Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 25.11.2003

FAO-Bericht über Hunger und Unterernährung

Weltweit hungern 842 Millionen Menschen - Zahl der Unterernährten in Entwicklungsländern steigt an - Hungerbekämpfung in einigen Ländern erfolgreich


Rom (agrar.de) - Trotz erheblicher Fortschritte in einigen Ländern ist die Zahl
der Hungernden seit Mitte der 90er Jahre wieder angestiegen. Dies geht aus dem
neuen 'Bericht zu Hunger und Unterernährung 2003'hervor, den die Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) heute
veröffentlichte.

'Die Bekämpfung des Hungers hat damit einen Rückschlag erlitten,' hiess es in
dem FAO-Bericht.

In China, beispielsweise, seien zwar enorme Fortschritte erzielt worden, doch
habe sich der Erfolg bei der Hungerbekämpfung dort leider verlangsamt. In
anderen bevölkerungsreichen Ländern wie Indien, Pakistan, Indonesien und Nigeria
nehme der Hunger wieder zu.

Während die Zahl der chronisch Hungernden und Unterernährten in den
Entwicklungsländern in der ersten Hälfte der 90er Jahre noch um 37 Millionen
gesunken sei, habe es zwischen 1995/97 und 1999/2001 einen Anstieg um 18
Millionen gegeben, vor allem in Afrika und im Nahen Osten.

Schätzungsweise 842 Millionen Menschen sind nach FAO-Angaben chronisch
unterernährt: 798 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern, 34 Millionen in
den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas und 10 Millionen Menschen in
den Industriestaaten.

'Es gibt weltweit genügend Nahrungsmittel, um alle Menschen ausreichend zu
ernähren. Leider aber fehlt es aber am politischen Willen, das Hungerproblem
endgültig zu lösen,' hiess es in dem Bericht. 'Vor allem die grossen Länder
müssen mehr tun, um die Zahl der Hungernden zu verringern. Erst dann lässt sich
der jetzige negative Trend umkehren.'

Das Ziel des Welternährungsgipfels von 1996, die Zahl der Hungernden bis zum
Jahre 2015 zu halbieren, sei nur noch schwer zu erreichen.

Die FAO nannte es ermutigend, dass es trotz des negativen Trends in immerhin 19
Ländern im vergangenen Jahrzehnt gelungen sei, die Zahl der Unterernährten um 80
Millionen zu verringern.

Die Länder, die Erfolg bei der Bekämpfung des Hungers hätten, zeichneten sich
durch stetiges Wirtschaftswachstum, vor allem in der Landwirtschaft, ein
niedriges Bevölkerungswachstum sowie niedrige HIV/AIDS-Infektionsraten aus, so
der Bericht.

Allein in China sei die Zahl der Unterernährten um 58 Millionen seit Beginn der
90er Jahre gesunken. Als Erfolgsbeispiele seien ausserdem Brasilien, Tschad,
Guinea, Namibia und Sri Lanka zu nennen.

Widersprüchlich sei die Entwicklung in Indien verlaufen: In der ersten Hälfte
der 90er Jahre habe es dort rund 20 Millionen Hungernde weniger gegeben, danach
aber sei ein Zuwachs von 19 Millionen zu verzeichnen gewesen.

Auch in vielen Staaten des ehemaligen Ostblocks wachse die Zahl der Hungernden.
Nach vorläufigen Schätzungen sei die Zahl der Hungernden in der Gemeinschaft
Unabhängiger Staaten (GUS) von 20,6 Millionen (1993/95) auf 28,8 Millionen
(1999/2001) gestiegen. Der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung sei von
sieben auf 10 Prozent gewachsen. Insgesamt sei die Zahl der Hungernden in den
Transformationsstaaten von 25 auf 34 Millionen gestiegen.

HIV/AIDS verschärfe in vielen Entwicklungsländern die Hungerkrise. Wo gehungert
werde breite sich die Krankheit zudem schneller aus. Es sei damit zu rechnen,
dass allein im südlichen Afrika bis zum Jahre 2020 ein Fünftel der in der
Landwirtschaft Beschäftigten der Epidemie zum Opfer fallen werden.

Viele von HIV/AIDS betroffene Haushalte in den ländlichen Gebieten würden oft
nur noch für den Eigenbedarf produzieren, sie seien nicht mehr in der Lage, in
ihren Betrieb zu investieren. Programme für Ernährung und ländliche Entwicklung
seien dringend erforderlich, um diese Menschen zu unterstützen.

Zur Bekämpfung von Hunger und Unterernährung schlug die FAO ein
Anti-Hungerprogramm vor. Mit Nahrungsmittelnothilfe für die Ärmsten, sowie
Investitionen in Landwirtschaft, natürliche Ressourcen, Infrastruktur und
Ausbildung könnten die Lebensbedingungen von Millionen armer Menschen in den
ländlichen Gebieten der Dritten Welt entscheidend verbessert und Hunger
verringert werden.

In Brasilien versuche Präsident Lula derzeit, mit einem nationalen
Anti-Hungerprogramm die Unterernährung zu bekämpfen. Brasilien ist ein wichtiger
Getreide- und Fleischexporteur, rund 40 von 170 Millionen Brasilianern sind arm
und leben von weniger als einem Dollar am Tag. Nahrungsmittelhilfe,
Schulspeisungen, Ausbildung, Landreform und ein besserer Zugang zu Krediten sind
die Kernelemente des Anti-Hungerprogramms.

Links zum Thema Landwirtschaft international,
Links zum Thema Internationale Zusammenarbeit.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de