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@grar.de Aktuell - 31.12.2003

Sonnleitner zum Jahreswechsel


Berlin (agrar.de) - DBV-Präsident Gerd Sonnleitner zum Jahreswechsel
2003/2004:

'Liebe Bäuerinnen, Bauern und Landjugendliche,

mit dem Jahreswechsel verbinden auch die Bauernfamilien Erwartungen und
Hoffnungen für ein besseres neues Jahr. Schaffen wir 2004 den so sehnlich
erwünschten wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland und Europa? Findet Europa
die Kraft, auch ohne förmliche Verfassung ein Hort des Friedens, der Freiheit
und des relativen Wohlstandes zu bleiben und dies ohne Verwerfungen auf die
mittel- und osteuropäischen Neumitglieder zu übertragen? Lassen sich auf den
Agrarmärkten wieder steigende Erzeugerpreise durchsetzen, damit sich die im
zurückliegenden Jahr förmlich abgestürzten bäuerlichen Einkommen wieder erholen?

Das zurückliegende Jahr hat gezeigt, wie wertvoll eine geradlinige und
nachhaltige Argumentation des Berufsstandes ist. Das Umfeld vom Wetter über die
Märkte bis zur Politik war mehr als schwierig. Wir waren als Bauernfamilien und
als Berufsstand in vielfacher Weise gefordert. Als Bauernverband haben wir
frühzeitig und klar Position bezogen und Lösungskonzepte vorgestellt, zur
EU-Agrarreform und zu ihrer nationalen Umsetzung genauso wie zur
überproportionalen Belastung der Landwirte im Haushaltsbegleitgesetz oder zur
Preismisere auf dem Milch- und Schlachtschweinemarkt. Für die von der Dürre am
stärksten betroffenen Landwirte konnten wir staatliche Hilfsmaßnahmen
durchsetzen. Kurz vor Jahresende hat sich der Vermittlungsausschuss von
Bundestag und Bundesrat von unseren Argumenten überzeugen lassen - die geplanten
Sonderopfer der Landwirtschaft durch das Haushaltsbegleitgesetz sind vom Tisch.

Doch in den Betrieben herrscht weiterhin Unsicherheit wegen fehlender Klarheit
über das Entkopplungsmodell. Wir werden in 2004 weitere Überzeugungsarbeit bei
Bund und Ländern leisten, damit sich die nationale Umsetzung der EU-Agrarreform
nicht gegen unsere aktiv wirtschaftenden Bauernfamilien richtet. Alle
Berechnungen belegen aufs Neue, dass es kein optimales Modell der Entkopplung
der Prämienrechte gibt. Unsere grundsätzliche Kritik an den Luxemburger
Beschlüssen bestätigt sich leider. Umso wichtiger ist es, dass die Milchbauern
nicht zusätzlich zu den Luxemburger Reformbeschlüssen auch noch in der
nationalen Umsetzung zu den großen Verlierern gemacht werden. Weil jegliche Form
der Regionalisierung, auch in einem Kombimodell, die Milchbauern viel Geld
kosten kann, kommt für uns bei Milch nur eine betriebsindividuelle Entkopplung
in Frage.

Die vom Bauernverband seit der letzten Grünen Woche durchgeführte bundesweite
Kampagne 'Lebensmittel sind mehr wert!' hat dazu beigetragen, dass die
vorgesehenen massiven Preiskürzungen der Discounter im Trinkmilchbereich im
vergangenen Frühjahr verhindert wurden. Auch wenn dies ein diffiziles Gebiet
ist, so fordern wir doch von unseren Molkereien jetzt ernsthaft die Bildung von
gemeinsamen Verkaufsunternehmen - gerade bei zentralen Produkten wie H-Milch -
zu betreiben. Der Macht des Handels muss ein entsprechendes Gegengewicht
entgegengestellt werden. Schon in wenigen Wochen stehen die nächsten
Preisgespräche an. Im Lebensmittelhandel und beim Verbraucher wird letztlich
über die Perspektiven unserer Höfe und unserer jüngeren Generation entschieden.

Auch für das Neue Jahr werden wir in der politischen und gesellschaftlichen
Diskussion gefordert sein. Getreu der Aussage von Henry Ford, wonach es viel
mehr Leute gibt, die freiwillig aufstecken, als solche, die echt scheitern,
werden wir als Bauernverband weiter hartnäckig für die Interessen der Bauern und
ihrer Familien eintreten. Was Bundespräsident Johannes Rau beim letzten
Erntedankfest sagte, ist doch Rückenwind für uns und unsere Arbeit. Wir wären
ein armes Volk, so der Bundespräsident, wenn wir die ländlichen Regionen mit den
Landwirten nicht hätten. Dafür zuständig sei auch ein Berufsstand, der gut
aufgestellt sei, selbstbewusst mit der Gesellschaft kommuniziere und für seine
Interessen auch hart streite.

In diesem Sinne wünsche ich allen Bäuerinnen und Bauern, allen jungen Menschen
in den Betrieben, allen im Berufsstand tätigen Ehren- und Hauptamtlichen ein
gesundes und erfolgreiches Jahr 2004.'

Gerd Sonnleitner
Präsident des Deutschen Bauernverbandes

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