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@grar.de Aktuell - 12.11.2004

Dioxin in Futtermitteln: BMVEL zieht Zwischenbilanz


Berlin (agrar.de) - Zur Dioxinbelastung von Futtermitteln, die aus der
Kartoffelverarbeitung niederländischer Unternehmen an landwirtschaftliche
Betriebe in den Niederlanden selbst aber auch in Belgien und in Deutschland
geliefert wurden, zieht der Staatssekretär im Bundesministerium für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) eine erste
Zwischenbilanz:

'In den Niederlanden, Belgien und in Deutschland sind derzeit ca. 230
landwirtschaftliche Betriebe, überwiegend Schweinemast- und Rindermastbetriebe,
gesperrt. Bei diesen Betrieben besteht der Verdacht, dass sie Futtermittel aus
Kartoffel- und Gemüse verarbeitenden Betrieben eingesetzt haben, in denen
dioxinbelastetes Kaolinit für die Sortierung der Rohware eingesetzt wurde. Die
Belastungen der an Tiere verfütterten Futtermittel betrug nach den bisher
vorliegenden Messergebnissen bis zu 28 ng/kg Dioxin. Der Grenzwert für
Futtermittel liegt bei 0,75 ng/kg. Erste Untersuchungsergebnisse der in diesen
Betrieben erzeugten Produkte weisen darauf hin, dass Schweinefleisch bisher
keine über den Grenzwert liegenden Dioxinkonzentrationen erreicht hat. In zwei
Milchvieh haltenden Betrieben in den Niederlanden wurden jedoch überhöhte
Dioxinkonzentrationen in der Milch gefunden. Diese Milch wird nach Mitteilung
der niederländischen Behörden weiter beprobt und so lange der Vernichtung
zugeführt, wie die Dioxinkonzentrationen über dem EU-Höchstwert liegen. In einem
dieser Milchvieh haltenden Betriebe in den Niederlanden wurde auch im Fett einer
geschlachteten Milchkuh überhöhte Dioxinkonzentrationen nachgewiesen. Ergebnisse
von Fleischuntersuchungen bei Mastbullen in Deutschland, in Belgien und in den
Niederlanden stehen noch aus.

In einer am 11. November in Brüssel durchgeführten Beratung aller
Mitgliedstaaten der EU mit der EU-Kommission wurde festgehalten, dass alle
erkannten Betriebe so lange gesperrt bleiben und weder Fleisch noch Milch diese
Betriebe verlassen, bis die Dioxinkonzentrationen nachgewiesenermaßen unterhalb
des Grenzwertes liegen.

Wichtig ist, dass die in den Kartoffel verarbeitenden Betrieben und in einem
Fall auch in Karotten verarbeitenden Betrieben erzeugten Lebensmittel keine
Dioxinkonzentrationen über dem Aktionswert gezeigt haben. Die wissenschaftlichen
Institutionen in den Mitgliedstaaten, die für die Risikobewertung verantwortlich
sind, in Deutschland das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), sind sich
deshalb einig, dass eine Gefährdung von Verbraucherinnen und Verbraucher bei
diesem Geschehen nicht besteht.

Es ist nicht auszuschließen, dass im Zuge dieser Aufklärung noch weitere
Vertriebswege für Futtermittel entdeckt werden und dies zu weiteren
Betriebssperrungen führt. In der Krisen­sitzung in Brüssel wurde jedoch
deutlich, dass das Geschehen eingegrenzt ist und der Weg von dioxinbelastetem
Kaolin eindeutig nachvollzogen werden kann.

In diesem Zusammenhang muss klargestellt werden, dass die Lebensmittel
verarbeitenden Betriebe in eklatanter Weise gegen ihre gesetzlichen
Sorgfaltspflichten verstoßen haben. Dioxinbelastetes Material hat weder in der
Lebensmittelverarbeitung noch in Futtermitteln was zu suchen. Dioxin ist ein
Krebs erregender Stoff der in der Umwelt aufgrund industrieller
Verbrennungsvorgänge aber auch, wie z. B. bei Kaolinit, aus erdgeschichtlichen
Prozessen die Millionen Jahre zurückliegen, vielfältig vorhanden ist. Es muss
deshalb Strategie des Gesetzgebers auf europäischer und nationaler Ebene aber
auch der Beteiligten an der Lebensmittelkette sein, die daraus resultierende
Belastung kontinuierlich zu minimieren.

Die Bevölkerung ist regelmäßig einer Grundbelastung an Dioxin ausgesetzt.
Vermeidbare Belastungen müssen deshalb ausgeschlossen werden. Dafür gibt es
genügend rechtliche Regelungen, die allen Futtermittel- und
Lebensmittelunternehmern bekannt sind. Dass Kaolinit, das auch als Zusatzstoff
in der Futtermittel- und Lebensmittelherstellung Verwendung findet, Dioxine
enthalten kann ist schon lange bekannt. Um so schwerer wiegt es, wenn einzelne
Unternehmen hier unverantwortlich mit solchen Rohstoffen bei der Lebensmittel-
und Futtermittelproduktion umgehen.

Zusätzlich zum jetzigen Geschehen im Futtermittelbereich werden wir im
Lebensmittelbereich auf EU-Ebene die Verwendung von Kaolinit thematisieren und
darauf drängen, dass die bestehenden Reinheitskriterien für Zusatzstoffe weiter
verschärft werden und beispielsweise für Kaolinit zur zusätzlichen Sicherheit
ein niedriger Dioxingrenzwert festgelegt wird.'

Links zum Thema Tiergesundheit.


 


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