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@grar.de Aktuell - 22.10.2003

Ehlen: EU-Papier zur Zuckermarktordnung nicht akzeptabel


Hannover/Uelzen (agrar.de) - Ganz im Zeichen der EU-Zuckerpolitik stand der
Besuch des niedersächsischen Ministers für den ländlichen Raum, Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Hans-Heinrich Ehlen in der Zuckerfabrik
Uelzen der Nordzucker AG. 'Die Vorstellungen der EU-Kommission zur künftigen
Zuckerpolitik sind eine Kriegserklärung an die Zuckerrübenbauern der EU', sagte
Ehlen beim Rundgang durch die Fabrik.

Das jetzt vorgelegte Optionspapier zur Zukunft der EU-Zuckermarktordnung lehnt
Ehlen kategorisch ab. 'Dieses Papier beschreibt vier Wege, die über kurz oder
lang allesamt zum Ausstieg Europas aus der Zuckerproduktion führen.' Die von der
EU-Kommission jetzt favorisierte Option sieht vor, Zuckerquoten und
Mindestpreise spätestens ab 2013 abzuschaffen. Als einziges Preis
stabilisierendes Instrument will die Kommission ab dann nur noch den Außenschutz
zulassen. Der sei jedoch, wie Ehlen betonte, durch Zugeständnisse der
EU-Außenminister an 49 Entwicklungsländer (LDC) 'durchlöchert' und damit
unwirksam. Diese Länder dürfen ab 2009 Zucker in unbegrenzten Mengen und
zollfrei in die EU einführen.

Die von der EU-Kommission bevorzugte Option komme damit quasi der völligen
Liberalisierung gleich und sei indiskutabel. Zwingend erforderlich sei es laut
Ehlen, Quoten für den Import von Zucker aus Drittländern festzulegen, um
Planungssicherheit für Landwirte und Industrie zu schaffen.

Ehlen betonte, dass Niedersachsen in ganz besonderem Maße von der
Zuckerrübenproduktion abhänge. Insgesamt sind 10.000 landwirtschaftliche
Betriebe mit etwa 120.000 Hektar Zuckerrübenanbau auf die Einkünfte aus dem
Rübenanbau angewiesen, der in vielen Betrieben etwa 50 Prozent der Erlöse
bringe. Die Zuckerfabrik Uelzen bezeichnete Ehlen als Paradebeispiel für die
hohen Sozial- und Umweltstandards in der EU-Zuckerindustrie. Hier werde
deutlich, dass nachhaltiges Wirtschaften in der heimischen Zuckerindustrie
bereits Realität sei.

Dr. Ulrich Nöhle, Vorstandsvorsitzender der Nordzucker AG, dankte Ehlen für sein
'nachhaltiges Engagement in gemeinsamer Sache'. Die von der EU-Kommission
vorgelegten vier Optionen seien für die Zuckerhersteller in der EU 'nicht
akzeptabel'.

Die Kommission selbst schätze die Folgen ihrer Modellvorschläge für die Branche
dramatisch ein, sagte Nöhle. 'Parteilichkeit kann man uns hier nicht vorwerfen.
Wir brauchen nur die Szenarien aus dem 50-seitigen Optionspapier der EU zu
zitieren'. Danach fallen bei Realisierung der jetzt von der Kommission
bevorzugten Optionen zwischen 24- und 29.000 Arbeitsplätze in der
EU-Zuckerindustrie weg. Von EU-weit 135 Zuckerfabriken würden 78 bis 98
Standorte geschlossen.

Dramatisch würde es auch das vor- und nachgelagerte Gewerbe treffen, erläuterte
Nöhle weiter: 'Hier würden 51.000
Arbeitsplätze wegfallen.' Als Folge für die Landwirtschaft weist das
Kommissionspapier den Wegfall von 'nur' 4.000 bis 7.500 Arbeitsplätzen aus, weil
der Ausstieg aus dem Rübenanbau nicht zwangsläufig die Aufgabe des
landwirtschaftlichen Betriebes bedeute. Nöhle bat den Minister, sich weiter
dafür einzusetzen, das auch die künftige Zuckermarktordnung die bewährten
Instrumente, Quotenregelung, Außenschutz und Mindestpreis für Zuckerrüben
behält.

Links zum Thema Zuckerrüben,
Links zum Thema EU und Landwirtschaft.

 


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