 2004/2005 ausgewertet, die repräsentativ die wirtschaftliche
Entwicklung der Landwirtschaft in Deutschland dokumentieren.

Links zum Thema Verbände.


 


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