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@grar.de Aktuell - 07.11.2003

DBV: Landwirtschaft droht weiteres Abstrafen durch Ausbildungsplatzabgabe

Landwirtschaft leidet unter Lehrlingsmangel


Berlin (agrar.de) - Der Deutsche Bauernverband (DBV) lehnt eine
Ausbildungsplatzabgabe strikt ab. So lautet die Stellungnahme des DBV zu den
Plänen der rot-grünen Regierungskoalition, sich bereits in der kommenden Woche
auf die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe zu einigen. Scharfe Kritik übte
der DBV daran, dass mit der drohenden Ausbildungsplatzabgabe in einem
Rundumschlag auch die Landwirtschaft abgestraft würde, obgleich die Zahl der neu
abgeschlossenen Ausbildungsverträge im laufenden Jahr sogar angestiegen sei.
Außerdem leide die Landwirtschaft und die anderen agrarischen Berufe unter
Lehrlingsmangel. Gegenwärtig seien noch mehr als 1.000 Lehrstellen unbesetzt,
betonte der DBV.

Die Stellungnahme des DBV zur geplanten Ausbildungsplatzabgabe im Wortlaut:

'Ausbildungsabgabe schafft keine neuen Ausbildungsplätze!

Der Deutsche Bauernverband lehnt die von der SPD-Bundestagsfraktion geplante
Gesetzesinitiative zur Erhebung einer Ausbildungsabgabe ab dem 01. Januar 2004
entschieden ab.

Die deutsche Landwirtschaft hat keinen Mangel an Ausbildungsplätzen zu
beklagen - im neuen Ausbildungsjahr steigt die Zahl der Ausbildungsplätze in der
Landwirtschaft sogar an. Jetzt eine Ausbildungsabgabe zu fordern, ist
kontraproduktiv. Gesetzliche Zwangsabgaben bringen den landwirtschaftlichen
Betrieben insgesamt mehr Schaden als Nutzen und neue Probleme statt Lösungen.

Im Klartext: Eine Ausbildungsabgabe schafft keine neuen Ausbildungsplätze. Sie
hat eher negative Auswirkungen auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe mit
der Folge eines teilweisen Rückzugs aus der Ausbildung. Denn betriebliches
Ausbildungsengagement lässt sich nicht "kaufen". Es hängt wesentlich vom künftig
erwarteten Fachkräftebedarf in den Betrieben ab. Mit der geplanten
Umlagefinanzierung werden die Betriebe aber bestärkt, auf eine Ausbildung in
anderen Betrieben zu vertrauen. Das verringert die einzelbetriebliche
Ausbildungsbereitschaft und -verantwortung und führt zu weiterem
Lehrstellenmangel.

Eine Zwangsabgabe trifft alle landwirtschaftlichen Betriebe, auch diejenigen,
die ausbilden wollen, aber keine geeigneten Bewerber finden. In den grünen
Ausbildungsberufen der Landwirtschaft ist dieser Fall häufig anzutreffen. Jeder
Betrieb aber, der aus betriebsindividuellen Gründen nicht ausbildet oder
ausbilden kann, wird mit Kosten belastet. Das führt zu einem zusätzlichen
Kostenschub für die Landwirtschaft.

Weil Bewerber nicht für den angestrebten Beruf geeignet sind, bleiben seit
Jahren trotz insgesamt hoher Nachfrage Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Defizite
des Schulsystems hat u.a, die internationale PISA-Studie bestätigt. Mangelnde
Ausbildungsreife führt oft zur Ablehnung von Bewerbern, obwohl betrieblicher
Ausbildungsbedarf besteht. Auch dieses Problem kann nicht durch eine Abgabe
gelöst werden.

Die Bürokratiekosten einer Abgabe für eine Abgabenverwaltungsbehörde zur
Umlageerhebung, -verwaltung und -verwendung müssen mitfinanziert werden und
werden zu einer erheblichen volks- und betriebswirtschaftlichen Verteuerung der
Ausbildung führen. Darüber hinaus wird der Verwaltungsaufwand der
landwirtschaftlichen Betriebe erhöht, anstatt Bürokratie abzubauen.

Der Deutsche Bauernverband e.V. lehnt daher mit allen Agrarverbänden die
Einführung einer gesetzlichen Regelung zur umlagefinanzierten Ausbildung
vehement ab.'

Links zum Thema Bildung und Arbeitsmarkt,
Links zum Thema Verbände.

 


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