Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 24.11.2003

Gentechnik in der Landwirtschaft - aber sicher?

Fachsymposium in Berlin


Berlin (agrar.de) - Der Informationsbedarf ist riesig - entsprechend groß war
der Andrang beim Symposium des schleswig-holsteinischen Umwelt- und
Landwirtschaftsministeriums 'Gentechnik in der Landwirtschaft - aber
sicher?' in Berlin: Über 200 in- und ausländische Vertreterinnen und Vertreter
aus Landwirtschaft, Umwelt, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung,
Handel, Verbraucherschutz und Kirche diskutierten heute (24. November) die
Rahmenbedingungen der Koexistenz in der Landwirtschaft.

Der Vorstoß Sachsen-Anhalts, den ersten Großflächenversuch in Deutschland mit
gentechnisch verändertem Mais zu starten, zeigt es deutlich: Bereits im
kommenden Jahr könnten gentechnisch veränderte Raps-, Mais- oder
Kartoffelpflanzen kommerziell auf deutschen Äckern angebaut werden. Denn das de
facto-Moratorium für die Zulassung und Vermarktung von Genpflanzen in der
europäischen Union könnte zum Ende des Jahres auslaufen. 'Unabhängig davon, ob
man die 'grüne' Gentechnik befürwortet oder ablehnt - und ich habe hierzu eine
klare Auffassung - ist ihr Einsatz bereits Realität', sagte Umwelt- und
Landwirtschaftsminister Klaus Müller in Berlin. 'Wir müssen deshalb dringend
regeln, wie die Landwirte, die ohne Gentechnik produzieren wollen, dies in
Zukunft noch können. Mein Ziel ist es, der Landwirtschaft wie den
Verbraucherinnen und Verbrauchern die Wahlfreiheit zu sichern: Die Wahl, sich
für oder gegen Gentechnik auf dem Acker oder auf dem Teller entscheiden zu
können. Dafür muss rechtsverbindlich geregelt werden, wie Landwirtschaft mit und
ohne Gentechnik nebeneinander existieren können.'

Während des Symposiums gaben Wissenschaftler einen Überblick über Modelle der
Koexistenz und nannten für das Beispiel Raps konkrete Zahlen für die Auskreuzung
gentechnisch veränderter Organismen. Diese Daten wurden bei einer bisher
bundesweit einzigartigen Studie von Schleswig-Holsteinischen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermittelt.

Schleswig-Holstein hatte im Juli 2003 einen Gesetzesentwurf zur Umsetzung der
Freisetzungsrichtlinien der Europäischen Union in den Bundesrat eingebracht.
'Mir geht es darum, Pollenbarrieren, Pufferzonen und strenge Trennung bei
Lagerung, Transport und Verarbeitung der Futter- und Lebensmittel gesetzlich zu
verankern', formulierte Minister Müller seine Vorstellungen zur Koexistenz.
Niedrigere Schwellenwerte für Saatgut hätten für ihn ebenfalls hohe Bedeutung.
'Denn nur so kann das Risiko einer Vermengung deutlich vermindert werden. Dies,
mehr Transparenz durch öffentliche Anbauregister und eindeutige
Haftungsregelungen nach dem Verursacherprinzip sind die zentralen Anliegen
unseres Gesetzesentwurfes.'

Müller forderte erneut, eine baldige EU-weit harmonisierte gesetzliche Regelung
der Koexistenz, um den Schutz der Umwelt und der Verbraucherinnen und
Verbraucher zu gewährleisten sowie Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Da es
keine entsprechenden Vorgaben aus Brüssel gebe, müsse derzeit jeder
Mitgliedstaat eigene Regeln festlegen. Um eine EU-weite Regelung für die
Koexistenz zu unterstützen, unterzeichnete Schleswig-Holstein als eine der
ersten zehn Regionen in der Europäischen Union am 4. November in Brüssel eine
Deklaration zur Koexistenz.

Links zum Thema Biotechnologie,
Links zum Thema Agrarpolitik.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de