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@grar.de Aktuell - 21.11.2003

Legehennenhaltung ein Spielball der Emotionen?

Aktuelle Diskussion zur Käfighaltung zeigt politisches Dilemma auf


Bonn (agrar.de) - Die Käfighaltung von Legehennen wird in der gesamten
Europäischen Union ab 2012 verboten. In Deutschland soll ein solches Verbot
durch die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vom 28. Februar
2002 bereits ab dem Jahreswechsel 2006/2007 gelten.

Nun aber machen Wissenschaftler, Fachkreise und Politiker - einschließlich des
ehemaligen niedersächsischen Landwirtschaftsministers Uwe Bartels, SPD, sowie
des Tierschutzbeauftragten der SPD, Dr. Wilhelm Priesmeier - gegen diese Vorgabe
mobil. Sie offenbaren damit ein Dilemma, in dem Landwirtschaftsministerin Renate
Künast steckt: Der Wunsch nach mehr Tierschutz lässt sich offensichtlich nicht
mit einem Alleingang durch ein nationales Gesetz umsetzen.

Fakt ist, so die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL),
daß die Boden- und Freilandhaltung den Tieren nach einer Studie der
Tierärztlichen Hochschule Hannover nicht die erhofften Verbesserungen bringt.

Fakt ist, dass die Verbraucher die kostenaufwändigen Investitionen vieler
Geflügelhalter in neue Haltungssysteme trotz entsprechend hoher
Werbeaufwendungen nicht honorieren. Die 'Abstimmung mit den Füßen' beim Einkauf
im heimischen Supermarkt verläuft eindeutig zugunsten der zunehmend aus dem
Ausland kommenden und günstigeren 'Käfigeier'.

Fakt ist, dass die im deutschen Tierschutzrecht festgelegten Standards im
Ausland z.T. weder gelten noch kontrolliert werden könnten.

Fakt ist ebenso, dass die Politik in der Pflicht steht, Gesetze zu ändern oder
anzupassen, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse aufzeigen, dass der
eingeschlagene Weg nicht zum Ziel - in diesem Fall zu mehr Tierschutz - führt.

Eine Verlängerung der Übergangsfrist für die Käfighaltung bis zum 31. Dezember
2009 mache deshalb gerade auch mit Blick auf den Tierschutz Sinn, so die FNL.
Allerdings müsse diese Frist genutzt werden, um alternative Haltungsverfahren
einschließlich der Kleingruppenhaltung in den so genannten 'ausgestalteten
Käfigen' weiter wissenschaftlich zu untersuchen, Schwachstellen zu
identifizieren und abzustellen.

Es lasse sich weder mit den Ansprüchen einer nachhaltigen Entwicklung noch mit
der Verantwortung gegenüber dem Mitgeschöpf Tier vereinbaren, wenn einmal
bestehende Rechtsakte aus emotionalen bzw. rein politischen Gründen unverändert
belassen werden, auch wenn neue Erkenntnisse Anpassungen erforderlich machen.
Verantwortlicher Tierschutz sollte darüber hinaus nicht an der deutschen Grenze
aufhören.

Links zum Thema Tierhaltung und Geflügel,
Links zum Thema Agrarpolitik.

 


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