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@grar.de Aktuell - 26.03.2004

Öko-Schweine: besser für die Umwelt?

IÖW vergleicht die 'wahren' Kosten der ökologischen und der konventionellen Schweinemast


Berlin/Hamburg (agrar.de) - Die konventionelle Schweinemast verursacht durch
Umweltschäden deutlich höhere gesellschaftliche Kosten als die ökologische. Dies
ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts für ökologische
Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag der Verbraucherschutzorganisation
Foodwatch.

Würden die Kosten für Umweltschäden nicht wie bisher von der Allgemeinheit
getragen, sondern den Verursachern direkt angelastet, müsste jedes konventionell
erzeugte Mastschwein rund 50 Euro mehr kosten. Pro Kilogramm Schweinefleisch
bedeutete das einen Aufschlag von rund 47 Cent. Die Studie verdeutlicht
beispielhaft die Vorteile einer Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft.

Von den jährlich 37,5 Millionen Mastschweinen in Deutschland werden nur 100.000
nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus gemästet. Dabei, so die
IÖW-Studie, haben die Öko-Schweine erhebliche Vorteile für die Umwelt: bei der
Futterproduktion werden keine Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger eingesetzt.
Der Primärenergieverbrauch ist um ein Viertel geringer, und die
Stickstoffeinträge in Gewässer sind um mehr als drei Viertel niedriger. Die
konventionelle Schweinemast trägt bezogen auf ein Kilogramm Fleisch viermal so
viel zum Treibhauseffekt bei. 'Die externen Kosten für die Vermeidung der
Umweltschäden aus der konventionellen Schweinemast summieren sich auf 47,3 Cent
je Kilogramm.
', so Michael Steinfeldt, Experte für Ökobilanzen am IÖW.

Thomas Korbun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des IÖW und Leiter der Studie,
sieht neben der besseren Ökobilanz noch weitere Vorteile der ökologischen
Schweinemast: 'Bei Öko-Schweinen treten weniger Verletzungen und
Verhaltensstörungen auf, da die Haltungsbedingungen deutlich tiergerechter sind.
Die ökologische Schweinemast setzt anders als die konventionelle kein
gentechnisch verändertes Soja als Futtermittel ein und die Zahl der
Arbeitsplätze je Mastschwein ist um 40 - 90 Prozent höher.'

Öko-Schnitzel sind mit 13 Euro/kg an der Ladentheke fast doppelt so teuer wie
konventionelle Schnitzel. Dies hält viele Konsumentinnen und Konsumenten vom
Kauf ab. Konventionell erzeugtes Schweinefleisch wiederum kann so billig
verkauft werden, weil die mit seiner Produktion einhergehenden Umweltschäden
nicht in den Preis eingehen.

Andererseits ist Öko-Schweinefleisch an der Ladentheke vor allem deshalb so
teuer, weil seine Verarbeitung und der Vertrieb aufgrund des geringen
Marktanteils von rund 0,5 Prozent im Vergleich zum konventionellen Massenmarkt
erhebliche Mehrkosten verursacht.

Aus den Ergebnissen der Studie ziehen die IÖW-Experten zwei Schlüsse für die
Agrarpolitik: Zum einen müssen die Umweltschäden durch die konventionelle
Massenproduktion von Schweinen durch Auflagen oder ökonomische Instrumente
deutlich gesenkt werden. Zum anderen sollte die ökologische Schweinehaltung
besser gefördert werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Entwicklung
fester Abnahmebeziehungen zwischen Erzeugern und Handel und die
Professionalisierung der Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen.

Die IÖW-Studie 'Was kostet ein Schnitzel wirklich? Ökologisch-ökonomischer
Vergleich der konventionellen und der ökologischen Produktion von
Schweinefleisch in Deutschland' wurde im Auftrag der Verbraucherorganisation
Foodwatch durchgeführt und von der Stuttgarter Stiftung für Bildung und
Behindertenförderung (SBB) gefördert.

Eine Kurzfassung der Studie ist Bestandteil des 'Foodwatch-Reports über
falsche Preise und wahre Kosten der Fleischproduktion
' und wird im Internet
zum Download bereitgestellt. Die Langfassung ist als IÖW-Schriftenreihe 171/04
(ISBN 3-932092-72-4, 19,50 Euro) erschienen.

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