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@grar.de Aktuell - 27.11.2003

Höfken: Käfighaltung endgültig beenden

Länderanträge verstoßen gegen Tierschutzgesetze


Berlin (agrar.de) - Ulrike Höfken, agrar-,verbraucher- und
tierschutzpolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen erklärt:

'Vor zwei Jahren haben Bundestag und Bundesrat dafür gesorgt, dass Legebatterien
abgeschafft werden. Damit ist Deutschland zum Vorreiter des Tierschutzes in der
Nutztierhaltung geworden.

Es ist unsäglich, dass die Mehrheit der Länder im Bundesrat die
Legehennenverordnung nun kippen will. Ein bisschen größere Käfige, eine Stange
oder ein Gemeinschaftsnetz sind nur ein billiger Versuch ein derartiges Rollback
zur tierquälerischen Massentierhaltung zu relativieren.

Dieser Schlag gegen die grüne Reformpolitik für eine artgerechte Nutztierhaltung
wird unter dem Schild einer vollkommen unwissenschaftlichen Studie der
Tierärztlichen Hochschule Hannover im Auftrag der Geflügelwirtschaft geführt.
Die Forderung nach Zulassung ausgestalteter Käfige ist absurd, da es überhaupt
keine Praxiserfahrungen gibt und die Behauptung, diese wären
tierschutzgerechter, damit haltlos.

Die Länder lassen sich damit von der Geflügelindustrie instrumentalisieren. Sie
machen sich zu Handlangern von Lobbyisten, die allein aus Kostenvorteilen zurück
zur Massentierhaltung wollen.

Käfighaltung ist Tierquälerei. Das besagt ein beispielhaftes Urteil des
Bundesverfassungsgerichtes. Mit der Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz
sind wir aber aufgefordert, Tierquälerei zu beenden. Die Forderung nach
Wiedereinführung der Käfighaltung ist damit eine Aufforderung zum Verfassungs-
und Gesetzesbruch und verstößt gegen das Tierschutzgesetz.

Es ist nicht nachvollziehbar, wie unter den Bedingungen einer freien
Marktwirtschaft ein Verbraucherwillen derart boykottiert wird. 80 Prozent der
Verbraucherinnen und Verbraucher lehnen diese Haltungsform ab und das drückt
sich auch in Ihrem Kaufverhalten aus. Die Nachfrage nach Eiern aus Freiland- und
Bodenhaltung ist seit 1996 um 63 Prozent gestiegen. Das Angebot aber nur um 27
Prozent. Auch der Handel zieht nach (Aldi, Deutsche Bahn AG, IKEA) und will
Käfigeier aus dem Sortiment nehmen, allein das Angebot reicht nicht.

Freilandhaltung funktioniert und geht keineswegs mit den aktuell angeführten
Missständen, wie erhöhte Sterbe- und Krankheitsrate einher. Das bestätigt der
Landwirt Dieter Greve aus Schleswig Holstein, einem Bioland
Freilandhaltungsbetrieb mit 3.700 Legehennen. Viele Erfahrungen aus dem In- und
Ausland (Schweiz, Österreich und Niederlanden) bestätigen, dass eine gute
Freilandhaltung mit gutem Management problemlos machbar ist.

Beeinflusst von Agrarlobbyinteressen und politischem Kalkül wird dem Ganzen noch
die Krone aufgesetzt durch einen regelrechten Erpressungsversuch: Die von der EU
vorgeschriebene Umsetzung der neuen Schweinehaltungsverordnung soll so lange
blockiert werden, bis Deutschland Bußgelder zahlen muss oder die Verordnung so
verwässert, dass sie keinen Fortschritt mehr darstellt. Hier wird Kuhhandel mit
Hühnern und Schweinen gemacht!

Bereits jetzt haben wir eine Kampagne gegen die Pläne der Bundesländer
gestartet. Sollte der Bundestag am Freitag dennoch ein Aufschnüren der
Legehennenhaltungsverordnung starten, werden wir einen Verbraucherboykott von
Käfigeiern inklusive verarbeiteter Produkte unterstützen.

Wir werden weiterhin alles tun, um den Tierschutz in Deutschland voranzutreiben
und wir appellieren an die Ministerpräsidenten der Legehennenverordnung
zuzustimmen und rufen die Verbraucher und Verbraucherinnen auf, nur Eier aus
artgerechter Haltung zu kaufen.'

Links zum Thema Tierhaltung und Tierschutz,
Links zum Thema Politik.

 


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