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@grar.de Aktuell - 25.11.2004

Bioland: Koexistenzfähigkeit gentechnisch veränderter Pflanzen weiterhin fraglich


Berlin (agrar.de) - Die Ergebnisse des Erprobungsanbaus mit gentechnisch
verändertem Mais belegen nach Ansicht des Anbauverbandes Bioland in
keiner Weise die Koexistenzfähigkeit gentechnisch veränderter Pflanzen. Die
Versuche lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Folgen eines großflächigen Anbaus
zu. Sie stehen im Widerspruch zu Praxiserfahrungen, die in Ländern gewonnen
wurden, in denen bereits heute ein großflächiger Anbau gentechnisch veränderter
Pflanzen durchgeführt wird. Lediglich Einzelfaktoren, die die
Koexistenzfähigkeit bestimmen können, wurden nach Angaben der Versuchsbetreiber
in den Anbauprogrammen berücksichtigt.

'Es ist erschreckend, wie leichtfertig Landesminister Rehberger, einzelne
Wissenschaftler und Gentech-Industrie Koexistenz ohne 'wenn und aber' für
machbar erklären', kritisiert Thomas Dosch, Bioland-Vorsitzender, die
Verlautbarungen anlässlich der heutigen Pressekonferenz der Landesregierung
Sachsen-Anhalt und der InnoPlanta e.V.

'Koexistenzversuche in Geheimhaltungsmanier und ohne Beteiligung derjenigen, mit
denen die Koexistenz praktiziert werden soll, sind eine Farce und legen den
Verdacht nahe, dass Blendwerk statt verlässlicher Fakten geschaffen werden
sollen. Wer eine Agro-Gentechnik, die nach 15 Jahren weltweit im wesentlichen
nicht mehr als herbizidresistente und pestizidproduzierende Pflanzen
hervorgebracht hat, als innovativ bezeichnet, macht den Begriff der 'Innovation'
zum Unwort des Jahres', so Dosch.

Während die EU-Kommission in ihren am 23. Juli 2003 vorgestellten 'Leitlinien
für die Erarbeitung einzelstaatlicher Strategien und geeigneter Verfahren für
die Koexistenz gentechnisch veränderter, konventioneller und ökologischer
Kulturen' eine Vielzahl innerbetrieblicher und außerbetrieblicher Faktoren
nennt, die die Koexistenzfähigkeit von GT-Pflanzen bestimmen, konzentriert sich
der Erprobungsanbau lediglich auf wenige Untersuchungsgegenstände.

Fragestellungen zu Ursachen zufälliger Beimischungen beim Erzeugerbetrieb, der
Ernte, beim Transport sowie in verschiedenen Verarbeitungsstufen sind völlig
außer Acht gelassen. Für Betriebe, die ohne Gentechnik Lebensmittel erzeugen und
am Markt anbieten wollen, sind diese Faktoren jedoch von größter Bedeutung. Die
Folgen der Kosten von Koexistenzmaßnahmen sind ebenfalls nicht geklärt.
Fundierte Schätzungen des Joint Research Centers, die im Auftrag der
EU-Kommission vorgenommen wurden, zeigen, dass die Kosten für Maßnahmen zur
Verhütung gentechnischer Verunreinigungen zwischen 53 Euro und 345 Euro pro
Hektar liegen werden. Nach jetziger Rechtslage fallen diese Kosten bei
konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben an, die keine Gentechnik
anwenden. Ebenfalls unberücksichtig lässt der Erprobungsanbau die Frage des
Einflusses auf Imkereibetriebe. Gerade Mais-Pollen sind für Bienen im Frühjahr
ein wichtiger Nahrungsbestandteil. Da Verbraucher nicht bereit sind,
gentechnisch verunreinigte Produkte zu akzeptieren, besteht bei großflächigem
Anbau von Gentech-Pflanzen die Gefahr, dass Imker ihre Tätigkeit einstellen.
Dies hätte dramatische Folgen insbesondere für den Erwerbsobstbau, der ohne die
kostenfreie Bestäubungsleistung der Bienenvölker nicht existieren kann.

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