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@grar.de Aktuell - 18.11.2003

Bis 40 Prozent Minus bei landwirtschaftlichen Unternehmensergebnissen

Deutliche Einkommensverluste in fast allen Produktionsbereichen


Bonn/Berlin (agrar.de) - Die Auswertung der ersten Buchführungsergebnisse für
das Wirtschaftsjahr 2002/2003 durch den Verband der
Landwirtschaftskammern
zeigt die dramatisch verschlechtere wirtschaftliche
Lage der landwirtschaftlichen Betriebe auf. Der Verband wertet jährlich die
Wirtschaftsergebnisse in den Bundedsländern aus, in denen Landwirtschaftskammern
tätig sind. Ungünstige Rahmenbedingungen und Wetterkapriolen führten im
zurückliegenden Wirtschaftsjahr zu deutlichen Einkommenseinbußen in fast allen
Produktionsbereichen.

Nachdem bereits das zurückliegende Wirtschaftsjahr bei den identischen Betrieben
mit einem Minus zwischen 6-20 Prozent endete, sanken Unternehmensergebnisse
2002/2003 nochmals um bis zu 40 Prozent. In den zurückliegenden zwei Jahren
haben sich damit die Einkommen in der Landwirtschaft in etwa halbiert. Dabei ist
vor allem der Norden stärker betroffen. Lediglich das Saarland konnte den Status
quo geringfügig verbessern. Der Durchschnitt der letzten vier Jahre wurde in den
anderen Kammergebieten deutlich unterschritten. Fast alle wichtigen Sparten der
Landwirtschaft sind nahezu gleichzeitig unter Druck geraten. Die Talfahrt der
Schweinepreise, die Tiefpreise für die Milch und teils drastische Ernteeinbußen
in der pflanzlichen Produktion - in Verbindung mit äußerst mäßigen
Rahmenbedingungen - werden den Strukturwandel nach Einschätzung des Verbandes
der Landwirtschaftskammern erheblich beschleunigen.

Ackerbau

Der regenreiche Sommer 2002 führte insbesondere in Norddeutschland zu Ertrags-
und Qualitätseinbrüchen und damit zu finanziellen Einbußen von bis zu 60
Prozent. Glimpflicher kamen das Rheinland und Rheinland-Pfalz davon. Dort
verzeichnten die Landwirte Einbußen von 15 Prozent bzw. 5 Prozent. Nur die
saarländischen Ackerbauern konnten ein geringes Plus verbuchen.

Die Getreideerlöse sanken zwischen 5 bis 15 Prozent. Raps notierte
vergleichsweise stabil, die Braugerste geringfügig besser. Bei Kartoffeln
gingen - trotz teilweise deutlich höherer Erntemengen gegenüber dem Vorjahr, in
Abhängigkeit von der Verwertung, die Erlöse um 10 bis 20 Prozent zurück.

Das Überangebot an Zucker führte zu so genannten temporären Kürzungen der
A-/B-Quoten und damit zu deutlichen Preisrückgängen für Zuckerrüben. Erhebliche
Mengen an Zuckerrüben ließen sich nur zu dem wesentlich niedrigeren
C -Quotenpreis verkaufen. Hinzu kamen durchschnittliche Zuckergehalte, die sich
negativ in der Vergütung wider-spiegeln.

Milchpreise im Keller

Ausgehend von einem Auszahlungsniveau für Milch im Wirtschaftsjahr 01/02 in Höhe
von 0,36 Euro/kg fielen die Milchpreise im Wirtschaftsjahr 02/03 um 4-12
Prozent. Damit verursachte die Milchproduktion deutliche Gewinnrückgänge in den
Futterbaubetrieben.

Leichter Anstieg der Preise für Rindvieh und -fleisch

Für Rindvieh stiegen die Preise um rund 5 Prozent an. Bei Rindfleisch lagen die
Preise etwa 4-8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Jedoch hat der Fleischsektor
noch nicht das ursprüngliche Niveau erreicht.
Insgesamt sank das Unternehmensergebnis der Futterbaubetriebe um 10-20 Prozent
und ist damit deutlich schlechter als in den Vorjahren, wo die Fleischpreise -
unter anderem bedingt durch die BSE-Krise - ihr Rekordtief erreichten.

Weiter fallende Einnahmen im Schweinesektor

Der bereits im Vorjahr verzeichnete Rückgang im Unternehmensergebnis Schweine
haltender Betriebe setzte sich in diesem Jahr deutlich fort. Die Ferkelpreise
blieben relativ lange stabil und fielen seit der Jahreswende 02/03 um 10 bis 13
Euro je Tier (bis zu 30 Prozent) stark ab. Die Preise für Schlachtschweine
sanken relativ kontinuierlich und führten zu Einbußen von 10-15 Prozent.
Verantwortlich für den Angebotsüberhang im Inland sind die Auslagerung von
Schweinefleisch aus der privaten Lagerhaltung und erschwerte Exporte in
Drittländer aufgrund des schwachen US-Dollars. Aufgrund absoluter
Gewinnrückgänge für Schweinemäster zwischen 25 bis 60 Prozent ergibt sich ein
Niveau, das wieder unter dem Durchschnitt von spezialisierten Acker- oder den
Futterbaubetrieben liegt.

Weinbau hat Talsohle durchschritten

Im abgelaufenen Jahr erzielten die Winzer nach jahrelang rückläufigen Preisen
insbesondere durch die günstige Entwicklung beim Rotwein einen um 12 Prozent
höheren Fassweinpreis. Gute Erträge und zurückgehende Pachtpreise führten zu
einem besseren Unternehmensergebnis von plus 17 Prozent zum Vorjahr. Die
spezialisierten Weinbaubetriebe legten sogar um 21 Prozent zu. Dennoch decken
die erzielten Ergebnisse nicht die Entnahmen der Familie für die Lebenshaltung
und die erforderliche Kapitalbildung zur Betriebserhaltung.

Allgemeine Kostensituation

Im Bereich Spezialaufwand Pflanzenproduktion, beim Zukauf von Schweinen sowie
bei Futtermitteln sanken die Preise leicht. Für den Zukauf von Rindvieh musste
mehr ausgegeben werden. Treib- und Schmierstoffe wurden günstiger eingekauft.
Deutlich zurückgeführt haben die Landwirte die Aufwendungen zum Unterhalt ihrer
Betriebsgebäude. Für Strom und Wasser sowie Löhne stiegen die Kosten. Insgesamt
lagen die betrieblichen Aufwendungen unter dem Vorjahresniveau.

Links zum Thema Wirtschaft,
Links zum Thema Landwirtschaftskammern.

 


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