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@grar.de Aktuell - 07.01.2004

Hessen: Bär fordert verlässliche Rahmenbedingungen und faire Erzeugerpreise


Baunatal (agrar.de) - Laut Situationsbericht 2004 des Deutschen Bauernverbandes
sind die Unternehmensgewinne in hessischen Haupterwerbsbetrieben im vergangenen
Wirtschaftsjahr (1.7.2002 - 30.6.2003) um 40,2 Prozent auf 17.595 Euro pro
Betrieb gesunken. Die Einkommen unserer Bauern sind damit weit unter das Niveau
Ende der 90er Jahre gefallen. Mit diesen Worten hat der Präsident des
Hessischen Bauernverbandes, Heinz Christian Bär, die sehr
unbefriedigende Einkommensentwicklung der hessischen Landwirte im Rahmen eines
Pressegespräches anlässlich der Eröffnung der Landwirtschaftlichen Woche
Nordhessen heute in Baunatal beschrieben.

Rückgang der Nettoinvestitionen besorgniserregend

Hauptursache seien die niedrigen Erzeugerpreise für Milch, Schweine und
Getreide. Der steuer- und finanzpolitische Zickzackkurs der Bundesregierung habe
die Betriebe zusätzlich verunsichert. 'Der starke Rückgang bei den
Nettoinvestitionen in den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben
Deutschlands um rund 64 Prozent auf durchschnittlich 1.600 Euro je Betrieb ist
mehr als besorgniserregend', sagte Präsident Bär. Das gleiche gelte für die
Eigenkapitalentwicklung, denn im Durchschnitt hätten die Haupterwerbsbetriebe im
Wirtschaftsjahr 2002/03 1.300 Euro Eigenkapital verloren.

Diese ernüchternden Zahlen seien nicht zuletzt auf die unzureichenden
agrarpolitischen Rahmenbedingungen zurückzuführen. Obwohl es über den
Vermittlungsausschuss kurz vor Weihnachten gelungen sei, Mehrbelastungen zum
Beispiel beim Agrardiesel zunächst abzuwenden, zahlten die deutschen Bauern
fünfmal soviel Mineralölsteuern wie ihre französischen Kollegen. Dieser
Wettbewerbsnachteil könne nicht kompensiert werden.

Über die EU-Vorgaben hinausgehende Tierhaltungsvorschriften bei Legehennen und
Schweinen führten zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen, die die Produktion
verteuerten. Weder die Tiere noch die Verbraucher profitierten davon. Ganz im
Gegenteil, die Produktion wandere mehr und mehr in Länder mit niedrigeren
Umwelt-, Tier und Verbraucherschutzstandards ab. Vor diesem Hintergrund sei es
nicht verwunderlich, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe immer
weiter abnehme. In Hessen gebe es noch rund 24.000 Höfe, von denen etwa 8.600 im
Haupterwerb geführt würden.

Zu den einschneidenden Sparmaßnahmen der Hessischen Landesregierung merkte
Präsident Bär an, dass die hessische Land- und Forstwirtschaft mit einem
Gesamteinsparvolumen bei den freiwilligen Leistungen von 45 Millionen Euro
überproportional betroffen sei. Dies gelte unter anderem für das Hessische
Kulturlandschaftsprogramm und die Ausgleichszulage, die als finanzieller
Ausgleich für Bewirtschaftungserschwernisse in benachteiligten Gebieten gewährt
werde. Diese beiden Programme wirken sich unmittelbar auf die Einkommen der
Bauern aus und sind deshalb für den Erhalt einer flächendeckenden
Landbewirtschaftung sehr wichtig.

EU-Agrarreform bereitet Sorgen

'Mit großer Sorge verfolgen die hessischen Bauern die Beratungen zur Umsetzung
der EU-Agrarreform', betonte Bär. Keinesfalls dürfe es zu einer Umverteilung der
Direktzahlung kommen, Präsident Bär dankte Hessens Landwirtschaftsminister
Wilhelm Dietzel dafür, dass man sich gemeinsam auf das sogenannte Betriebsmodell
verständigt habe. Denn die vom Bund favorisierte Flächenprämie habe
unverantwortliche Härten für die hessischen Betriebe zur Folge.

Mit Ausnahme der Bereiche Getreide und Ölsaaten, dort haben sich die Preise
aufgrund des knappen Angebotes positiv entwickelt, beurteilte Präsident Bär die
Lage auf den landwirtschaftlichen Märkten zum Jahresbeginn als katastrophal.
Sowohl bei der Milch als auch im Schweine- und Rindfleischsektor befänden sich
die Erzeugerpreise auf einem äußerst niedrigem Niveau.

'Mit Blick auf die Umsetzung der EU-Agrarreform, die EU-Erweiterung und die
zunehmende Globalisierung der Märkte brauchen unsere Betriebe dringend Zeichen
der Ermutigung und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen, denn sie wollen
auch in Zukunft hochwertige Lebensmittel produzieren und gleichzeitig unsere
schöne Kulturlandschaft erhalten und pflegen. Faire Erzeugerpreise sind dafür
allerdings unerlässlich', so der Bauernverbandspräsident.

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