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@grar.de Aktuell - 10.12.2003
Drastische Einbußen für bayerische Bauern
Sonnleitner: Trendwende zwingend erforderlich
München (agrar.de) - Die Unternehmensergebnisse im Durchschnitt der
bayerischen Bauernfamilien für das am 30. Juni 2003 zu Ende gegangene
Wirtschaftsjahr 2002/2003 sind erneut deutlich rückläufig. Darauf weist der
Bayerische Bauernverband (BBV) hin.
Gegenüber den Unternehmensergebnissen des Wirtschaftsjahres 2001/2002 weise der
heute neu vorgestellte Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes für
Bayern ein Minus von rund 16 Prozent aus, gegenüber 2000/01 sei es gar ein
Fünftel weniger an Einkommensgrundlage für bayerische Bauernfamilien. Im
Durchschnitt stünden bayerischen Haupterwerbsbetrieben somit 23.200 Euro als
Unternehmensergebnis zur Verfügung, mit denen sie Nettoinvestitionen für Erhalt
und Fortentwicklung ihres Bauernhofes als Existenzgrundlage sowie die komplette
Versorgung und Absicherung ihrer Familie leisten müssten. Der
Einkommensabstand je Arbeitskraft zum gewerblichen Vergleichslohn gemäß
Landwirtschaftsgesetz wachse damit in Bayern auf rund 50 Prozent. Letztlich
stehe den Haupterwerbsbetrieben in Bayern so monatlich nur 1.125 Euro je
Arbeitskraft gewissermaßen als Bruttolohn zur Verfügung.
Hauptursache seien die in diesem Zeitraum zum Teil sehr schwierigen
Marktverhältnisse mit massivem Preisdruck bei Milch, Getreide und Fleisch sowie
die niederschlagsreiche Witterung im Jahr 2002. Zum Leidwesen der bäuerlichen
Unternehmerfamilien sei dann zur Ernte 2003 das krasse Gegenteil erfolgt,
nämlich vielfach extreme Trockenheit und Hitze. Die damit verbundenen
Ertragsausfälle im Grün- und Ackerland würden sich erst im Ergebnis des
laufenden Wirtschaftsjahres niederschlagen. 'Vor diesem Hintergrund ist eine
Trendwende bei der wirtschaftlichen Situation der bäuerlichen
Familienunternehmen zwingend erforderlich', sagt der Präsident des Bayerischen
Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner.
Ergänzt durch die permanente Verunsicherung anstelle verlässlicher
Bundespolitik habe die Investitionstätigkeit in der Landwirtschaft mit einem
Rückgang von 64 Prozent nahezu den Nullpunkt erreicht. In normalen
Wirtschaftsjahren hätten die bäuerlichen Unternehmer in Bayern rund 2,5
Milliarden Euro investiert, was zu Arbeitsplätzen - z.B. in der heimischen
Bauwirtschaft - und Wirtschaftskraft im ländlichen Raum beitrage. 'Die
Bundesregierung ist gemeinsam mit den Ländern aufgrund des
Landwirtschaftsgesetzes aufgefordert, aktiv zu einem Gegensteuern bei der
prekären Einkommenssituation der bayerischen und deutschen Landwirtschaft
beizutragen', betont Präsident Sonnleitner.
In den letzten fünf Jahren seien der deutschen Landwirtschaft bereits erhebliche
steuerliche und finanzielle Sonderlasten aufgebürdet worden, die sich insgesamt
auf rund 2 Milliarden Euro summierten. Daneben würden in Deutschland
landwirtschaftliche Betriebe vor allem aufgrund der nationalen Alleingänge bei
der Umsetzung von EU-Recht deutliche Kostennachteile im Wettbewerb zu anderen
EU-Staaten haben. 'Wenn Frau Künast EU-Richtlinien nicht eins zu eins umsetzt,
gefährdet sie Arbeitsplätze, Wettbewerb und Wirtschaftskraft', warnt
Sonnleitner. In Bayern seien über 700.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt mit
der Landwirtschaft verbunden. Agrar- und Ernährungswirtschaft seien
umsatzbezogen die drittstärktse Branche Bayerns.
Daneben müssten die schmerzlichen Luxemburger Beschlüsse vom Juni 2003 umgesetzt
werden. In der Diskussion zur nationalen Umsetzung der neuen Agrarreform
stünden bei vielen Bundesländern aber bedauerlicherweise nicht die Auswirkungen
auf die bäuerlichen Unternehmerfamilien im Mittelpunkt, sondern eine
Umverteilungsdiskussion zwischen den Bundesländern.
Nicht nur, dass die Bundesregierung mit dem Haushaltsbegleitgesetz zusätzliche
Sonderopfer von rund 700 Millionen Euro pro Jahr der Landwirtschaft überstülpen
wolle, plane nun auch noch die Bayerische Staatsregierung mit 15 Prozent weit
überdurchschnittliche Kürzungen für die Landwirtschaft im Agrarhaushalt.
'All diese aufgezeigten Aspekte wirken in der Summe auf unsere
landwirtschaftlichen Betriebe wie in keinem anderen Gesellschafts- oder
Wirtschaftsbereich in der Regel als Sonderbelastungen ein. Und das bei der sehr
schwierigen Einkommenssituation', betont Sonnleitner.
Deshalb fordert der Bayerische Bauernverband nach dem Motto 'Stopp! So nicht.'
insbesondere:
Vermittlungsausschuss zum Haushaltsbegleitgesetz
- keine Steuererhöhung beim Agrardiesel
- keine Beitragssteigerungen bei der landwirtschaftlichen Krankenversicherung
- Erhalt der EU-konformen Steuervereinfachungsregeln bei der
Umsatzsteuerpauschalierung
Sparpläne Bayerns
- keine weit überdurchschnittliche Kürzung mit 15 Prozent
- Gleichbehandlung aller Ressorts und Flexibilität
Umsetzung der Agrarreform
- Stärkung der wirtschaftenden Betriebe und Schadensbegrenzung
- Berücksichtigung der Vorgehensweise der anderen EU-Staaten aus
Wettbewerbsgründen (z.B. Österreich, Frankreich).
Links zum Thema Verbände.
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