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@grar.de Aktuell - 19.11.2004

Buchführungsergebnisse bestätigen massive Rentabilitätsverluste


Bonn (agrar.de) - Auf der Basis der ersten Buchführungsergebnisse für das
Wirtschaftsjahr 2003/2004 informiert der Verband der
Landwirtschaftskammern
über die ökonomische Lage der landwirtschaftlichen
Betriebe. Hitze und Trockenheit in der Vegetationsperiode 2003 sowie
unbefriedigende Erzeugerpreise für tierische Produkte setzten die Landwirtschaft
deutlich unter Druck. Positive Preisentwicklungen im Ackerbau sorgten für eine
deutliche Entlastung in der Pflanzenproduktion. Insgesamt schnitten die
verschiedenen Sparten und die einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ab.

Unterschiede im Pflanzenbau

Die extreme Trockenheit traf den Südwesten und vor allem den Osten und Nordosten
besonders stark. Sie führte auf bundesweit zu einem Rückgang des
Getreideaufkommens. Bei guter Getreidequalität stiegen die Preise innerhalb
aller Kammerbezirke um durchschnittlich 2 Euro je dt an. Von diesem regional bis
zu 20-prozentigem Anstieg konnten insbesondere Betriebe mit Lagerhaltung
profitieren. Ausgehend von einem außerordentlich schlechten Vorjahresniveau -
geprägt durch Hochwasser und Dauerregen - hat sich die Ertragslage bei
Körnermais und Raps 2003/04 leicht gebessert. Aufgrund des vergleichsweise
knappen Angebots zogen bei diesen Feldfrüchten die Preise leicht an. Bei den
Zuckerrüben führte die reichliche Sonne zu außergewöhnlichen Zuckergehalten. Vor
allem an Beregnungsstandorten konnten Mehrerträge eingefahren werden. Ansonsten
blieben die erzeugten Mengen hinter den Erwartungen zurück. Besonders in
Rheinland-Pfalz war der Einbruch mit fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr
markant.

Tierproduktion unter schlechten Bedingungen

Auch im Wirtschaftsjahr 03/04 stieg die Milchleistung der Kühe wieder um rund
100 kg je Kuh. Da das Vermarktungspotential über die Referenzmenge limitiert
ist, konzentrierten sich die zukunftsorientierten Betriebe auf den Zukauf von
Quoten. Wachstumswillige Betriebe waren somit finanziell doppelt belastet, zumal
die Milchpreise um 1 bis 2 Cent je kg sanken.

Die Krise am Markt für Schweinefleisch schlug 2003/2004 zunehmend auf die
Zulieferer durch. Der Preisverfall für Ferkel setzte sich weiter fort.
Ferkelerzeuger erhielten durchschnittlich 3 bis 4 Euro weniger pro Tier. Die
Preise für Mastschweine verharrten auf niedrigem Stand. Ähnlich erging es den
Rindermästern. Die Stückpreise rutschten um 2 bis 6 Prozent leicht ab. Altkühe
tendierten hingegen auf dem Vorjahresniveau.

Gegenläufige Tendenzen bei Betriebsmitteln

Im Bereich der Bodenproduktion mussten für Düngemittel um bis zu 11 Prozent mehr
aufgewendet werden. Kostensenkung von 3 bis 5 Prozent ergaben sich in erster
Linie bei Treib- und Schmierstoffen durch Einsparung von Arbeitsgängen. Bei der
tierischen Produktion schlugen als Folge der Dürre rund 7 Prozent teurere
Futtermittel zu Buche. Tierzukäufe waren hingegen günstiger, in erster Linie
dank der niedrigen Ferkelpreise.

Den Betrieben gelang es, die Festkosten weiter zu reduzieren. Bei angespannter
Ertragslage versuchten sie, Sparmaßnahmen vor allem bei Abschreibungen und
Unterhaltung zu realisieren. Kritisch ist der ansteigende Investitionsstau zu
sehen. Günstiger wurde die Lohnarbeit aufgrund optimaler Erntebedingungen.

