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@grar.de Aktuell - 20.11.2003

Bioland Rheinland-Pfalz/Saarland fordert Gentechnikfreiheit zum Schutz der Landwirtschaft und Lebensmittel


Bad Kreuznach (agrar.de) - Die ökologisch wirtschaftenden Landwirte des
Bioland Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland und ihre Familien
fordern von ihren Landesregierungen eine eindeutige Position zum Schutz des
Saatgutes vor gentechnischer Kontamination. Das Saatgut, so die
Bioland-Landwirte steht, am Anfang der Nahrungskette und ist Grundlage der
Ernährungssicherheit auch für die folgenden Generationen.

Am 27. Oktober 2003 vertagte die EU-Kommission die Entscheidung zur geplanten
Gentechnik-Saatgutrichtlinie. Eine endgültige Entscheidung über das
Nebeneinander von Gentechnik und gentechnikfreier Landwirtschaft wird im
nächsten Jahr erwartet.

Der Vorschlag der EU sieht vor, je nach Pflanzenart eine Verunreinigung von 0,3
Prozent (Raps) bis 0,7 Prozent (Soja) gentechnisch veränderten Saatgutes
zuzulassen, ohne dass dies gekennzeichnet werden muss. Öko- und Umweltverbände
fordern eine Kennzeichnung des Saatgutes ab der technischen Nachweisgrenze (Von
derzeit höchstens 0,1 Prozent).

Eine höherer Schwellenwert (z.B. wie die vorgeschlagenen 0,3 - 0,7 Prozent)
bewirkt die sukzessive Ausbreitung von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen
durch die Auskreuzung: Jede zweihunderste Maispflanze, Tomate, Rübe oder
Kartoffel, die auf konventionellen oder Bio-Äckern in Deutschland wächst, könnte
nach dem Richtlinienentwurf der EU-Kommission eine gentechnisch veränderte
Pflanze sein, ohne dass die betroffenen Bauern dies verhindern könnten.

Die Einführung von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen bringt ein weit über
der klassischen Umweltverschmutzung liegendes Risiko mit sich. Wind und
Insekten, als die wesentlichen Überträger der Pollen, sind nicht zu
kontrollieren.

Dass die Auskreuzungsdistanzen bisher unterschätzt wurden, bestätigen die
Ergebnisse einer Studie der britischen Regierung. Noch in einer Entfernung von
26 km wurden Auskreuzungen von gentechnisch verändertem Raps festgestellt. Bei
gentechnisch verändertem Mais lag die durchschnittliche Einkreuzungsrate in der
80 m-Zone bei 0,3 Prozent. In einem Einzelfall konnte eine Einkreuzung noch in
650 m Entfernung gemessen werden. Faktisch heißt dies, dass eine Verunreinigung
durch gentechnisch verändertes Saatgut nicht kontrollierbar ist.

Wie fatal dies für die Ernährungssicherung sein kann, beweisen die neuesten
Entwicklungen bei der am häufigsten angewendeten gentechnischen Veränderung an
Nutzpflanzen: Die Übertragung der Erbinformation des Schmetterlingslarven
tötenden Bacillus thuringiensis auf Baumwolle, Mais und andere Kulturarten hat
unvorhergesehene Nebenwirkungen. Seit 2000 wurden weltweit 44,2 Mio. Hektar
Bt-Kulturpflanzen angebaut. Neueste Beobachtungen von Wissenschaftlern aus
London und Caracas bestätigen, dass sich die Schädlinge nach nur drei Jahren auf
das gentechnisch übertragene Toxin eingestellt haben. Die Larven nutzen die
giftige Verbindung als zusätzliche Eiweißration, gedeihen prächtig und konnten
ihren Entwicklungszyklus beschleunigen.

Die Haftungsfrage ist ungeklärt. Es kann nicht sein, dass die Kosten für
vermeintlich vorbeugende Maßnahmen (Abstandregelungen, Pollenbarrieren u.a.);
dem technisch-logistischem Aufwand für die Trennung bei Anbau, Lagerung und
Transport; der Kontrolle und des Nachweises; sowie möglicher Schäden solche
Landwirte und Verarbeiter belasten, die ohne Gentechnik wirtschaften.

Der Bioland Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland fordert die Landesregierungen
auf, sich für die Gentechnikfreiheit in ihren Bundesländern einzusetzen.
Angesichts des hohen Verbreitungsrisikos von gentechnisch veränderten Organismen
in der Landschaft und einer einhergehenden Verunreinigung von Böden, Pflanzen
und Tieren in der Nachbarschaft ist eine Koexistenz von Gentechnik und
gentechnikfreier Landwirtschaft nicht möglich. Der Bioland Landesverband
schließt sich hiermit der Mehrheit der Menschen in Europa an, die den Einsatz
von Gentechnik in der Landwirtschaft und ihrem Essen ablehnt.

Links zum Thema Biotechnologie,
Links zum Thema Verbände.

 


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