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@grar.de Aktuell - 12.11.2003

Rolle der Grünen Gentechnik bei der Hungerbekämpfung umstritten


Berlin (agrar.de) - Die Rolle, die die grüne Gentechnologie bei der Verbesserung
der Welternährungssituation und der Verwirklichung des Rechts auf Nahrung
spielen kann, wurde bei einer Sitzung des Verbraucherschutzausschusses
kontrovers beurteilt. Das berichtet die Pressestelle des Bundestages.

Der Diskussion lagen Anträge der Koalitionsfraktionen und der CDU/CSU zugrunde.
Während der Antrag der Koalitionsfraktionen angenommen wurde, fand der
Unionsantrag nicht die notwendige Mehrheit.

Die Union hatte in ihrem Antrag unter anderem gefordert, die Erforschung der
Potenziale der grünen Gentechnik für die Agrarentwicklung und die Steigerung der
Nahrungsmittelproduktion in den Entwicklungsländern durch deutsche und
internationale Forschungseinrichtungen zu verstärken sowie die Anwendung von
transgenen Pflanzen und deren Sicherheitsbewertung in Entwicklungsländern durch
eine stärkere Zusammenarbeit zu verbessern.

Die Koalitionsfraktionen setzen sich in ihrem Antrag unter anderem dafür ein,
die Entwicklung und Verwirklichung internationaler Leitlinien zum Recht auf
Nahrung entsprechend der Resolution 'Welternährungsgipfel - Fünf Jahre danach'
vom Juni 2002 mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu fördern und für eine
inhaltliche Ausgestaltung der Leitlinien einzutreten.

Zudem sollten Maßnahmen der Entwicklungsländer im Agrarsektor unterstützt
werden, die die heimische Grundnahrungsmittelproduktion und -versorgung fördert,
und Landreformprozesse mit dem Ziel der Sicherung von Grundnahrungsmitteln durch
bäuerliche Landwirtschaft unterstützend begleitet werden.

Die Union mahnte bei den Koalitionsfraktionen eine pragmatischere Haltung bei
der Nutzung der Chancen der grünen Gentechnik für die Verbesserung der
Welternährungssituation an. Die bisher mehr als 10.000 Freilandversuche mit
gentechnisch veränderten Pflanzen hätten insbesondere in Bezug auf Erträge und
Einkommen der Bauern positive Ergebnisse erbracht.

Diese Erkenntnisse der Agrarforschung dürften den Entwicklungsländern nicht
vorenthalten werden, da es von entscheidender Bedeutung für diese Länder sei,
bei weiter zunehmenden Bevölkerungszahlen und limitierter Ackerfläche das
Ernteertragspotenzial deutlich zu steigern.

Die FDP kritisierte, dass im Koalitionsantrag die Chancen der grünen Gentechnik
bei der Bekämpfung des Hungers mit keinem Wort erwähnt würden. Da die von der
Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studien bisher keine gesundheitsschädlichen
Folgen beim Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen erbracht hätten,
dürfe den Entwicklungsländern nicht aus ideologischen Gründen die Entscheidung
darüber verwehrt werden, ob sie die Gentechnik nutzen wollen oder nicht.

Bündnis 90/Die Grünen kritisierten insbesondere die Akzentsetzung des
Unionsantrag, der die Chancen der grünen Gentechnik bei der Verbesserung der
Welternährungssituation überzeichne. Der Koalitionsantrag sei breiter angelegt,
da er das Recht auf Nahrung durch die Schaffung gerechterer
Weltwirtschaftsstrukturen erreichen wolle und auch den Abbau von Subventionen in
der EU vorsehe.

Die Sozialdemokraten warnten in Bezug auf die Nutzung der grünen Gentechnologie
vor einer 'Zwangsbeglückung der Entwicklungsländer'. Die gegenwärtig
vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden seien noch nicht
ausreichend, um die Auswirkung der grünen Gentechnik auf die biologische
Vielfalt und die menschliche Gesundheit abschließend zu beantworten.

Statt einseitig die Interessen weniger internationaler Nahrungsmittelkonzerne in
Fragen der grünen Gentechnik zu forcieren, sei es notwendig nach Wegen zu
suchen, wie bäuerlich-familiäre Landwirtschaftsstrukturen in den
Entwicklungsländern erhalten werden können.

Links zum Thema Biotechnologie,
Links zum Thema Agrarpolitik.

 


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