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@grar.de Aktuell - 19.03.2004

Preisdumping: DBV warnt Molkereien und Lebensmittelhandel


Berlin (agrar.de) - Die deutschen Milchbauern werden den brutalen Preisdruck der
Einzelhandelskonzerne auf Milch und Molkereiprodukte nicht weiter hinnehmen.
Dies erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd
Sonnleitner. In der neuesten Ausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz weist er
darauf hin, dass unter den Milcherzeugern eine explosive Stimmung herrsche und
der Bauernverband nicht tatenlos zusehe, dass die Preisspirale nach unten
fortgesetzt würde. In den derzeit stattfindenden Preis- und
Listungsverhandlungen zwischen Lebensmittelhandel und Molkereien versuchten die
Discounter nach wie vor jedoch ihre marktbeherrschende Stellung auszunutzen und
die Preise bei Milchprodukten gegenüber Vorjahr zu senken. Bereits am 8. März
hatten Hunderte von Milchbauern in Bayern vor Auslieferungslagern der beiden
Discounter Aldi und Lidl gegen Preisdumping protestiert. Dem folgten jetzt
entsprechende Aktionen in Nordrhein-Westfalen.

'Der jetzige Milchpreis ist unsittlich und ruinös', urteilte Sonnleitner. Der
DBV habe mit seinen Landesbauernverbänden deshalb beschlossen, verschärfte und
bundesweite Aktionen gegen die Wertevernichtung und den Preisdruck durch den
Handel bei Milch und Molkereiprodukten durchzuführen. Ebenso forderte
Sonnleitner die Molkereien zu einer geschlossenen Gegenwehr auf. Wer davon
abweiche, dürfe nicht damit rechnen, dass die Milchbauern darüber zur
Tagesordnung übergehen würden.

Sonnleitner wandte sich an die vier genossenschaftlichen Molkereiunternehmen,
die sich bei den ersten Preisverhandlungen mit dem Handel im Produktsegment
'Sahnekännchen' mit einem deutlichen Minus gegenüber den bisherigen Preisen
einverstanden erklärt haben sollen. 'Dies können und werden wir auch im Hinblick
auf die nächsten Preisrunden im Bereich Trinkmilch nicht akzeptieren', erklärte
Sonnleitner. Bevor der Bauernverband jedoch mit dem Namen des Preisbrechers in
die Öffentlichkeit gehe, wollte er den Unternehmen noch die Gelegenheit geben,
sich kurzfristig zu dem Verhandlungsergebnis zu äußern. So wie die Sachlage sich
derzeit darstelle, sei es ein Schlag ins Gesicht der Milchbauern, wenn ein
Unternehmen Preissenkungen wie in diesem Produktbereich gegenüber dem Handel
zugestimmt habe und die drei weiteren - trotz beträchtlichem Marktanteils -
diesem einfach gefolgt seien.

Die Vollkosten in der deutschen Milchproduktion bewegten sich im Schnitt bei
über 30 Cent je Kilogramm Milch. Da blieben den Milchbauern nur noch
Kampfmaßnahmen, wenn zum Beispiel der internationale Molkereikonzern Campina in
Westfalen je Kilogramm Milch für Februar nur noch 23,2 Cent auszahle. Dies seien
immerhin 6 Cent weniger als im Vorjahr, stellte der Präsident des
Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Franz-Josef
Möllers, fest.

Auch von der Politik verlangte Sonnleitner wirksamere Schritte zur
Mengenverringerung bei Milch. Der DBV habe Vorschläge unterbreitet, wie bei
einer Aussetzung der nationalen Saldierung kurzfristig und über eine EU-weite
Quotenkürzung mittelfristig Angebot und Nachfrage wieder besser angepasst werden
könnten. Es sei, so Sonnleitner, mehr als ärgerlich, dass der jüngste Vorstoß
des französischen Landwirtschaftsministers Hervé Gaymard hinsichtlich einer
Quotenkürzung weder von EU-Agrarkommissar Franz Fischler noch von
Bundesministerin Renate Künast aufgenommen und unterstützt wurde.

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