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@grar.de Aktuell - 10.12.2003

DBV: Drastischer Einkommenseinbruch in der deutschen Landwirtschaft

Veredlungsbetriebe und Ackerbau am stärksten betroffen


Berlin (agrar.de) - Die wirtschaftliche Lage der deutschen Landwirtschaft hat
sich im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2002/2003 drastisch verschlechtert. Das
Unternehmensergebnis im Durchschnitt der landwirtschaftlichen
Haupterwerbsbetriebe sackte um 25 Prozent auf 22.900 Euro ab. Dies geht aus dem
Situationsberichtes des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervor, den
DBV-Präsident Gerd Sonnleitner vor der Bundespressekonferenz in Berlin
vorstellte.

Bereits im Vorjahr mussten die deutschen Landwirte Einkommenseinbußen von
durchschnittlich 13 Prozent hinnehmen. Ein selbständig tätiger Landwirt
verdiente im Jahr 2002/2003 durchschnittlich nur 16.325 Euro brutto, was einem
Monatseinkommen von 1.360 Euro brutto entspricht inklusive aller Zahlungen aus
Brüssel und aus dem Berliner Agrarhaushalt. Der Einkommensabstand zur
gewerblichen Wirtschaft hat sich auf rund 40 Prozent vergrößert.

Hauptursache des Einkommensbruchs waren die deutlichen Rückgänge bei den
Erzeuger­preisen von Schlüsselprodukten wie Milch, Schweinefleisch und Getreide.
Je nach Betriebsform und Region entwickelten sich die Unternehmensergebnisse der
Betriebe im abgelaufenen Wirtschaftsjahr unterschiedlich: Besonders gebeutelt
waren die Veredlungsbetriebe (Schweine-, Hühnerhaltung). Im Jahr 2000/2001
hatten sie noch ein Unternehmensergebnis von über 61.000 Euro erzielt. Sie
mussten im zweiten Jahr hintereinander einen massiven Rückgang erleiden; der
Unternehmensgewinn ging um durchschnittlich 62 Prozent auf 18.900 Euro zurück.

Die auf Ackerbau spezialisierten Marktfruchtbetriebe erzielten mit 24.500 Euro
im Durchschnitt ein um 35 Prozent geringeres Unternehmensergebnis. Niedrige
Preise für Getreide und nässebedingte Schäden wegen Dauerregen und Hochwasser,
vor allem in Nord- und Ost-Deutschland zur Ernte 2002, haben den
Ackerbaubetrieben zu schaffen gemacht. Unter den Futterbaubetrieben hatten die
Milchviehbetriebe mit 23.300 Euro ein 10 Prozent geringeres Unternehmensergebnis
als im Vorjahr. Der Einkommensverlust der Rindfleischerzeuger fiel zwar
prozentual geringer aus, doch absolut beklagen sie mit 19.700 Euro ein sehr
geringes Einkommen.

Erfreuliche Ausnahme waren in 2002/2003 lediglich die deutschen Winzer: Die
Dauerkulturbetriebe mit Weinbau erzielten als einzige eine
Einkommensverbesserung, und zwar um 29 Prozent auf 37.800 Euro.
Dauerkulturbetriebe mit der Spezialisierung Obstbau dagegen mussten ein Minus
von 13 Prozent (30.500 Euro) verkraften. Auch die Einkommen der Öko-Betriebe
gingen um rund fast 13 Prozent auf 27.500 Euro zurück. Sie verzeichneten eine
ähnlich negative Entwicklung wie die konventionellen Betriebe, doch kamen ihnen
zusätzliche Direktzahlungen für ihre Flächen zugute. Sie erhalten mittlerweile
durchschnittlich 12.000 Euro pro Betrieb, während konventionelle Betriebe mit
Agrarumweltprogrammen nur durchschnittlich 2.000 Euro verdienen konnten.

Das Unternehmensergebnis der Nebenerwerbsbetriebe lag im Wirtschaftsjahr
2002/2003 bei durchschnittlich 3.200 Euro (gegenüber Vorjahr 35 Prozent minus).
Auch die außerhalb der Landwirtschaft erzielten Einkünfte sind bei den
Nebenerwerbsbetrieben gesunken, und zwar um 5 Prozent auf 11.900 Euro. Bei den
vor allem in Ostdeutschland vorherrschenden Personengesellschaften entwickelte
sich das Unternehmensergebnis auf 44.600 Euro (minus 19,5 Prozent).
Berücksichtigt man den Personalaufwand, erwirtschafteten die
Personengesellschaften 23.100 Euro je Arbeitskraft. In den Agrargenossenschaften
sank dieser Wert um fast 16 Prozent auf 23.500 Euro.

Je nach den Schwerpunkten entwickelten sich die Einkommen in den einzelnen
Bundes­ländern unterschiedlich. Einziges Bundesland mit einem positiven Ergebnis
war Rheinland-Pfalz mit seinem Weinbau und relativ stabilen Milchauszahlungsprei
sen. Dagegen haben die Länder mit hohen Anteilen in der Veredlung und
Rinderhaltung wie Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen drastische
Einkommenseinbrüche von über 40 Prozent erlitten. Die Mehrheit der Betriebe hat
deinvestiert. Im dritten Wirtschaftsjahr herrscht in der deutschen
Landwirtschaft große Zurückhaltung bei den Investitionen. Die durchschnittlichen
Bruttoinvestitionen gingen auf knapp 28.000 Euro und die Nettoinvestitionen auf
1.600 Euro je Betrieb zurück.

Für das laufende Wirtschaftsjahr 2003/2004 befürchtet Sonnleitner nur eine
weitere Stagnation der Einkommen. Niedrige Erzeugerpreise und höhere
Futtermittelpreise setzen vor allem die Milchvieh- und Schweinehalter stark
unter wirtschaftlichen Druck. Bei den Schlachtschweinen erlebe man derzeit ein
Preisdesaster. Im Ackerbau mindern die diesjährigen niedrigen Ernteerträge die
Erlöse, steigende Getreidepreise werden dadurch stabilisiert.

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