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@grar.de Aktuell - 23.10.2003

Hessen: Unternehmensgewinne dramatisch gesunken

Erste Betriebsergebnisse des abgelaufenen Wirtschaftsjahres


Friedrichsdorf/Limburg (agrar.de) - Anlässlich des hessischen
Landeserntedankfestes, das am 26. Oktober im Limburger Dom gefeiert wird,
stellte der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Peter
Voss-Fels, eine erste Auswertung hessischer Buchführungsergebnisse des
Wirtschaftsjahres 2002/2003 vor.

'Die Einkommen in der hessischen Landwirtschaft sind gegenüber dem Vorjahr
dramatisch gesunken. Damit haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen mehr als
bewahrheitet', betonte Voss-Fels.

Bei den ausgewerteten Betrieben sei der durchschnittliche Unternehmensgewinn von
31.668 Euro pro Jahr um knapp 6.200 Euro auf 25.476 Euro im Wirtschaftsjahr
2002/2003 zurückgegangen. Damit hätten die Bauern im Schnitt fast ein Fünftel
ihres Einkommens verloren. Aufgrund der sehr niedrigen Getreidepreise zur Ernte
2002 hätten die Marktfruchtbetriebe die größten Verluste hinnehmen müssen.

Die analysierten Betriebe beschäftigten durchschnittlich 1,4
Familienarbeitskräfte, so dass pro Arbeits-kraft ein Jahreseinkommen von ca.
18.200 Euro erwirtschaftet wurde. Die Flächenausstattung dieser Betriebe sei von
68,0 ha auf 69,7 ha leicht angestiegen, wobei der Pachtflächenanteil sich nur
unwesentlich von 72,5 Prozent auf 72,7 Prozent erhöhte.

Generalsekretär Peter Voss-Fels betonte ausdrücklich, dass von dem in
landwirtschaftlichen Unternehmen erzielten Gewinn noch die notwendigen
Investitionen, Sozialversicherungsbeiträge und Steuern bezahlt werden müssten.
Deshalb dürfe der Unternehmensgewinn keinesfalls mit dem Nettogehalt eines
Arbeitnehmers gleichgesetzt werden.

Nettoinvestitionen rückläufig

'Der Rückgang der Nettoinvestitionen gegenüber dem Vorjahr von knapp 8.000 Euro
auf rund 4.500 Euro ist ein Alarmsignal, das die große Verunsicherung in den
Betrieben wiederspiegelt', erklärte der HBV-Generalsekretär. Er machte neben der
schlechten Ertragslage im Ackerbau, bei der Milchvieh- und Schweinehaltung die
finanz- und haushaltspolitischen Entscheidungen der Bundesregierung (höhere
Krankenversicherungsbeiträge, Mehrbelastungen beim Agrardiesel, Wegfall der
Umsatzsteuerpauschalierung) dafür verantwortlich.

Erschwerend hinzu kämen die Sparbeschlüsse der Hessischen Landesregierung, die
insbesondere bei der Ausgleichszulage und beim Hessischen
Kulturlandschaftsprogramm besonders schmerzlich seien und deshalb zurückgenommen
werden müssten. Auch die Bauern seien sich darüber im Klaren, das angesichts der
schwierigen Finanzlage der öffentlichen Haushalte gespart werden müsse,
allerdings mit Augenmaß und dort, wo die Einschnitte verkraftbar seien.

Schließlich trage die geplante Reform der EU-Agrarpolitik ganz entscheidend zur
Verunsicherung in den Betrieben bei. Am stärksten betroffen seien die
Milcherzeuger, denen nach den vorliegenden Plänen etwa ein Drittel ihres
Einkommens genommen werden soll.

'Das können unsere Betriebe nicht verkraften. Hier muss nachgebessert werden,
ansonsten wird es bei den rund 5.600 hessischen Milchviehbetrieben ein bislang
noch nicht dagewesenes Höfesterben geben', stellte HBV-Generalsekretär Peter
Voss-Fels mit großer Sorge fest.

'Das Verramschen von Lebensmitteln in den Supermärkten muss endlich ein Ende
haben. Geiz ist geil, ist nicht der richtige Weg', sagte Peter Voss-Fels mit
Blick auf die bundesweite Kampagne 'Lebensmittel sind mehr wert!'. Die
hessischen Aktionen hätten gezeigt, dass die Verbraucher auf der Seite der
Bauern stünden. Leider habe der Handel dieses Signal bislang nicht aufgegriffen.

Links zum Thema Verbände,
Links zum Bundesland Hessen.

 


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