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@grar.de Aktuell - 12.12.2003

DBV: Milchsektor ist Verlierer der EU-Agrarreform

Deutsche und französische Milcherzeuger verstärken Zusammenarbeit


Paris (agrar.de) - Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der
französische Milchbauernverband (FNPL) werden ihre Zusammenarbeit im
Bereich der Milchpolitik und des Milchmarktes ausbauen. Das war das Fazit des
jüngsten Spitzengesprächs der Vertreter des DBV und des FNPL in Paris. Geleitet
wurde die deutsche Delegation von DBV-Vizepräsident Otto-Dietrich Steensen und
die französische Delegation von FNPL-Präsident Henri Brichart. Einigkeit bestand
darin, dass der europäische Milchsektor der Verlierer der Agrarreform von
Luxemburg ist. Daher müssten alle Möglichkeiten der Milchpolitik und des
Milch-marktes im Interesse der Milcherzeuger genutzt werden.

In einer gemeinsamen Erklärung wurden folgende Punkte festgehalten:

. Die für die Interventionspreissenkung gewährten Ausgleichszahlungen je
Kilogramm Milch müssen in vollem Umfang dem wirtschaftenden, melkenden Betrieb
zur Verfügung gestellt werden, das heißt, eine betriebsindividuelle Auszahlung
des Direktausgleichs. Jede Form der Regionalisierung, auch in einem
Kombinationsmodell, würde zu einem Abfluss der Ausgleichszahlungen im
Milchsektor führen und damit die Milcherzeuger nochmals schwächen.

. Die Entkopplung der Direktzahlungen war weder vom DBV noch von der FNPL
gewollt. Da aber die grundsätzliche Entscheidung für die Entkopplung gefallen
ist, sollte, auch um die Unsicherheiten über die Umsetzung der Reform und die
damit verbundenen möglichen Spekulationen und Fehlentscheidungen möglichst
gering zu halten, eine Entkopplung der Milchprämie vor 2007 in Betracht gezogen
werden.

. Die in den Reformbeschlüssen vorgesehene Erhöhung der Milchquoten um 1,5
Prozent ab dem Jahre 2006 muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Da der Milchmarkt ohnehin von Überschüssen gekennzeichnet ist, würde eine
weitere Erhöhung der Milchquoten die Preise und damit die Einkommen der
Milcherzeuger noch stärker belasten.

. Die neuen Reformbeschlüsse im Milchbereich erlauben die Anpassung der
Milchquote an die Marktlage. Aufgrund der derzeitigen desolaten Lage am
Milchmarkt fordern beide Organisationen die EU-Kommission auf, dieses Instrument
zu nutzen und durch eine flexible Mengenanpassung auf die derzeitige Marktlage
zu reagieren. Die Milchquoten könnten an die Entwicklung der Nachfrage angepasst
werden, was entsprechende positive Preisimpulse ergeben müsste.

. Auch nach der Agrarreform hat die EU-Kommission die Möglichkeit, durch
Marktordnungsmaßnahmen den Milchmarkt zu stabilisieren. FNPL und DBV fordern die
Kommission daher auf, diese Möglichkeiten zu nutzen und aufgrund der derzeitigen
schwierigen Marktlage das Einkommensniveau der europäischen Milcherzeuger nicht
noch weiter absinken zu lassen.

Der über die nationalen Grenzen operierende Lebensmitteleinzelhandel sowie
besonders die Discounter haben einen zunehmenden negativen Einfluss auf die
Entwicklung des Milchpreises. In einigen europäischen Nachbarländern wird sogar
schon von einem Milchpreiskrieg gesprochen. FNPL und DBV sind sich darüber
bewusst, dass neben den agrarpolitischen Maßnahmen auch die Entwicklung auf dem
Milchmarkt verstärkt begleitet werden muss. Daher werden beide Verbände einen
Aktionsplan abstimmen, der das weitere Absinken der Milchpreise verhindern und
wesentlich zur Einkommensstabilisierung bei den Milcherzeugern beitragen soll.
Der von FNPL und DBV initiierte Aktionsplan ist bereits von vielen
berufsständischen Organisationen in den anderen europäischen Mitgliedstaaten
sehr positiv aufgenommen worden. Auf einem europäischen Binnenmarkt, in dem
sowohl Molkereien als auch Lebensmitteleinzelhandel über die nationalen Grenzen
hinweg arbeiten, muss auch die Position der europäischen Milcherzeuger verstärkt
koordiniert werden.

Links zum Thema Verbände.

 


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