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@grar.de Aktuell - 17.11.2003

Waldschadensbericht Sachsen-Anhalt: Hitze hat zugesetzt

Ministerin Wernicke: Lufverunreinigung bleibt Todfeind des Waldes


Magdeburg (agrar.de) - Die extreme Trockenheit und Hitze in diesem Sommer haben
augenscheinlich auch dem Wald in Sachsen-Anhalt zugesetzt. Der Anteil deutlicher
Schäden im Gesamtwald ist gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte auf 21
Prozent gestiegen. Das geht aus dem Waldschadensbericht 2003 hervor, der jetzt
vorliegt. Damit weist jeder fünfte Baum in Sachsen-Anhalts Wäldern deutliche
Schäden auf.

Landwirtschafts- und Umweltministerin Petra Wernicke erklärte in Magdeburg: 'Die
Situation macht unzufrieden.' Der seit Mitte der 90iger Jahre auszumachende
Negativtrend habe nicht gestoppt werden können. Zugleich betonte Wernicke
jedoch: 'Es darf nicht verkannt werden, dass es den Forsten gegenüber DDR-Zeiten
deutlich besser geht.' Der erste Waldschadensbericht Sachsen-Anhalts 1991 wies
für mehr als jeden dritten Baum - oder 34 Prozent des Gesamtbestandes -
deutliche Schäden auf.

Wernicke weiter: 'Gegen das Wetter kann niemand etwas machen. Neben vielen
anderen Faktoren hängt das Wohlbefinden des Waldes vor allem aber von der
Schwefeldioxid-Belastung ab. Die Luftverunreinigung bleibt Todfeind Nummer eins
des Waldes. Unsere Anstrengungen zur Reinhaltung der Luft müssen daher weiter
verstärkt werden. Das ist eine Herausforderung, die nicht allein von
Sachsen-Anhalt geschultert werden kann. Schwefeldioxid macht nicht an
Ländergrenzen halt.'

Laut Waldschadensbericht ist gut jeder dritte Baum in Sachsen-Anhalts Wäldern
völlig gesund. Das heißt, 36 Prozent des Bestandes weisen keine Schadensmerkmale
auf. Der Wert sank jedoch gegenüber dem Vorjahr (41 Prozent) um fünf
Prozentpunkte. Im Jahr 1991 wurde lediglich 28 Prozent des Waldes eine tadellose
Gesundheit attestiert.

Am weitesten verbreitet und gesündeste Baumart ist in Sachsen-Anhalt bleibt die
Kiefer. Mit elf Prozent deutlich geschädigten Bäumen nahm deren Anteil jedoch
das zweite Jahr in Folge und gegenüber 2002 deutlich um fünf Prozentpunkte zu.
Der Anteil der kerngesunden Kiefern sank um ganze 9 Prozentpunkte und fiel mit
39 Prozent auf den für die Baumart niedrigsten Stand seit 1994. Jüngere Kiefern
kamen offenkundig noch schlechter mit den geänderten Bedingungen klar als die
älteren Bestände. Der Anteil deutlich geschädigter Kiefern nahm unter den
Jungbäumen um 5 Prozentpunkte auf 9 Prozent zu, bei den älteren um vier
Prozentpunkte auf 13 Prozent.

Für die Fichte wurde ermittelt, dass jeder vierte Baum (25 Prozent) deutlich
geschädigt ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um drei
Prozentpunkte. Parallel dazu nahm der Anteil äußerlich gesunder Fichten um drei
Prozentpunkte auf 45 Prozent ab. Der Anstieg deutlicher Schäden geht
ausschließlich auf die Altersgruppe der über 60-jährigen Gehölze zurück. Hier
nahm der Anteil um zehn Prozentpunkte zu und lag mit 49 Prozent wieder auf
vergleichbarem Niveau wie 2001.

In der Altersgruppe bis 60 Jahre konnte dagegen eine geringfügige Abnahme der
geschädigten Bäume um zwei Prozentpunkte auf sechs Prozent bilanziert werden.

Als einzige Hauptbaumart konnte in diesem Jahr die Buche ihren Kronenzustand
verbessern. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume nahm um acht Prozentpunkte im
Vergleich zum Vorjahr ab und pegelte sich damit - auf nach wie vor niedrigem
Niveau - bei 34 Prozent ein. Die Verbesserung geht in erster Linie auf die
Entwicklung bei den über 60-jährigen Buchen zurück. In dieser Gruppe verringerte
sich der Anteil deutlich geschädigter Bäume um acht Prozentpunkte auf 49
Prozent.

Sorgenkind bleibt die Eiche. Nach der leichten Verbesserung Vorjahr
verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume
stieg um vier Prozentpunkte auf 43 Prozent. Ältere wie jüngere Bäume sind
betroffen. Mit 60 Prozent ist deutlich mehr als die Hälfte der Altbestände
ernsthaft geschädigt. Auch zwölf Prozent der Junggehölze sind unübersehbar
geschädigt.

Festzustellen bleibt, dass der Witterungsverlauf im zurückliegenden Jahr einige
Besonderheiten aufzeigte, die sich auf den Waldzustand auswirkten. Auch wenn
damit keine Aussage zum konkreten Anteil an den Veränderungen getroffen wird,
bleibt richtig: Die Monatsniederschläge lagen unter den langjährigen
Mittelwerten. Bereits in der zweiten Maihälfte wurden Trockenschäden an
Einzelbäumen sichtbar, ab Juli ließen Kiefern ihre Nadeln fallen. Experten
sprechen von einem Glücksmoment, dass es Mitte Mai bis Juli wenigstens etwas
geregnet hat.

In Sachsen-Anhalt wurde 2003 die dreizehnte Waldschadenserhebung im Folge
durchgeführt. Zur Methode: In einem vier mal vier Kilometer großen Gebiet wurden
an 274 Aufnahmepunkten exakt 6.576 Probebäumen erfasst. Es entfielen rund 53
Prozent auf die Gemeine Kiefer, 12 Prozent auf die Gemeine Fichte, sieben
Prozent auf die Rotbuche und zehn Prozent auf Trauben- und Stieleiche.
Sachsen-Anhalt zählt mit einem Waldanteil von rund 23 Prozent zu den eher
waldärmeren Bundesländern.

Links zum Thema Wald und Forst,
Links zum Bundesland Sachsen-Anhalt.

 


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