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@grar.de Aktuell - 19.03.2004

WWF: Aufmarsch der Borkenkäfer-Armee

WWF warnt zum Tag des Waldes (21.03.) vor negativen Auswirkungen des Jahrhundertsommers 2003 auf die deutschen Wälder


Frankfurt (agrar.de) - Zum Tag des Waldes am 21. März warnt die Umweltstiftung
WWF davor, dass die Wälder in Deutschland weiterhin unter den Folgen
des besonders heißen und trockenen Supersommers 2003 leiden werden. Die extreme
Witterung in den Sommermonaten des vergangenen Jahres habe dazu geführt, dass
das ohnehin angegriffene Immunsystem der deutschen Wälder weiter geschwächt
wurde. Dies mache die Wälder langfristig zu einem leichten Opfer für Schädlinge
wie den Borkenkäfer, die Buchenwollschildlaus und Pilze.

'Wir können nicht genau vorhersagen, welchen Strapazen unsere Wälder in diesem
Jahr ausgesetzt sein werden. Aber eins ist sicher: Durch die große Trockenheit
des letzten Jahres haben Nadelwälder den Borkenkäfern nicht viel
entgegenzusetzen', befürchtet Nina Griesshammer, Waldexpertin des WWF. Ein
wirksamer Schutz vor Borkenkäfern sei Feuchtigkeit: Ist der Waldboden im Winter
und Frühjahr gut durchfeuchtet, können sich darin nützliche Pilze bilden, die
den gefährlichen Käfern den Garaus machen. Trockenheit beeinträchtigt den
Harzfluss der Bäume. Harz ist der natürliche Abwehrstoff gegen Schädlinge wie
den Borkenkäfer.

Borkenkäfer sind Schädlinge 'aus der zweiten Reihe': Sie befallen nur Nadel- und
Laubbäume, die bereits aufgrund äußerer Einflüsse wie schlechte Bewirtschaftung
der Wälder, Schadstoffe, Trockenheit und Hitze kränkeln oder absterben. In
besonders heißen und trockenen Sommern kommt es zu wahren Massenvermehrungen der
kleinen Nager. Dann kann die Borkenkäfer-'Armee' so groß werden, dass sie sogar
gesunde Bäume angreift. Der Angriff funktioniert so: Sobald sich die Borkenkäfer
in die Rinde gebohrt haben, beginnt die Paarung und mit ihr das große Fressen.
Durch die Fraßgänge der Borkenkäfer - zum Beispiel die 'Buchdrucker', die mit
Vorliebe Fichten befallen - wird die Nährstoff- und Wasserversorgung der Bäume
zwischen Wurzel und Krone unterbrochen. Die Bäume verlieren schließlich ihr Laub
oder ihre Nadeln und sterben in den meisten Fällen ab.

Der Internationale Tag des Waldes wurde von der FAO (Organisation für Ernährung
und Landwirtschaft der UNO) Ende der 1970er Jahre als Reaktion auf die weltweite
Vernichtung der Wälder ins Leben gerufen. Jedes Jahr verschwinden mehr als 16
Millionen Hektar Wald. Das entspricht einer Fläche, die etwa halb so groß ist
wie Deutschland. Die Hauptursachen für den Verlust riesiger Waldgebiete sind
industrieller und illegaler Holzeinschlag, Waldbrände und die Umwandlung in
Rohstoffplantagen. Die deutschen Wälder sind seit Jahrzehnten durch Abgase,
Ammoniakausdünstungen aus der Landwirtschaft, saure Böden und eine schwindende
Artenvielfalt belastet. In Deutschland ist rund ein Drittel der Staatsfläche -
etwas mehr als zehn Millionen Hektar - von Wäldern bedeckt.

Der WWF fordert, das Immunsystem der Wälder langfristig zu stärken. Dazu müssten
flächendeckend natürliche Mischwälder aufgebaut und verantwortungsvoll
bewirtschaftet werden, da sie den äußeren Einflüssen besser standhalten als die
wesentlich anfälligeren Monokulturen. Außerdem müsse der Schadstoffeintrag aus
Luft und Wasser sowie der Ausstoß klimaschädlicher Abgase wie zum Beispiel
Schwefeldioxid und Stickoxide deutlich reduziert werden.

Links zum Thema Wald und Forst.

 


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