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@grar.de Aktuell - 30.10.2003

Blühende Rapsfelder fördern Hummeln in der Agrarlandschaft

Nicht nur Naturlandschaften bieten optimalen Lebensraum


Göttingen (agrar.de) - Als Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen haben Hummeln
eine wichtige Funktion in unserer Agrarlandschaft. Ihr Vorkommen ist jedoch
durch die Zerstörung naturnaher Lebensräume und die Intensivierung der
Landwirtschaft bedroht. Wissenschaftler der Universität Göttingen haben
herausgefunden, dass großflächig angebaute, blühende Kulturpflanzen wie etwa
Raps die Verbreitung dieser Insekten fördert.

Das Forscherteam des Fachgebietes Agrarökologie widerlegt mit seiner Studie die
unter Wissenschaftlern und Naturschützern verbreitete Meinung, dass
naturbelassene Landschaften den optimalen Lebensraum für Hummeln darstellen. Bei
Umweltmaßnahmen im Agrarbereich soll daher, so folgern die Agrarökologen, auch
der Beitrag großer Anbauflächen für den Umweltschutz und den Erhalt der
Artenvielfalt berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in
der Fachzeitschrift 'Ecology Letters' publiziert.

'Insbesondere Hummelköniginnen, die im Frühjahr neue Kolonien gründen und die
erste Generation von Arbeiterinnen allein heranziehen, profitieren von den
massenhaft verfügbaren Rapsblüten', erläutert Agrarwissenschaftlerin Catrin
Westphal. Mit geringem Aufwand könnten die Insektenköniginnen größere Mengen
Nektar und Pollen in den Blütenfeldern sammeln und so das Überleben ihrer
Nachkommen sichern. Bisher wurde die Bedeutung des massenhaften Blütenangebots
von blühenden Kulturpflanzen, so genannten Massentrachten, aufgrund der kurzen
Blühperioden als gering eingestuft. Catrin Westphal: 'Hummeln profitieren
allerdings von Massentrachten nur dann, wenn ihnen zusätzlich ausreichend
Nistplätze und ein kontinuierliches Blütenangebot in den naturnahen Lebensräumen
der Agrarlandschaft zur Verfügung stehen. Aufgrund der hohen Mobilität von
Hummeln sollten Agrarumweltmaßnahmen auf Landschaftsebene und nicht nur lokal
für einzelne Lebensräume umgesetzt werden.'

In der Umgebung von Göttingen hatten die Wissenschaftler 16 kreisförmige
Untersuchungsgebiete definiert, die von intensiv landwirtschaftlich genutzen
Gebieten bis zu Landschaften mit zahlreichen naturbelassenen Lebenräumen
reichten. Im Zentrum dieser Landschaftsausschnitte wurde die Dichte der Hummeln
bestimmt. 'Gab es in den Landschaftsausschnitten durch blühende Massentrachten
mehr verfügbare Nahrungsressourcen für die Hummeln, konnten wir einen positiven
Effekt auf die Hummeldichten nachweisen', so Catrin Westphal. Die
Agrarwissenschaftlerin hat die Untersuchung im Rahmen ihrer Doktorarbeit
durchgeführt. Betreut wurde sie dabei von Privatdozent Dr. Ingolf
Steffan-Dewenter und Prof. Dr. Teja Tscharntke. Ihr Projekt wurde von der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert und ist dem Biolog-Programm des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) angegliedert.

Links zum Thema Landschaft und Natur,
Links zum Thema Forschung.

 


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