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@grar.de Aktuell - 10.01.2004

Uckermark: Bauern verpflichteten sich zur Umsetzung einer gentechnikfreien Region


Berlin (agrar.de) - Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und Naturpark
Uckermärkische Seen, nordöstlich von Berlin, wurde jetzt die größte
gentechnikfreie Region Deutschlands ausgerufen. Biobauern und konventionell
wirtschaftende Landwirte aus der brandenburgischen Region haben sich
zusammengeschlossen, um auf den Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO)
zu verzichten.

Mit Hilfe einer unterzeichneten Selbstverpflichtungserklärung (vom 7.1.2004)
versuchen 21 Betriebe aus Ackerbau und Tierhaltung sich vor einer Kontaminierung
mit gentechnisch veränderten Organismen wirkungsvoll zu schützen. So wird
zukünftig ein zusammenhängendes Gebiet von ca. 50.000 Hektar mit 12.500 Hektar
landwirtschaftlicher Nutzfläche, die von ausgedehnten Wald- und Wasserflächen
umgeben sind, in den Landkreisen Uckermark und Barnim gentechnikfrei gehalten.
Die Tier- und Pflanzenwelt in der Uckermark, einer der schönsten Regionen
Deutschlands, soll bewahrt werden.

'Wir haben die Aufgabe, Gebiete mit europäischem Schutzstatus wie
Flora-Fauna-Habitate oder EU-Vogelschutzgebiete zu erhalten. Deshalb begrüße ich
die Selbstverpflichtung der Landwirte und hoffe, dass dies ein Beipsiel ist auch
für die Landnutzer in den Biosphärenreservaten Spreewald und Flusslandschaft
Elbe-Brandenburg', erklärt Axel Vogel, Direktor der brandenburgischen
Landesanstalt für Großschutzgebiete.

Es besteht ein Gefährdungspotenzial gentechnisch veränderter Pflanzen für die
Artenvielfalt, so der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Dr.
Hartmut Vogtmann. Insbesondere in ökologisch wertvollen Gebieten, wie dem
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, sollte daher zur Vermeidung des Risikos
von Schäden in der Flora und Fauna auf den Anbau von GVO verzichtet werden. Erst
jüngst wies eine langjährige britische Studie einen Zusammenhang zwischen dem
Anbau von genmanipulierten Zuckerrüben und Raps und einem Rückgang der
Artenvielfalt nach.

Auch knüpfen viele Landwirte Hoffnungen an die positiven wirtschaftlichen
Effekte der Brandenburger Initiative. 'Die Absatzchancen für garantiert
gentechnikfreie Produkte werden zukünftig als sehr gut prognostiziert',
bekräftigt Dr. Guido Nischwitz vom unabhängigen Institut für ökologische
Wirtschaftsforschung (IÖW). 'Gleichzeitig erfährt die Uckermark einen starken
Imagegewinn'. Hintergrund ist die nach wie vor ablehnende Haltung der
Verbraucher gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln.

Das IÖW unterstützt und berät die vor zwei Jahren ins Leben gerufene Initiative.
Dies geschieht im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und
Raumordnung des Landes Brandenburg (MLUR) und des Bundesamtes für Naturschutz
(BfN). Überprüft werden soll die generelle Machbarkeit von GVO-freien Regionen.
Darüber hinaus sollen Vorschläge für die Übertragbarkeit auf ganz Deutschland
erarbeitet werden, damit möglichst viele gentechnikfreie Regionen mit klaren
Rahmenbedingungen entstehen können. Besonderes Augenmerk seitens das BfN wird
daher auf den bundesweiten Modellcharakter des Projektes gelegt.

Alle Beteiligten der 'Gentechnikfreien Region Schorfheide-Chorin' fordern die
Politik auf, niedrige Schwellenwerte für den GVO-Anteil von Saatgut festzulegen.
'Die Hersteller von Saatgut und Futtermitteln müssen auch den konventionell
wirtschaftenden Betrieben umgehend gentechnikfreie Produkte anbieten' mit dieser
Forderung brachte Dietrich von Wedel, Landwirt und Mitunterzeichner, eine der
wichtigsten Hemmnisse für eine erfolgreiche Gentechnikfreiheit auf den Punkt.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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