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@grar.de Aktuell - 02.06.2004

Bioenergie hat Zukunft

BBE, DBV und LAB zur 'renewables 2004'


Bonn (agrar.de) - 'Bis zum Jahre 2030 können 14 Prozent des deutschen
Energiebedarfs durch Biomasse erzeugt werden, und zwar 10 Prozent an Wärme und
15 Prozent an Kraftstoffen für Pkw', schätzte der Vorsitzende des
Bundesverbandes BioEnergie (BBE), Helmut Lamp, auf einer Pressekonferenz in Bonn
anlässlich der internationalen erneuerbaren Energien Konferenz 'renewables
2004'. Der Jahresumsatz mit Bioenergie habe im vergangenen Jahr bereits 2,85
Milliarden Euro betragen, die Investitionen beliefen sich auf 1,57 Milliarden
Euro. Mit dem prognostizierten Wachstum der Bioenergie werde auch das
Investitionsvolumen auf das Siebenfache bis zum Jahre 2030 ansteigen. Zudem habe
die Energiegewinnung aus Biomasse bis zum Jahr 2003 bereits 50.000 Arbeitsplätze
geschaffen. Weitere 200.000 könnten es nach wissenschaftlichen Berechnungen bei
einem offensiven Ausbau der Bioenergie bis zum Jahre 2030 werden.

Lamp forderte eine wirksame und längerfristige Strategie zum Ausbau der
energetischen Nutzung von Biomasse für Deutschland. Die Bundesregierung habe in
den vergangenen Jahren bereits Erfolg versprechende Weichenstellungen für einen
Marktausbau der Bioenergie mit dem Erneuerbare Energien-Gesetz, der
Mineralölsteuerbefreiung für Biokraftstoffe, dem Marktanreizprogramm zur
Förderung erneuerbarer Energien und der Privilegierung von Bioenergieanlagen im
Baugesetzbuch gestellt. 'Dieser Weg muss konsequent weiter beschritten werden',
erklärte Lamp. Gleichzeitig stellte er in Forschung und Entwicklung ein
Ungleichgewicht zwischen Bioenergie und anderen Energieformen wie Kohle und
Kernenergie fest. So herrsche ein 'krasses Missverhältnis' der Fördermittel des
Bundes in der Energieforschung. Von 1993 bis 2002 sei die Bioenergie mit
insgesamt 34,47 Millionen Euro gefördert worden, was jeweils nur 2 bis 5 Prozent
der Förderung für Nuklear-Energieforschung, Kohle oder Kernfusion ausmache. Lamp
forderte eine Verdreifachung der eingesetzten Bioenergiemittel in Relation zu
den Gesamtenergieforschungsmitteln von 0,66 Prozent.

Biomasse zur Energiegewinnung ist heute schon wettbewerbsfähig. 'Angesichts des
über die 40 Dollar-Marke je Barrel gestiegenen Rohölpreises und der stetig
sinkenden Erzeugerpreise für Nahrungsmittel kann die Bioenergie zum Beispiel bei
Kraftstoffen im Wettbewerb mit fossilen Energieträgern mithalten', stellte der
Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, vor den
Journalisten in Bonn fest. Die Land- und Forstwirte in Industrie- wie in
Entwicklungsländern könnten mit der Produktion von Biomasse CO2-neutrale
Energieformen zur Verfügung stellen, und zwar fest, flüssig oder gasförmig zum
Beispiel als Wärme aus Waldholz, Strom aus Biogas, oder Kraftstoff aus
Ölpflanzen und Getreide.

In Deutschland diene der innovative Ausbau dieser Bioenergie vorrangig dazu, die
eingegangenen Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll zu erreichen, die
Abhängigkeit von endlichen, fossilen Energieträgern zu mindern und Arbeitsplätze
auf dem Lande zu schaffen. 'Weltweit können Landwirte Biomasse für die
Energienutzung zur Verfügung gestellt werden, so dass sie eine Schlüsselrolle
bei einem nachhaltigen Energiekonzept ohne Raubbau an der Natur erhalten',
betonte Born.

