Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 25.11.2003

Tierschutzbund zur Versuchstierstatistik 2002: Alle 14 Sekunden stirbt in deutschen Labors ein Tier


Bonn (agrar.de) - Auch 2002 sind die Versuchstierzahlen in Deutschland wieder
angestiegen, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Die Statistik, die
offiziell am 21. November von der Bundesregierung veröffentlicht wurde, belegt,
dass 2002 rund 2,2 Millionen Tiere, 100.000 mehr als im Vorjahr, zu
Forschungszwecken 'verbraucht' wurden. Damit stirbt in Deutschland alle 14
Sekunden ein Tier im Versuch.

'In den letzten beiden Jahren wurde immer wieder beteuert, die
Versuchstierzahlen würden nur darum im Vergleich zu denen der 90er Jahre
ansteigen, da diese jetzt nach einem neuem System erfasst werden', kommentiert
Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. 'Nachdem sie 2002 aber
zum dritten Mal in Folge angestiegen sind, ist dieses Argument endgültig als
Ablenkmanöver entlarvt.' Fest steht, in Deutschland müssen immer mehr
Versuchstiere für wirtschaftliche Profitgier und wissenschaftliche Neugier
sterben. Die Tierarten, die 2002 am häufigsten verwendet wurden, sind 1.151.053
Mäuse, 519.575 Ratten, 201.604 Fische und 133.446 Kaninchen. Doch auch 1.059
Altweltaffen, 324 Neuweltaffen und 506 Halbaffen, 5.305 Hunde und 771 Katzen
mussten in zumeist qualvollen Versuchen ihr Leben lassen.

Zwar ist erstmals seit den 90er Jahren 2002 im Vergleich zum Vorjahr die Zahl
der in der Grundlagenforschung eingesetzten Tiere von 926.000 auf 827.000
gesunken. Doch dies kann noch lange nicht als Trendwende bezeichnet werden:
Häufig werden gerade in der Grundlagenforschung, also für Projekte ohne direkten
Nutzen für Mensch, Tier oder Umwelt, sehr viele Tiere in einem Versuch
eingesetzt. Da diese im ersten Jahr des Versuchs gezählt werden, wird der
Tierverbrauch nicht kontinuierlich erfasst.

'Mit den neuen Versuchstierzahlen stellt sich die Bundesregierung selbst ein
Armutszeugnis aus: Im Koalitionsvertrag ist festgeschrieben, dass
Alternativmethoden zum Tierversuch gerade im Hinblick auf das neu aufgenommene
Staatsziel Tierschutz besonders gefördert werden sollen. Stattdessen wurden die
Mittel für die Alternativmethoden-Forschung drastisch reduziert', empört sich
Wolfgang Apel. 'Der Ersatzmethoden-Förderschwerpunkt der Bundesregierung, für
den früher jährlich rund 5 Millionen Euro bereitgestellt wurden, scheint
allgemeinen Sparzwängen zum Opfer zu fallen. Dieses Jahr wurden nur 2,5
Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt - ein Tropfen auf den heißen Stein.
Der Haushaltsausschuss hat jetzt zwar offensichtlich auf Drängen von Bündnis 90
/ Die Grünen für 2004 die Fördersumme wieder auf 2,8 Millionen Euro angehoben.
Doch dies reicht noch lange nicht aus. Zudem muss die Bundesregierung aktiv
konkrete Forschungsthemen benennen und im Förderschwerpunkt ausschreiben, damit
die industrielle und universitäre Forschung schnellst möglich auf
tierversuchsfreie Verfahren umgestellt wird.'

Der Deutsche Tierschutzbund hat der Bundesregierung erst kürzlich ein konkretes
Konzept zur Ausgestaltung des Ersatzmethoden-Förderschwerpunktes vorgelegt.
'Anstatt nur zu protestieren, zeigen wir gangbare Lösungsmöglichkeiten auf.
Jetzt erwarten wir, dass unsere Vorschläge auch Gehör finden - sonst gehen wir
wieder auf die Straße', so Wolfgang Apel abschließend.

Links zum Thema Tierschutz,
Links zum Thema Tiere.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de