Getreidebau mit deutlichem Plus

Entgegen der gesamtdeutschen Situation konnten die Bauern in den Kammerbezirken
des Nordens geringfügig höhere Getreideernten einfahren. In den Kammerbezirken
des Südens fielen die Naturalerträge gegenüber 02/03 moderat ab. Die
komfortablen Marktpreise haben diesen regionalen Nachteil jedoch deutlich
überkompensiert. Vor allem durch günstige Aufkauferlöse, die zwischen 12 und 13
Euro je dt schwankten, holten die Ackerbauern hier gegenüber dem Vorjahr auf.
Spezialisierte Ackerbauern im Rheinland erreichten eine überdurchschnittliche
Faktorentlohnung von 98%. Hingegen in Weser-Ems erreichten trotz eines absoluten
Anstiegs des Einkommens um knapp 30 Prozent die entsprechenden Testbetriebe
nicht einmal 10.000 Euro im ordentlichen Ergebnis bzw. nur eine Faktorentlohnung
von 21 Prozent. Das macht einmal mehr deutlich, welche katastrophale Situation
im Vorjahr herrschte. Insofern ist die Schere innerhalb des Ackerbaus weit
gespreizt.

Futterbau im Mittelfeld

Im Wirtschaftsjahr 03/04 litten die Milcherzeuger unter nachgebenden Milch- und
steigenden Futterpreisen. Verbesserte Milchleistungen je Kuh und Jahr konnten
den Rückgang im Einkommen nicht stoppen. Da auch die Bullenmast schlecht lief,
gingen in den Futterbaubetrieben die monetären Ergebnisse um weitere 10 bis 20
Prozent zurück. Die Faktorentlohnungen rangierten im Bereich von 50 bis 60
Prozent. Schwarze Zahlen schrieben nur noch wenige Betriebe.

Schweineproduktion wieder mit Verlusten

Neben niedrigen Preisen für Schlachtschweine und für Ferkel setzen den Veredlern
auch die höheren Futterkosten zu. Demgemäss erzielten spezialisierte und
durchschnittliche Schweinehalter nur noch ein ordentliches Ergebnis von rund
20.000 Euro. In Westfalen-Lippe mussten die Bauern finanzielle Einbußen von 24
Prozent und in Weser-Ems gar um 45 Prozent hinnehmen. Damit befinden sich die
Veredler im dritten kritischen Jahr in Folge. Betriebliche Reserven aus den
guten Jahren 1999 bis 2001 dürften für die meisten Betriebe im Wirtschaftsjahr
03/04 ausgeschöpft gewesen sein.

Bessere Stimmung bei den Winzern

Die Stagnation im Marktsegment Rotwein lässt vermuten, dass der Höhepunkt der
Nachfrage überschritten ist. Zurzeit sind nur noch geringe Zuwächse bei der
Vermarktung von Flaschenwein zu verzeichnen. Die Preise für Fasswein haben sich
zum Vorjahr durchschnittlich verbessert. Das trifft vor allem auf den Weißwein
zu, der in der erzeugten Menge deutlich überwiegt. So konnten die Winzer ihr
durchschnittliches Unternehmensergebnis um rund 13 Prozent auf 36.000 Euro
verbessern. Das Unternehmensergebnis spezialisierter Winzer, die überwiegend den
Wein direkt vermarkten, stieg um gut 8 Prozent.

Rentabilitätsverluste verhindern Investitionen in die zukünftige
Wettbewerbsfähigkeit

Über alle Produktionssparten hinweg bewegte sich die Rentabilität der
Landwirtschaft in Nord- und Westdeutschland zwischen 30 und 60 Prozent. Die
meisten Höfe - vor allem jedoch die Schweinhalter - lebten von der Substanz und
verzehrten Eigenkapital. Schweinehaltung und Milchproduktion waren 03/04 stark
negativ betroffen und sind Ursache für das überdurchschnittlich schlechte
Ergebnis in der Region Weser-Ems. Regional stach nach oben allein das Rheinland
mit 80 Prozent Rentabilität ab. Hier wurden die leichten Rückgänge im Futterbau
durch die positiven Effekte im Ackerbau kompensiert.

Vor dem Hintergrund einer anhaltend schlechten Wirtschaftslage kam die
Investitionstätigkeit fast vollständig zum Erliegen. Zusätzlich wurde die
Investitionsneigung durch die Verunsicherung bezüglich der Auswirkungen der
anstehenden Agrarreform geschwächt. Sofern Betriebe überhaupt Gewinn machten,
wurde das Kapital nicht in die Landwirtschaft reinvestiert, sondern in anderen
Branchen angelegt.

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