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@grar.de Aktuell - 07.11.2003

Sachsen-Anhalt: Öko-Anbauverbände und Unternehmen starten Gentechnik-Aufruf 'Wahlfreiheit erhalten'


Greifenhagen/Wanzleben/Schwanefeld (agrar.de) - Die Öko-Anbauverbände
Sachsen-Anhalts - Bioland, Gäa, Demeter und die APÖL als Interessenvertretung
der Verbände Naturland, Biopark und der Biohöfegemeinschaft - haben eine
Initiative für eine Landwirtschaft ohne Gentechnik in Sachsen-Anhalt gestartet.
In dem Aufruf 'Wahlfreiheit erhalten' (siehe unten) wird die
sachsen-anhaltinische Landesregierung aufgefordert:

- die landwirtschaftlichen Betriebe, die ohne Gentechnik wirtschaften, vor
Kontaminationen zu schützen

- die Unternehmen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft durch die Gentechnik
nicht zu gefährden

- sich im Bundesrat für klare und strenge Regeln bei dem Anbau von gentechnisch
veränderten Pflanzen einzusetzen.

Bereits 19 Institutionen und Unternehmen auf Landes- und Bundesebene
unterstützen die Initiative. Dabei ist die gesamte Lebensmittelbranche
vertreten, angefangen bei den Landwirten über die Le-bensmittelverarbeiter bis
hin zu den Verbrauchern.

Das heute von der Landesregierung initiierte Memorandum zur Biotechnologie kann
hingegen nur auf die Unterstützung der Biotechnologiebranche verweisen. Die
Tatsache, dass selbst die großen Landwirtschaftsverbände in Sachsen-Anhalt nicht
bereit waren, das Memorandum zu unterzeichnen zeigt, dass auch die
konventionelle Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt zukünftig den Markt für
Lebensmittel ohne Gentechnik bedienen will.

Damit unterstützt die Landesregierung einseitig eine einzige Branche gegen den
Willen der Verbraucher, der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeiter. Das
ist politisch nicht verantwortlich. Zurzeit werden von der EU
(Saatgut-Richtlinie) und der Bundesregierung (Gentechnikgesetz) wichtige Gesetze
zur Regelung der sogenannten Koexistenz von Landwirtschaft mit und ohne
Gentechnik erarbeitet. Das Land Sachsen-Anhalt sollte ein eigenes Schutzkonzept
für die Landwirtschaft ohne Gentechnik entwickeln. Sie soll sich nicht zur
Wegbereiterin dieser Risikotechnologie machen lassen.


Aufruf 'Wahlfreiheit erhalten'

Existenz einer Landwirtschaft ohne Gentechnik sicherstellen
Gefährdung durch den Anbau von transgenen Pflanzen ausschließen

Eine Initiative der Öko-Anbauverbände sowie von Unternehmen der ökologischen
Lebensmittelwirtschaft in Sachsen-Anhalt.

Die Zukunft der europäischen Landwirtschaft liegt in der hohen Qualität ihrer
Produkte und im Vertrauen der Verbraucher. Hierfür ist eine Landwirtschaft ohne
Gentechnik die Basis. Auch zukünftig muss es deshalb möglich sein, ohne
Gentechnik zu produzieren.

Über 70 Prozent der Verbraucher in der EU lehnen den Einsatz von Gentechnik in
Landwirtschaft und Lebensmitteln ab, ca. 70 Prozent der Landwirte wollen diese
Risikotechnologie nicht einsetzen. Diesen Anliegen muss Rechnung getragen
werden. Das Recht auf eine Ernährung ohne Gentechnik muss gesetzlich verankert
und ein konsequenter Verbraucherschutz umgesetzt werden.

Lebensmittel, die ohne Gentechnik hergestellt werden, müssen ein Markenzeichen
für den hohen Qualitätsstandard von Lebensmitteln aus Sachsen-Anhalt bleiben.

In Sachsen-Anhalt wirtschaften mehr als 250 landwirtschaftliche Betriebe auf
über 35.000 ha nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Damit sind
Sachsen-Anhalts Bio-Betriebe ein wichtiger Rohstofflieferant für verarbeitende
Unternehmen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft auch über die Grenzen von
Sachsen-Anhalts hinaus. Daneben gibt es auch in Sachsen-Anhalt vermehrt
Unternehmen, die auf die Verarbeitung von Erzeugnissen aus kontrolliert
biologischem Anbau setzen.

Damit ist der ökologische Landbau ein bedeutender Wirtschaftssektor im
Agrarbereich und aufgrund seines überdurchschnittlichen Personalbedarfs auch ein
wichtiger Arbeitgeber im ohnehin strukturschwachen ländlichen Raum.

