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@grar.de Aktuell - 13.11.2003

Kaum noch Chancen für die Nutztierhaltung?

Wissenschaftler fordern Entschärfung überzogener Umweltvorschriften


Hannover (agrar.de) - Für die landwirtschaftliche Tierhaltung bietet der
Standort Deutschland zurzeit düstere Perspektiven. Wissenschaftler befürchten
nach Angaben des Landvolks Niedersachsen, dass die Fleischerzeugung in
Deutschland zurückgeht und ins Ausland abwandert, weil sich aufgrund hoher
Umwelt- und Tierschutzauflagen kaum noch Standorte für neue Ställe finden
lassen. Nur durch die schnelle Erstellung moderner, ökonomisch effektiv
arbeitender großer Tierhaltungsanlagen könne das Wegbrechen der
Produktionskapazitäten durch den rasanten Strukturwandel in der Tierhaltung
aufgefangen werden, meinte Dr. Heinrich de Baey-Ernsten vom Kuratorium für
Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) kürzlich auf einer
Tagung der Deutschen Gesellschaft für Agrar- und Umweltpolitik (DGAU)
auf dem Versuchsgut Ruthe der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Allerdings sei
es schon seit Jahren aufgrund der starken Einflüsse des Umwelt- und
Bauplanungsrechts sehr schwer, in Deutschland Genehmigungen für neue Anlagen zu
bekommen. Einem Neubauvorhaben ständen nahezu immer öffentliche Belange im Wege.

Aber auch die gegenüber den Mitbewerbern höheren Kosten durch die gestiegenen
Umwelt- und Tierschutzstandards würden die deutsche Veredelungswirtschaft im
Wettbewerb benachteiligen und zu einer rasanten Verschärfung des Strukturwandels
führen. Insgesamt werde die Erzeugung in Deutschland deshalb sinken. Im übrigen
würden von dieser Entwicklung vor allem die mittelbäuerlichen Betriebe
betroffen, meinte de Baey-Ernsten. Die hohen Kosten zur Erfüllung der
Umweltauflagen könnten am ehesten von sehr großen Betrieben getragen werden, zu
denen eindeutig die Entwicklung gehe. Kosten einer Umweltverträglichkeitsprüfung
beispielsweise von mindestens 15.000 Euro könnten bei kleineren Bauvorhaben
nicht mehr verkraftet werden. Um die Tierproduktion am Standort Deutschland zu
halten, müsse das Umweltrecht durchführbar und auch bundeseinheitlich gestaltet
werden, forderte der Wissenschaftler. Derzeit sei dies jedoch nicht gegeben, vor
allem im Bereich der TA Luft.

Schließlich sei auch das Verhältnis von Umwelt- zu Tierschutz zu überdenken,
denn was für den Tierschutz gut sei, müsse nicht für den Umweltschutz gut sein
und umgekehrt. Besonders kritisch hinsichtlich der Umweltwirkungen wurden bei
der Tagung moderne Haltungsverfahren mit viel Bewegungsraum oder gar Auslauf für
die Tiere beurteilt, die immer mit großen Emissionen verbunden sind. Neben einer
Entschärfung überzogener gesetzlicher Anforderungen sei aber auch eine andere
Wertschätzung der landwirtschaftlichen Produktion in der Öffentlichkeit
notwendig, meinte de Baey-Ernsten. Der zuweilen katastrophalen Einschätzung der
landwirtschaftlichen Nutztierhaltung in der Bevölkerung sei nur mit einer
drastischen Imageverbesserung gegen zu steuern. Der Landwirtschaft sei es aber
bisher nicht gelungen, Leistungen für den Tier- und Umweltschutz, die sie in den
vergangenen Jahren bereits in großem Umfang und oft weit über gesetzliche
Standards hinaus vollbracht habe, überzeugend zu vermitteln.

Links zum Thema Stallbau und -einrichtung,
Links zum Thema Gesetze und Verordnungen.

 


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