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@grar.de Aktuell - 07.06.2004

Sonnleitner: Starke grüne Branche ist Eckpunkt unserer Volkswirtschaft

Bundeszentraler Auftakt zum 'Tag des Offenen Hofes' 2004


Horb-Altheim (agrar.de) - 'Der 'Tag des Offenen Hofes' mit seinen intensiven
Dialogen zwischen Verbrauchern und Landwirten ist ein unschätzbarer aktiver
Beitrag der deutschen Agrar- und Landwirtschaft, um gegenseitig Verständnis zu
erreichen, gesellschaftliche Akzeptanz aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Nur
so können Defizite abgebaut und das gute Image der Bauern und ihrer Familien
erhalten werden'. Dies erklärte der Vorsitzende des Bundes der Deutschen
Landjugend (BDL), Erik Jennewein, auf der bundeszentralen Auftaktveranstaltung
zum 'Tag des Offenen Hofes 2004' auf dem Betrieb der Familie Fassnacht im
baden-württembergischen Horb-Altheim vor den Toren von Stuttgart.

Mit ihren offenen Höfen in diesen Wochen dokumentiert die Landwirtschaft in
diesem Jahr, wie leistungsfähig und vernetzt sie mit anderen Wirtschafts- und
Gesellschaftsbranchen sei. Die Bedeutung für Arbeitsmarkt und Investitionen, für
Kulturlandschaft und die Gesellschaft auf dem Lande werde jedem Besucher und den
Medien deutlich.

Jennewein kritisierte ebenso wie der Präsident des Deutschen Bauernverbandes
(DBV), Gerd Sonnleitner, den Preisdruck, der durch eine Liberalisierung ohne
Grenzen des Welthandels entstehe und der vor allem mittelständische Unternehmen
treffe, zu denen der größte Teil auch der landwirtschaftlichen Betriebe gehöre.
In keinem Land Europas seien Lebensmittel mittlerweile so preiswert für die
Verbraucher wie in Deutschland. Es müsse jedoch andererseits jedem klar sein,
dass diese Wertevernichtung über Preissenkungen, die vor allem Discounter
eingeschlagen hätten, Grenzen habe. Mit der Aktion 'Lebensmittel sind mehr wert'
mache der Berufsstand seit mehr als einem Jahr auf diese Missstände aufmerksam
und betone dadurch, dass die von den Bauern in der Region produzierten
Lebensmittel einen erheblichen Mehrwert hätten.

Für Sonnleitner ist das Netzwerk der Landwirtschaft mit anderen
Wirtschaftsbranchen Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung und des
Wohlstandes eines Landes. 'Eine starke grüne Branche ist Eckpunkt unserer
Volkswirtschaft', betonte Sonnleitner. Gerade in dem Bundesland, in dem
Daimler-Chrysler zu Hause sei, müsse jedoch auch einmal selbstbewusst gesagt
werden, dass die Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft ein ähnlich hohes
Bruttosozialprodukt in Deutschland erwirtschafte wie die Automobilindustrie. Bei
einem Auto werde jedoch nur noch ein bestimmter Anteil in Deutschland
produziert, bei Lebensmitteln aus deutschen Landen dagegen 100 Prozent. Ihre
Leistungen könnten die Bauern und ihre Familien deshalb offensiv in die
öffentliche Diskussion einbringen, was man auf den vom Berufsstand organisierten
offenen Hoftagen deutschlandweit tue. Losgelöst von der aktuellen Tagespolitik
zeige man dem Verbraucher und besonders der jungen Generation, dass die
Landwirtschaft eine Zukunftsbranche sei, in der junge Menschen immer ihre Chance
hätten.

Zur aktuellen Umsetzung der EU-Agrarreform, über die der Vermittlungsausschuss
von Bundestag und Bundesrat in den nächsten Wochen entscheiden wird, forderte
Sonnleitner die Bundesländer auf, Strukturbrüche und Verwerfungen für die
landwirtschaftlichen Betriebe zu verhindern, die durch das Modell des
Bundeslandwirtschaftsministeriums gegeben seien. Direktzahlungen für das
wichtigste Produkt der deutschen Landwirtschaft, die Milch, müssten
betriebsindividuell möglichst bis zum Jahre 2013 an die Produktion gebunden
bleiben. In dieser Forderung gebe der DBV nicht nach.

Die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Erika Lenz, zeigte den
stetigen Dialog von Bäuerinnen und Verbrauchern auf. Botschafterinnen setzten
sich für Produkte der heimischen Landwirtschaft an der Ladentheke, beim
Verbraucher und in den Schulen ein. Der Landfrauenverband verhelfe über
Qualifizierungsmaßnahmen wie zur Agrarbürofachfrau auf dem Lande gerade den
Bäuerinnen zu neuen Perspektiven. Lenz kündigte eine Unterschriftenaktion des
Landfrauenverbandes an, wonach Hauswirtschaft als Unterrichtsfach in den Schulen
wieder eingeführt werden solle. Die Kinder müssten wieder den Stellenwert
gesunder Ernährung, die Vorzüge des Kochens und einer gepflegten Esskultur
lernen.

Der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum in Baden-Württemberg, Willi
Stächele, sah in der Aktion 'Tag des Offenen Hofes' eine ausgezeichnete Chance,
der Bevölkerung mehr Wissen über landwirtschaftliches Denken und Handeln zu
vermitteln. In Baden-Württemberg unterstütze man dies zusätzlich durch die
Gläserne Produktion. Im Hinblick auf die EU-Agrarreform warnte er davor, damit
vorhandene Umweltprogramme in den Bundesländern zu zerstören. In
Baden-Württemberg habe man solche Programme erfolgreich für mehr Umwelt und
Naturschutz eingeführt zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Was die Landwirte
überhaupt nicht gebrauchen könnten, seien weitere nationale Alleingänge und ein
Draufsatteln von Umweltauflagen auf den EU-Standard.

Der Wirtschaftredakteur der Schwäbischen Zeitung, Dr. Werner Ludwig, ermunterte
die Landwirte, den Verbraucherdialog zu intensiveren, da immer größere Teile der
Bevölkerung nicht mehr wüssten, woher ihre Lebensmittel kämen und wie die
Landwirte ihre Tiere halten oder die Äcker bewirtschaften würden. Zudem müsste
der Wert der Lebensmittel aufgezeigt werden. 'Wenn alle bei Aldi einkaufen,
verdienen wir bald auch nur Aldi-Löhne', stellte Ludwig fest. Es gelte, das
Bewusstsein für die Werthaltigkeit der Nahrungsmittel zu schärfen und der
zunehmenden Entfremdung von den Lebensgrundlagen, wozu auch die Landwirtschaft
gehöre, entgegen zu wirken. Dazu gehöre auch, dass falsche und überholte Bilder
über die Landwirtschaft beseitigt würden, die Grundlage für hysterische
Reaktionen der Verbraucher bei Problemen innerhalb der Lebensmittelkette seien.
Dies abzustellen, hätten die Bauern durch permanente Öffentlichkeitsarbeit und
Verbraucherinformation selbst in der Hand. Dazu gehöre auch, dass die Bauern
positive Nachrichten und Leistungsbilanzen kommunizierten.

Am 'Tag des Offenen Hofes', den der DBV, BDL und DLV in diesem Jahr zum siebten
Mal seit 1992 veranstalten, beteiligen sich deutschlandweit über 800 Betriebe.
Sie öffnen ihre Hoftore und präsentieren die vielfältigen Leistungen der
Landwirtschaft mit einem vielfältigen Kultur- und Eventprogramm.

Links zum Thema Verbände.

 


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