Darüber hinaus wird die ökologische Lebensmittelwirtschaft im besonderen Maße
den Anforderungen, den die Verbraucher-/innen an eine nachhaltige und
tierschutzgerechte Landwirtschaft stellen, gerecht. Dies beinhaltet auch den
konsequenten Verzicht auf die Anwendung von Gentechnik in der
landwirtschaftlichen Produktion.
Die Freiheit, einen Anbau ohne Gentechnik auch zukünftig betreiben zu können,
muss sowohl für konventionell als auch für ökologisch wirtschaftende Betriebe
unbedingt erhalten bleiben.

In dem zu verabschiedenden Gentechnikgesetz müssen hierfür die Rahmenbedingungen
geschaffen werden. Oberste Priorität muss hierbei der Schutz eines
gentechnikfreien Anbaus haben. Dies schließt die Haftung für evtl. auftretende
Schäden ein. Die derzeit geltenden Haftungsregeln reichen hierfür nicht aus. Es
muss sichergestellt sein, dass die Haftungsregeln dem Verursacherprinzip folgen.
Außerdem dürfen die Kosten für zusätzlich notwendige Untersuchungen und
Vorbeugemaßnahmen nicht der Landwirtschaft, die keine Gentechnik einsetzt,
aufgebürdet werden.

Wir fordern die Landesregierung von Sachsen-Anhalt auf:
- dem Verbraucherwunsch nach nicht gentechnisch manipulierten Lebensmitteln
gerecht zu werden

- die landwirtschaftlichen Betriebe, die sich für eine Produktion ohne
Gentechnik entscheiden, vor Kontaminationen zu schützen

- die Existenz der Unternehmen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft nicht
durch die Gentechnik zu gefährden

- die Arbeitsplätze in den Betrieben der ökologischen Lebensmittelwirtschaft
nicht zu gefährden

- die Chancen einer Produktion ohne Gentechnik für den Wirtschaftsstandort
Sachsen-Anhalt innerhalb des nach der EU-Osterweiterung weltweit größten
Binnenmarktes zu nutzen

- sich im Bundesrat für einen umfassenden Schutz einer Landwirtschaft ohne
Gentechnik einzusetzen und klare und strenge Regeln für den Anbau gentechnisch
veränderter Pflanzen zu fordern

- das sachsen-anhaltinische Agrarmarketing gezielt und schwerpunktmäßig zur
Profilierung einer Landwirtschaft ohne Gentechnik einzusetzen

- umfassend über jegliche geplanten Vorhaben bzgl. des Einsatzes der Gentechnik
in der Landwirtschaft zu informieren

Die Initiative wird unterstützt von:

Institutionen in Sachsen-Anhalt:
attac-Halle Südstrasse 47 06110 Halle
APÖL Dorfstrasse 26 39343 Schwanefeld
Bioland e.V. Sachsen-Anhalt Winkel 7 06333 Greifenhagen
BUND Sachsen-Anhalt e.V. Olvenstedter Str. 10 39108 Magdeburg
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
BUND Regionalverband Mühlweg 46 06114 Halle
Halle-Saaleverband
Bündnis 90/Die Grünen Gr. Klausstrasse 11 06108 Halle
Regionalverband Halle-Saalkreis
Demeter Sachsen-Anhalt e.V. Windmühlenbreite 25d 39164 Wanzleben
Arbeitsgemeinschaft für biologisch-dynamischen Landbau
Gäa e.V. Sachsen-Anhalt Windmühlenbreite 25d 39164 Wanzleben
Vereinigung ökologischer Landbau
Grünstempel-Ökokontrollstelle Windmühlenbreite 25d 39164 Wanzleben
EU Kontrollstelle für ökologische Erzeugung und Verarbeitung
landwirtschaftlicher Produkte
Entwicklungsbüro ökologischer Landhof Lindenberg 39615 Lindenberg
Landbau

Institutionen auf Bundesebene:
Bioland e.V. Bundesverband Kaiserstr. 18 55116 Mainz
Biopark e.V. Karl-Liebknecht-Str. 26 19395 Karow
BÖLW e.V. Marienstrasse 19-20 10117 Berlin
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
BUND e.V. Bundesverband Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin
Bund für Umweltund Naturschutz Deutschland
Gäa e.V. Bundesverband Am Beutlerpark 2 01217 Dresden
Vereinigung ökologischer Landbau

Unternehmen:
Bioland Markt GmbH Mitte Londorfer Str. 28 35305 Grünberg
Bohlsener Mühle Mühlenstrasse 1 29581 Bohlsen
Naturkost Erfurt GmbH Greifwalder Str. 27 99085 Erfurt
Öko-Korn-Nord w.V. Wulfsoder Weg 5 21386 Betzendorf

Links zum Thema Biotechnologie,
Links zum Thema Verbände.

 


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