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@grar.de Aktuell - 01.07.2004

Öko-Institut: Für Essen wird in Deutschland immer weniger Geld ausgegeben (Korr.)

Nachteilige Entwicklung für die Vermarktung hochwertiger Nahrungsmittel


Freiburg (agrar.de) - Deutsche KonsumentInnen sind knauseriger geworden, wenn es
um das Essen geht. Während sich die Gesamtausgaben für privaten Konsum von
1962/63 bis zum Jahr 2000 verdoppelt haben, gaben sie im Jahr 2000 davon
durchschnittlich nur noch 16 Prozent für Lebensmittel und Essen außer Haus aus,
halb soviel wie 1962/63. Das haben WissenschaftlerInnen aus dem
Forschungsverbund 'Ernährungswende' analysiert und die Ergebnisse im
jetzt veröffentlichten Diskussionspapier 'Lebenszykluskosten für
Ernährung
' dokumentiert.

'Im Zusammenhang mit dem immer größer werdenden Preisdruck entlang der
Lebensmittelkette könnte man diese Entwicklung als immer geringere ökonomische
Wertschätzung für Ernährung interpretieren,' sagt Dr. Ulrike Eberle vom
Öko-Institut und Projektleiterin des Forschungsverbunds
'Ernährungswende'. Eine Vermarktung von qualitativ hochwertigen,
umweltverträglich produzierten und risikoarmen Nahrungsmitteln wird dadurch
nicht leichter, denn Qualität hat ihren Preis.

6341 Euro haben deutsche KonsumentInnen im Jahr 2000 im Schnitt pro
durchschnittlichem Haushalt
in ernährungsrelevante Produkte investiert, rund
ein Drittel davon in Küche und Kücheneinrichtung, Küchenhaushaltsgeräte und
Geschirr. Rund zwei Drittel davon, nämlich 4.227 Euro, gaben sie für
Lebensmittel und Außer-Haus-Verzehr aus. In absoluten Zahlen hat sich gegenüber
1962/63 daran kaum etwas geändert, damals waren es umgerechnet 4.161 Euro,
jedoch lagen die Ausgaben für privaten Konsum damals bei etwa der Hälfte der
heutigen Ausgaben.

Trifft die Einschätzung der Ökotrophologin Eberle zu, werden die Bedingungen für
eine dringend erforderliche Ernährungswende durch diese Entwicklung nicht
leichter. Dass sich das Ernährungsverhalten aber ändern muss, darüber sind sich
Fachleute einig. Denn die Zahl der ernährungsmitbedingten Krankheiten wie
Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes oder Fettleibigkeit, die rund 70 Prozent
der Kosten im Gesundheitswesen verursachen, steigt stetig und in Deutschland ist
mittlerweile jedes sechste Kind zu dick. Auch Verbraucherministerin Renate
Künast hat unlängst Alarm geschlagen und fordert in einer Regierungserklärung
vom 17. Juni 'eine neue Ernährungsbewegung für Deutschland'.

In diesem Zusammenhang betrachtet das Forschungsvorhaben 'Ernährungswende' im
Diskussionspapier 'Lebenszykluskosten für Ernährung' die ökonomische Seite von
Ernährung. Mithilfe der Lebenszykluskostenmethode werden die Ausgaben der
KonsumentInnen für Ernährung analysiert. Dabei werden auch mittelbare Kosten
etwa für Haushaltsgeräte, Strom oder genutzte Wohnfläche berücksichtigt.

Mit Lebenszykluskostenrechnungen kann aufgedeckt werden, welches in privaten
Haushalten die kostentreibenden Faktoren sind. Ein wichtiger Ansatzpunkt, um
Strategien für eine aus Sicht der KonsumentInnen auch ökonomisch nachhaltige
Ernährung zu entwickeln. Kosten im privaten Haushalt können vor allem in der
Nutzungsphase von Haushaltsgroßgeräten wie Kühlschrank, Gefriertruhe,
Spülmaschine oder Herd gespart werden. Wird beim Kauf auf energie- und
wassersparende Geräte geachtet, zahlt sich das bei der Nutzung der Geräte sowohl
für den eigenen Geldbeutel als auch für die Umwelt aus.

'Ernährungswende' ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forschungsverbundes Ökoforum
unter der Leitung des Öko-Instituts, an dem das Institut für sozial-ökologische
Forschung (ISOE), das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das
KATALYSE-Institut für angewandte Umweltforschung und das Österreichische
Ökologie Institut für angewandte Umweltforschung beteiligt sind. Das
Forschungsvorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) im Förderschwerpunkt 'Sozial-ökologische Forschung' gefördert. Das
Projekt läuft über den Zeitraum 2002 bis 2005.

Links zum Thema Lebensmittel.

 


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