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@grar.de Aktuell - 05.12.2003

Grüner Bericht Rheinland-Pfalz: Ein Jahr der Extreme von Dürre bis Öchsle

Kammerpräsident Schartz legt aktuellen Bericht zur Lage der Landwirtschaft vor


Bad Kreuznach (agrar.de) - Bei der Vollversammlung der
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz legte deren Präsident,
Ökonomierat Günther Schartz, den Vertretern des bäuerlichen Berufsstandes den
Grünen Bericht 2003 über die Lage der Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz vor.

Ein Jahr der Extreme - vom Futternotstand zum Jahrhundertwein

Das Jahr 2003 war ein Jahr der Extreme, das die Bauern auf eine harte Probe
gestellt hat.

Die Dürre wirkte sich in unterschiedlich starkem Maß auf die einzelnen Regionen
des Landes aus. Der außergewöhnlich trockene und heiße Sommer bescherte
Mindererträge bei der Ernte und Einkommensverluste von rund 15 Mio. Euro.

Im Grünland und Futterbau ist in manchen Gebieten des Landes aufgrund der
verdorrten Wiesen ein Futternotstand eingetreten, der einen frühzeitigen
Viehverkauf zur Folge hatte.

Das Jahr 2003 bescherte den Winzern eine herausragender Weinqualität. Der
Weinbau hat von der kräftigen Sonneneinstrahlung und der Trockenheit profitiert.
Zwar wurden vereinzelt Trockenschäden festgestellt, aber die Oechslegrade der
eingebrachten Trauben lassen auf einen Jahrhundertjahrgang schließen.
Mengenmäßig fiel die Ernte mit 20 bis 25 Prozent niedrigeren Erträgen im
Vergleich zu den Vorjahren klein aus. Aufgrund der hervorragenden Qualitäten und
der geringeren Erntemenge sind die Fassweinpreise zwar leicht im Aufwärtstrend,
allerdings bei weitem noch nicht kostendeckend. Nach wie vor sind die Existenzen
vieler Winzerfamilien gefährdet. Vor allem in den Steillagen, die einen erhöhten
Aufwand fordern, wird die kritische wirtschaftliche Situation deutlich.

Die Anzahl der in der Weinbaukartei erfassten Betriebe ist von 21.097 in 2001
auf 19.546 in 2002 zurückgegangen. Die bestockte Rebfläche ist im Vergleich zum
Vorjahr um 769 ha auf 64.705 ha zurückgegangen. Von dem Rückgang war fast 90 %
dieser Fläche das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer mit Abstand am stärksten
betroffen. Die mit Rotweinsorten bestockte Rebfläche hat sich im Jahr 2002 um
1.978 ha auf 16.762 ha und nach der vorläufigen Auswertung im Jahr 2003 um
weitere 1.891 ha auf 18.653 ha vergrößert. In diesem Zusammenhang wies Schartz
daraufhin, dass die neue Dornfelderverordnung falsch ist, weil nach wie vor
Tafelwein unter der Bezeichnung Dornfelder in Verkehr gebracht werden darf und
bei Tafelwein die Menge sich daraus um 50 Prozent erhöht.

Strukturwandel schreitet fort - Sechs Betriebe geben täglich auf

Wie kaum ein anderes Bundesland ist Rheinland-Pfalz sowohl von der
Landwirtschaft als auch von der Forstwirtschaft geprägt. Von zwei Millionen
Hektar Landfläche werden fast 84 Prozent land- oder forstwirtschaftlich genutzt
und somit kostenlos gepflegt. Nach wie vor werden die Flächen für Siedlung und
Verkehr, aber ausschließlich zu Lasten der landwirtschaftlichen Flächen
ausgedehnt. Im abgelaufenen Jahr fällt durch die Ausweisung weiterer FFH-Gebiete
die enorme Zunahme der Flächen für den Naturschutz auf, der auf zusätzlichen
100.000 ha möglicherweise zu einer Beeinträchtigung der land- und
forstwirtschaftlichen Nutzung führt. Schartz dankte Minister Bauckhage
ausdrücklich, dass die Landesregierung ihre ursprüngliche Vorstellung bei der
Ausweisung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten korrigiert und 4.000 Hektar
landwirtschaftliche Nutzfläche, insbesondere Ackerfläche wieder herausgenommen
wurden.

Im Jahr 2002 gab es in unserem Land 30.400 landwirtschaftliche Betriebe, das ist
ein Rückgang zum Vorjahr von 2.300 Betrieben. Das heißt: 6 Betriebe in
Rheinland-Pfalz geben jeden Tag auf. Im Jahr 2003 wurden mit 666
landwirtschaftlichen Ausbildungsverhältnissen zwar 99 mehr abgeschlossen als im
Vorjahr, doch die Lehrlingszahlen reichen aber trotzdem nicht aus, um
Landwirtschaft flächendeckend zu erhalten.

Aus der Auswertung der Ergebnisse der Testbuchführung des Wirtschaftsjahres
2002/2003 ist zu ersehen, dass der Anteil an Ausgleichszahlungen 8,8 Prozent
höher als im Vorjahr ist. Das Unternehmensergebnis ist auf niedrigem Niveau um 4
Prozent gestiegen. Wird vom Unternehmensergebnis der Zins für das eingesetzte
Eigenkapital abgezogen, erhält man den Arbeitsertrag, mit dem die
Familienarbeitskräfte entlohnt werden. Der Arbeitsertrag lag bei 12.365 Euro pro
familieneigene Arbeitskraft. Die Arbeitnehmer im produzierenden Gewerbe in
Rheinland-Pfalz erzielten ein fast über das Dreifache liegendes Einkommen im
Vergleich zu dem Arbeitsertrag in der Landwirtschaft.

Investitionsförderung

Auch in Jahren knapper Haushaltsmittel von Bund und Land ist die
Investitionsförderung und Junglandwirteförderung der wichtigste Bereich der
Förderung überhaupt. Den jungen Leuten und den Betrieben von morgen müssen
Perspektiven geboten werden. Deshalb forderte Präsident Schartz von Minister
Bauckhage eine Sicherstellung dieser beiden Fördermaßnahmen auf hohem Niveau.

Der Grüne Bericht 2003 wird im Internetangebot der Landwirtschaftskammer (unter
'Fachinfos' / 'Grüner Bericht 2003') abrufbar sein. Dort finden Sie ebenfalls
die Berichte der beiden zurückliegenden Jahre.

Links zum Thema Wirtschaft,
Links zum Bundesland Rheinland-Pfalz.

 


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