Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 02.12.2003

DBV: Neue Strategien zur Verringerung des Flächenverbrauchs notwendig

Sonnleitner stellt Konzept auf dem DBV-Perspektivforum vor


Berlin (agrar.de) - Eine Strategie zur Reduzierung des zu hohen
Flächenverbrauchs und eine Modernisierungsoffensive für den Naturschutzausgleich
von Eingriffen hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV),
Gerd Sonnleitner, auf dem DBV-Perspektivforum gefordert. Nicht nur weltweit sei
fruchtbarer Boden ein knappes, nicht vermehrbares Gut, auch in Deutschland
gingen täglich 105 Hektar fruchtbaren Bodens infolge von Bebauung durch
Siedlungs- und Verkehrstätigkeit für die Landbewirtschaftung und den
naturschutzfachlichen Ausgleich für Eingriffe verloren. Gleichzeitig lägen etwa
70.000 Hektar ehemalige Industrieflächen brach. 'Der Flächenverbrauch ist für
viele Umweltpolitiker das derzeit größte ungelöste Umweltproblem', stellte
Sonnleitner fest. Deswegen werde das Thema auch im Nachhaltigkeitsrat der
Bundesregierung eingehend diskutiert, wo der DBV einbezogen sei.

Um die Problematik der Flächenkonkurrenz um das 'knappe Gut des produktiven
Bodens' zu lösen, schlug Sonnleitner eine Strategie entsprechend den
Anforderungen 'Flächen sparen, Flächen sinnvoll managen und kooperativ nutzen'
vor. Nach Sonnleitners Vorstellungen gehörten dazu ein konsequentes
Flächenmanagement einschließlich der Einrichtung von Flächenpools, konsequentes
Flächenrecycling durch Entsiegelung, die Überarbeitung des Punktekataloges im
Rahmen der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung sowie deren flexiblere
Handhabung im Hinblick auf eine zeitliche und räumliche Trennung von Eingriff
und Ausgleich. Hierfür könnten so genannte Ökokonten hilfreich sein.

Einen Strategiewechsel hält Sonnleitner auch für die naturschutzrechtlichen
Ausgleichsregelungen bei Bebauung für notwendig. Es sei heute nicht mehr zu
verantworten, dass immer die fruchtbarsten 'hochproduktiven' Ackerböden für den
Eingriff und naturschutzrechtlichen Ausgleich aufgekauft würden. Deshalb müsse
die gängige Praxis reformiert werden, wonach ein Ausgleich immer vor Ort des
Flächenverbrauchs wie bei einem Baugebiet oder beim Bau von Straßen und
Schienennetz stattfinde. Eine solche Vorgehensweise gehe von einer kleinräumigen
und statischen Sichtweise der Natur aus, stellte Sonnleitner fest. Hingegen
sollten auch Gewerbe- und Industriebrachen in Ballungsgebieten verstärkt für
diesen Ausgleich herangezogen werden, womit landwirtschaftlich genutzte Flächen
geschont werden könnten, schlug Sonnleitner vor. Deshalb müsse das bisherige
Punktesystem für den Ausgleich sowie die Ausgleichsmaßnahmen auf den Prüfstand.
Folge des millionenteuren Aufkaufs von Ausgleichsflächen sei in der heutigen
Zeit knapper Kassen häufig, dass das Geld für die Pflege bestehender
Naturschutzflächen im Eigentum des Landwirtes fehle. Wirksamer wäre, die
Naturschutzflächen im Eigentum des Landwirtes zu belassen und die
Naturschutzmaßnahmen vertraglich oder grundbuchlich abzusichern.

Eine nachhaltige Nutzung des vorhandenen fruchtbaren Bodens nach der Agenda 21
von Rio bedeute, auf den fruchtbaren Böden hoch effizient Nahrungsmittel zu
erzeugen, um 'Freiraum' für andere Nutzungen wie für den Anbau nachwachsender
Rohstoffe, für Naturschutz oder für die Besiedelung zu erhalten. 'Ich propagiere
nicht die Intensivierung der Landwirtschaft als Patentlösung des Problems
Flächenverbrauch', stellte der DBV-Präsident klar. Doch erst nachdem ausreichend
Nahrungsmittel produziert würden, wären andere Nutzungsmöglichkeiten auf den
Flächen zu realisieren. So sei in Europa und gerade in Deutschland der Anbau
nachwachsender Rohstoffe erst im größeren Umfang durchgeführt worden nachdem
erhebliche Produktivitätsfortschritte bei der Nahrungsmittelerzeugung erreicht
worden seien. Deutschland sei derzeit beim Anbau nachwachsender Rohstoffe auf
über 800.000 Hektar in der EU führend.

Links zum Thema Boden,
Links zum Thema Verbände.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de