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@grar.de Aktuell - 25.03.2004

Bayern: Milcherzeuger rufen zu Protest auf


München (agrar.de) - Unter dem Motto 'Milchprotest - Jetzt reicht's!' rufen die
Milcherzeugergemeinschaften in Bayern die Milchbetriebe auf, ab kommendem Montag
drei Tage lang keine Milch an die Molkereien zu liefern.

Die Milcherzeuger wollen mit diesem Protest vor allem ein Warnsignal an den
Lebensmitteleinzelhandel und Politik, aber auch an die Molkereien geben: Milch
noch billiger produzieren geht nicht! 'Die Molkereien haben Verantwortung bei
den Preisverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel', appelliert Josef
Andres, der Vorsitzende der Milcherzeugergemeinschaften in Bayern e.V. Die
Milchbauern erwarten von ihren Abnehmern, dass sie für ihr hochwertiges Produkt
faire Verhandlungen mit höheren Preisabschlüssen führen.

Die bayerischen Milchbauern erhalten von Jahr zu Jahr weniger für ihren
wertvollen und qualitativ hochwertigen Rohstoff Milch. 'Der Milchpreis ist ein
Skandal', sagt Andres. Im Durchschnitt werden in Bayern derzeit knapp 28 Cent
pro Liter Milch - bei fallender Tendenz - bezahlt, das sind mehr als 16 Prozent
weniger als im vergleichbaren Zeitraum des Jahres 2001.

Nach den Demonstrationen vor den Auslieferungslagern von Aldi und Lidl vor zwei
Wochen ist dieser Milchprotest auch ein zweites Warnsignal an den
Lebensmitteleinzelhandel. Die Niedrigpreispolitik der Discounter treibe die
Bauern in den Ruin. 'Lebensmittel sind mehr wert' lautet die Botschaft der
Bauernfamilien. Das Preisdumping sei eine Sackgasse für alle, auch für die
Verbraucher. Mit der heimisch erzeugten Milch werde nicht nur ein hochwertiges
Lebensmittel angeboten. Die Milchviehbetriebe tragen auch zum Erhalt einer
attraktiven Kulturlandschaft bei. Für die vor- und nachgelagerten
Wirtschaftsbereiche im ländlichen Raum ist eine intakte Landwirtschaft von
großer Bedeutung. 'Wird das Milchland Bayern bald ein Märchen sein', sorgt sich
der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner. Der Bayerische
Bauernverband unterstützt die Protestaktionen der Milcherzeugergemeinschaften.

In der Verantwortung stehe auch Bundesministerin Renate Künast. Sie müsse sich
endlich in Brüssel für eine wirksame Reduzierung der Milchquotenmenge einsetzen
und in Deutschland für die betriebsindividuelle Umsetzung der Milchprämie
sorgen. Öffentlichkeitswirksame Ankündigungen der Verbraucherschutzministerin
reichen nicht, die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels zu brechen. Der
Bauernverband fordert, endlich das Wettbewerbsrecht zu ändern.

Allein die Milcherzeugung der bayerischen Rinderhalter hat einen Anteil von 36
Prozent des landwirtschaftlichen Produktionswertes. Von den 4,8 Millionen
Milchkühen werden etwa ein Drittel in Bayern gehalten. Dies zeigt die starke
Bedeutung der Milcherzeugung in Bayern. Für die deutsche Landwirtschaft ist die
Milch ein sehr wichtiges Einkommens­standbein: 120.000 der 380.000 Landwirte
erzeugen Milch, 43 Prozent (8,2 Mrd. Euro) des Produktionswertes aus der
Tierhaltung stammen aus der Milchproduktion, bezogen auf den gesamten
Produktionswert (40,5 Millionen Euro) sind es 20 Prozent.

Links zum Thema Verbände.

 


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