Bereits heute werden in der EU wegen der Nahrungsmittelüberschüsse auf 10
Prozent stillgelegten Flächen nachwachsende Rohstoffe angebaut. In Deutschland
habe deren Anbaufläche 2003 rund 840.000 Hektar betragen. 'Bei gleich bleibenden
Ertragssteigerungen durch züchterischen und technischen Fortschritt können in
absehbarer Zeit etwa 2 Millionen der 17 Millionen Hektar für die Erzeugung von
Energiepflanzen genutzt werden', prognostizierte Born. In einer Biogasanlage
könne aus einem Hektar Getreide, Gräser, Rüben oder Mais rund 16 Megawattstunden
Strom erzeugt werden. Allein damit versorge ein Landwirt vier
Drei-Personen-Haushalte für ein Jahr lang mit Strom. Auf das genannte
Flächenpotenzial hoch gerechnet könne die deutsche Landwirtschaft somit 8
Millionen Haushalte mit Strom aus Biomasse versorgen. Mit den erhöhten
Einspeisevergütungen im novellierten Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), für
deren Zustandekommen sich der DBV maßgeblich eingesetzt habe, lohne es sich für
Landwirt erstmals, Energiepflanzen für die Stromerzeugung in Biogasanlagen
anzubauen.

Nicht ausgeschöpft ist nach Borns Ansicht das Potenzial der Energiequelle Holz.
Derzeit würde Wärmeenergie in Höhe von rund 51 Millionen Megawattstunden durch
die Nutzung der Biomasse Holz gewonnen. Den größten Anteil an dieser
Wärmeproduktion hätten die rund 7 Millionen Kaminöfen und Kachelöfen in privaten
Haushalten. Darüber hinaus seien in Deutschland rund 9.000 Pelletsheizungen
installiert. In rund 100 Biomasseheizkraftwerken mit einer gesamten
installierten Leistung von 500 Megawatt werde vornehmlich aus Altholz und
Sägeresten Wärme und Strom gewonnen. In Deutschland wüchsen jährlich rund 60
Millionen. Kubikmeter Holz nach. Genutzt würden jedoch nur 40 Millionen. Ohne
die Wälder zu beeinträchtigen könnten also zusätzlich 20 Millionen. Festmeter
Holz entnommen werden. Insgesamt würden heute in Deutschland durch den Einsatz
von Bioenergie bereits rund 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Dies
könne bei Ausnutzung der Biomasse-Potenziale auf bis zu 100 Millionen Ton nen
CO2 gesteigert werden.

Von großen zukunftsweisenden Investitionen berichtete der Unternehmer Claus
Sauter von der Sauter Unternehmensgruppe, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
Landwirtschaftliche Biokraftstoffe (LAB). Die Biokraftstoffe könnten im Jahre
2010 knapp 6 Prozent Marktanteil erreichen, nachdem die EU-Richtlinie zur
Förderung der Biokraftstoffe bzw. zur Energiebesteuerung und die
Mineralölsteuerbefreiuung in Deutschland die Markteinführung von Biokraftstoffen
beflügelt habe. Sein Unternehmen investiere gegenwärtig in Sachsen-Anhalt und
Brandenburg in den Aufbau von zwei Bioethanolanlagen. Auch die Südzucker AG baue
in Sachsen-Anhalt eine Bioethanolanlage. Die Gesamtkapazität belaufe sich dann
auf 0,5 Millionen Tonnen Bioethanol pro Jahr. Dafür würden insgesamt 1,4
Millionen Getreide benötigt. 300 neue Arbeitskräfte seien mit den
Bioethanolanlagen bereits unmittelbar geschaffen worden. Die
Sauter-Unternehmensgruppe investiere auch in die Herstellung von Biodiesel, der
erfolgreich im Markt ei ngeführt ist. Gegenwärtig würden bundesweit von 23
Unternehmen aus 1,85 Millionen Tonnen Rapssaat rund 850.000 Tonnen Biodiesel
erzeugt. Mit den bestehenden Kapazitäten von 1,1 Millionen Tonnen und weiteren
im Bau befindlichen 200.000 Tonnen könne die gegenwärtig schnell steigende
Nachfrage nach Biodiesel zur Beimischung zum normalen Dieselkraftstoff
befriedigt werden.

Das anvisierte Abkommen der EU-Kommission mit den Mercosur-Staaten, die Einfuhr
von einer Million Tonnen Ethanol nach Europa, berge Gefahren für diese
innovative neue Technik. Dadurch würde die aufstrebende Branche der
Bioethanolherstellung noch vor Markteinführung zerstört. 'Ich bin der festen
Überzeugung, dass der Biokraftstoff im Energiemix der Zukunft eine bedeutende
Rolle spielen wird', erklärte der Unternehmer.

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