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@grar.de Aktuell - 09.02.2004

Angriff auf die Öko-Betriebe in Sachsen?

Mitgliedschaft in einem Öko-Verband soll nicht mehr zwingend sein - VDL: Tausende Hektar große LPG-Nachfolger zerstören den Öko-Markt


Dresden (agrar.de) - Der Vorstand des VDL Sachsen hat am 26.Januar in
einem Verbände-Gespräch im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und
Landwirtschaft (SMUL) Kritik geübt am Änderungsantrag 2004 zum Entwicklungsplan
für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen (2000-2006). Seitens des VDL trugen
die Wiedereinrichter und Vizepräsidenten des Verbandes: Wolfgang Reichel,
(Erzgebirge), Antonius Rebisch (Oberlausitz) und Dr. Manfred Probst
(Mittelsachsen) die Verbandspositionen vor.

Beabsichtigte Änderungen

So soll die bisherige erste Zuwendungsvoraussetzung im Ökologischen Landbau
gestrichen werden, nach der jeder Landwirt, der nach den Regeln des Programms
Ökologischer Landbau wirtschaftet, zwingend Mitglied in einem vom Freistaat
Sachsen anerkannten Erzeugerverband sein muss.

Damit soll offensichtlich der 'Ökologische Landbau' für Sachsens Großbetriebe
geöffnet werden. 'Der größte Öko-Betrieb bewirtschaftet in Sachsen über 1200
Hektar als Lohnarbeitsunternehmen', rühmte MdL Dr. Eberhard Lippmann in
CDU-direkt 12/03. 'Ökologische Bewirtschaftung ist high-tech und hat mit
Folklore nichts zu tun, wie gelegentlich Grüne und andere Amateurlandwirte zu
verbreiten versuchen', so der langjährige Vorsitzende des Agrarausschusses im
Sächsischen Landtag an die Öko-Branche in Sachsen.

Die strengen Regeln der Öko-Verbände werden unterlaufen, so der VDL-Vorstand. Es
wird eine Zwei-Klassen-Landwirtschaft in der Öko-Szene geschaffen, eine mit und
eine ohne Mitgliedsausweis.

Großerzeuger als Trittbrettfahrer

Zum zweiten soll die Umstellungsprämie ab dem zweiten bzw. dritten Jahr im
Teilprogramm 'Umweltgerechter Ackerbau' erhöht werden. Der VDL sieht das nicht
als notwendig an und auch nicht als fair gegenüber den Alt-Ökos, die über ein
Jahrzehnt mit geringeren Einstiegsprämien zurecht kommen mussten. Eine Erhöhung
der Umstellungsprämien im Ackerbau würde Großerzeuger als Trittbrettfahrer mit
ins Öko-Boot holen, die mit ihren Produktmengen den Markt überschwemmen und die
Preise noch mehr aus dem Ruder laufen lassen würden, so die Befürchtung der
Öko-Betriebe im VDL. Die Öko-Betriebe erzielen schon jetzt beim Getreideabsatz
kaum auskömmliche Preise.

Alt-Ökos befürchten Ruin

Negativ betroffen wären dabei insbesondere die flächenarmen Alt-Ökos, die sich
bisher echt am Markt bewähren mussten, die den Markt erst aufgebaut haben und
durch sinkende Preise ruiniert werden würden. Die Mitnahmeeffekte durch
Großbetriebe würden zudem dem Ruf der Öko-Branche negativ angelastet.
Die Streichung des Zwangs zur Verbandsmitgliedschaft in einem Öko-Verband lehnt
der VDL daher ab. Wenn etwas dem Öko-Image schadet, so sind es die bekannten
Skandale durch die Verletzung der Erzeugerrichtlinien. Kein Öko-Bauer würde
seine eigene wirtschaftliche Existenz leichtfertig aufs Spiel setzen.

Die Verbandskotrolle als eine Art sozialer Kontrolle in den eigenen Reihen, wird
von unabhängigen Kontrollstellen durchgeführt. Wer hier bisher ausscherte, wurde
aus dem Verband ausgeschlossen und ging auch der Ökoprämien verlustig. Die
Verbandsmitgliedschaft und -kontrolle war bisher das wichtigste Instrument, eine
saubere Produktion sicherzustellen. Der VDL erwartet, dass das SMUL diese
geplanten Änderungen zurück nimmt.

Links zum Thema Verbände.

 


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