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@grar.de Aktuell - 29.01.2004

DBV: Geiz-ist-Geil-Mentalität bedroht deutsche Landwirtschaft

Deutsche Landwirtschaft ist gelebter Verbraucherschutz


Berlin (agrar.de) - Die derzeitige Niedrigpreispolitik und die
Geiz-ist-Geil-Mentalität bedrohen viele landwirtschaftliche Betriebe sowie vor-
und nachgelagerte Stufen in ihrer Existenz. Dies gab der Stellvertretende
Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Adalbert Kienle,
beim Diskussionsforum 'Lebensmittel sind mehr wert - eine Zwischenbilanz'
anlässlich der Internationalen Grünen Woche 2004 auf dem ErlebnisBauernhof zu
bedenken. Die Einkommen der Landwirte seien um 25 Prozent eingebrochen. Umso
wichtiger sei eine differenzierte Diskussion dieses Dauerthemas. Es sei einfach
nicht akzeptabel, so Kienle bei der Podiumsdiskussion des DBV und der
Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft, dass Lebensmittel in Deutschland
wesentlich billiger als in der übrigen Europäischen Union sind. Als aktuelles
Beispiel nannte er Jungbullen, die im Export teurer zu verkaufen sind als im
deutschen Markt.

Zustimmung fand die Forderung der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann,
die Preisspirale müsse gestoppt werden, da es ansonsten bald keine Bauern mehr
gebe. Vielmehr ist nach den Worten von Connemann deutsche Landwirtschaft
gelebter Verraucherschutz. Anstelle den Verkauf unter Einstandspreisen
zuzulassen, müsse die Politik für das positive Image deutscher Produkte aktiv
werden. Entweder sollten die Verbraucher bereit sein, mehr Geld für
hervorragende Lebensmittel auszugeben oder aber die Politik müsse die
Möglichkeiten schaffen, dass die deutschen Landwirte billiger produzieren
können. Die Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken (Bündnis90/Die Grünen) forderte
die Verbraucher auf, den Lebensmitteln mehr Wertschöpfung und Wertigkeit
beizumessen. Grundsätzlich sollten aber auch die Kostenstrukturen auf EU-Ebene
harmonisiert werden.

Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels indes
bezeichnete die Bevölkerung vor dem Hintergrund tiefer Verunsicherung und hoher
Arbeitslosigkeit als extrem sparsam. Zugute komme ihnen dabei, dass die Produkte
der Discounter Standardprodukte von guter Qualität seien. Lediglich die Vielfalt
fehle in deren Sortiment. Es sei auch ein Zeichen des Wohlstandes, dass nur noch
ein geringer Anteil des Einkommens für Nahrung ausgegeben werde. Nach Ansicht
der FDP-Bundestagsabgeordneten Christel Happach-Casan muss dem mündigen Bürger
daher auch vermittelt werden, dass gutes Essen Bestandteil guter Lebensqualität
ist.

'Wir wollen den Verbrauchern nicht einen Schnäppchenkauf verbieten', das habe
bereits der Kanzler gesagt, betonte der SPD-Bundestagsabgeordnete Manfred
Zöllmer. Überdies existierten ausreichend Gesetze gegen den Verkauf unter
Einstandspreisen. Vor allem irreführende Werbung gelte es zu verhindern, da über
die Werbewirtschaft häufig bestimmte Verhaltensweisen ausgelöst würden. Positiv
bewertete Zöllmer, dass der Deutsche Bauernverband die Diskussion über den Wert
von Lebensmitteln angestoßen und damit überhaupt erst ein Bewusstsein beim
Verbraucher geschaffen habe.

Links zum Thema Verbände.

 


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