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@grar.de Aktuell - 15.03.2005

DBV stellt Strategiekonzept 'Milchproduktion hat Zukunft' vor


Berlin (agrar.de) - 'Die Milchpreise müssen steigen'. Dies forderte der
Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner,
nachdrücklich gegenüber den Molkereien und dem Lebensmitteleinzelhandel auf der
heutigen Sitzung des DBV-Präsidiums. Die derzeit ausgezahlten 26 bis 28 Cent pro
Liter seien für viele Milchbauern nicht mehr kostendeckend. Die wirtschaftliche
Situation vieler Milcherzeuger in Deutschland habe sich in den vergangenen drei
Jahren deutlich verschlechtert. So sei das Einkommen der Milchbauern in 2004
noch einmal um fast 8 Prozent gesunken.

Für kurz- und mittelfristige Lösungsmaßnahmen zur Verbesserung der
Marktsituation und zur Wettbewerbsfähigkeit des für die deutsche Landwirtschaft
wichtigsten Wirtschaftszweiges hat das DBV-Präsidium das Strategiepapier mit dem
Titel 'Milchproduktion hat Zukunft' verabschiedet. Diese Konzeption zeigt die
Chancen im Milchmarkt auf, die zu nutzen sind. Weltweit wird eine steigende
Nachfrage nach Milch und Milchprodukten erwartet. Umso wichtiger sei es, die
Marktposition der Molkereien gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel strukturell
weiter zu verbessern. Hier findet seit Jahren ein Preiskrieg statt.

Zudem muss der Milchpreis von den Molkereien aktiv gestaltet werden, um dem
Automatismus von Interventionspreissenkungen entgegen zu treten. Für temporäre
Überproduktion seien alternative Verwertungskonzepte zu entwickeln. Alle
verbliebenen EU-Marktsteuerungselemente seien jetzt auf ihre Effizienz zu
überprüfen. Da die WTO-Verhandlungen für den Milchsektor von größter Bedeutung
seien, werde die Zusammenarbeit zwischen den Bauernverbänden auf europäischer
Ebene zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit intensiviert, stellt das
DBV-Präsidium fest.

Wichtige politische Forderung des DBV ist die Veränderung der
Saldierungsmöglichkeiten in Deutschland. Die einzelbetrieblichen
Saldierungsmöglichkeiten auf Molkereiebene soll auf max. 10 Prozent begrenzt
werden, womit ein klares Signal an Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel
gesetzt werde und Möglichkeiten der Verringerung an der Überproduktion der
Milchmenge geschaffen werde.

Eine aktive Preispolitik sei bei Mengendruck im Markt nicht möglich, weshalb die
ab 2006 beschlossene Erhöhung der Milchquote in der EU um insgesamt 1,5 Prozent
nicht realisiert werden dürfte. Der Bauernverband forderte deshalb die EU und
die Bundesregierung auf, die Quotenerhöhung zu verhindern und statt dessen eine
flexible Anpassung der Milchquote an die Marktverhältnisse zu erlauben. Hierzu
habe der DBV in Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen bereits Vorschläge
erarbeitet. Neben diesen kurzfristig umzusetzenden Maßnahmen werde es
entscheidend sein, inwieweit Verwertungsalternativen für die temporär vorhandene
Überschussmilch entwickelt werden können. Dazu seien nach Vorstellung des DBV
gemeinsame Anstrengungen von Milch- erzeugern und Molkereien notwendig, um
tragfähige und nachhaltige Konzepte zu entwickeln, die bei einer sich
verändernden Agrarpolitik zwingend sind.

Das Strategiepapier des DBV zeigt auch die Gründe des Preisverfalls für die
Milchbauern auf. Diese sind unter anderem der ungleiche Wettbewerb der sechs bis
acht Lebensmittelhändler und der rund 120 Molkereien sowie die große Diskrepanz
zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Binnenmarkt und ungenutzte Chancen im
Export. Auch zieht sich die EU-Agrarpolitik aus einer aktiven Einkommens- und
Preispolitik immer mehr zurück und geht zu einer Budgetverwaltung über. Die
weitere Liberalisierung des Milchmarktes im Rahmen der WTO- Vereinbarungen sorgt
zudem für Preisdruck im Markt. Dieser Preisverfall trifft die deutsche
Landwirtschaft im Mark, ist die Milcherzeugung doch mit 9 Milliarden Euro
Produktionswert der bedeutendste Einkommenszweig. Fast ein Viertel der Einkommen
der Landwirte wird in der Milchproduktion erwirtschaftet. Die deutsche
Milchindustrie und Molkereiwirtschaft ist mit einem Jahresumsatz von über 20
Milliarden Euro und mehr als 36.000 Beschäftigten die stärkste Branche innerhalb
der Ernährungsindustrie.

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